Frauenwallfahrt auf den Kerbschen Berg
Von der Kraft der Worte
1500 Wallfahrerinnen waren auf den Kerbschen Berg gekommen. | Foto: Gregor Mühlhaus |
Was sich Frauen wünschen – Seelsorgeamt lädt ein |
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Was sich Frauen wünschen – Seelsorgeamt lädt ein Anne Rademacher, Leiterin des Seelsorgeamts, lädt interessierte Frauen zu Gesprächsrunden ein. Thema: Frauen und katholische Kirche. Anstoß dazu gab ihr die diesjährige Frauenwallfahrt. Die Teilnehmerinnen waren eingeladen, ein weißes Tuch oder einen weißen Schal zur Wallfahrt mitzubringen. Vorsorglich hatte die Vorbereitungsgruppe auch noch welche in petto. Die Schals und Tücher waren zum einen ein Zeichen dafür, dass sich Frauen in ihrer Kirche Gleichberechtigung wünschen. Sie möchten sich mit all ihren Gaben und Talenten einbringen, denn eine christliche Kirche geht nur gemeinsam, mit allen Frauen und Männern. Zum anderen erinnert der weiße Schal oder das weiße Tuch an die eigene Taufe. Eigentlich müssten sie viel öfter, etwa in Wort-Gottes-Feiern, im Dienst der Krankenkommunion, bei der Kinderkatechese, in Gremiensitzungen, in ökumenischen Gottesdiensten, vielleicht sogar bei der Eucharistiefeier und vielen anderen Gelegenheiten getragen werden, um sich der eigenen Taufe immer wieder bewusst zu werden. Das jedenfalls könne sie sich gut vorstellen, so Anne Rademacher. Nach dem Wallfahrtsgottesdienst bot sie eine Gesprächsrunde zum „Frauenthema“ an. Die Seelsorgeamtsleiterin beschreibt, dass sie Frauen erleben durfte, „die die Kirche gestalten wollen. Frauen, die wahrnehmen, dass Frauen um die 40 wegbleiben – vielleicht, weil ihre Themen nicht vorkommen. Frauen, die gern mehr mütterliche Glaubenszeuginnen erleben wollen, gerade für Kinder. Frauen, die unserer Kirche Beichtmütter wünschen. Frauen, die den Zugang für Frauen zu Ämtern wollen und solche, die sich das gar nicht vorstellen können. Vor allem aber Frauen, die sich von seinem Wort, vom Wort Gottes, bewegen lassen und das mit anderen teilen können und wollen“. Am Ende der Gesprächsrunde stand der Wunsch, sich zu vernetzen und das Thema zu vertiefen. Dazu möchte Anne Rademacher die Möglichkeit geben. Wer das Gespräch fortsetzen oder sich erstmals mit daran beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen! Notwendig ist erst einmal eine E-Mail an seelsorgeamt@bistum-erfurt.de (bitte unbedingt angeben, welche Tage günstig sind, also ob lieber ein Abend in der Arbeitswoche gewünscht ist oder ob das Treffen doch besser samstags oder sonntags stattfinden sollte).Der Termin wird allen Interessierten rechtzeitig weitergegeben. (aw/tdh) |
In dem Anspiel von Marion Pietzuch und Sabine Orlob ging es um die Kraft und die Wirkung von Worten. Das Leitwort der Wallfahrt wurde mit großen Buchstabenwürfeln zu einem Turm aufgebaut. Worte könnten Brücken bauen, manchmal liebevoll seien, aber auch verletzend. „Worte vergeben, Worte zerstören und Worte trösten. Durch das Wort ist alles geworden“, meinten die Frauen, die betonten, dass es immer darauf ankomme, was, wie und zu wem man etwas sage. Denn Worte bekämen erst mit dem Gegenüber einen Sinn und erst durch das Zuhören gewinne das Wort Bedeutung.
Nach dem Anspiel zogen Fahnenträgerinnen, Kommunionhelferinnen, Pfarrer, sowie Weihbischof Reinhard Hauke und Bischof Ulrich Neymeyr zum Festgottesdienst ein. Neymeyr betonte zur Begrüßung, dass Menschen mit Worten oft sehr verantwortungslos umgehen würden. So sei die Zunge das Körperteil, mit dem am meisten gesündigt werde. In der Predigt setzte er den Gedanken fort: „Jede von Ihnen wird sich an Worte erinnern, die sie bis ins Mark verletzt haben und an Worte, die sie aufgebaut und getröstet haben“. Der Bischof kritisierte den derzeitigen unglaublichen Missbrauch der Sprache in der Politik. Es würden Begriffe erfunden, die ganze Menschengruppen aufs Gemeinste diskriminierten. Und es würden ganz bewusst Begriffe verwendet, die durch ihren nationalsozialistischen Hintergrund regelrecht vergiftet seien. Der Epheserbrief gebe den guten Rat: „Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und den, der es hört, Nutzen bringt“. Gott sei großzügig, die Menschen anzusprechen und sein gutes Wort mit ihnen zu teilen, damit sie, wie es im Epheserbrief weiter heiße, nicht mit guten Worten sparten. Der Bischof zitierte den römischen Hauptmann, der gesagt hatte: „Herr, sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund“. Neymeyr habe sich gefragt, welches Wort es sein könne, durch das Gott die Seele derer, die es sprechen, gesund mache. „Ich glaube, es ist mein Name. Mit diesem Wort, dem Namen eines jeden, sind wir von Gott gerufen und wenn er uns so anspricht, dann werden wir von innen heil.“
Nach dem Festgottesdienst gab es mehrere thematische und kreative Angebote und Musik der Band „Patchwork“, die auch die Messe gestaltet hatte. Zum Abschluss las Mechthild Schroeter-Rupieper vom Institut für Familientrauerbegleitung aus Gelsenkirchen „Geschichten, die das Leben erzählt, weil der Tod sie geschrieben hat“.