Von Jona, Mose und Jesus

Eröffnungsrunde: Lyna hält stolz die Bibel hoch. Pfarrer Johannes Zülicke, Maria Ehspanner, Gerhard Ehspanner, Ulrike Hoffmann und Mädchen und Jungen aus der Kindertagesstätte St. Elisabeth in Weißenfels schauen zu (von links).    Foto: Manuela Knittel

Wie Geschichtenvorlesen für Kita-Kinder und Vorlesende spannend, lustig und motivierend sein kann, zeigte ein Vorlesetag im Juni in der Kindertagesstätte St. Elisabeth in Weißenfels. Die Einrichtung ist eine Sprach-Kita, die über das Programm „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Bonifatiuswerk im Bistum Magdeburg gefördert wird. Deshalb wird den Kindern hier des öfteren vorgelesen. Das Programm „Sprach-Kitas“ richtet sich an Einrichtungen, die einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Kindern mit besonderem sprachlichen Förderbedarf haben.
Der Vorlesetag war zugleich der Start in das Projekt „Die Bibel – das Buch der Bücher“. Frauen und Männer aus der Pfarrgemeinde hatten dafür Geschichten aus der Bibel ausgesucht, um sie den Mädchen und Jungen vorzulesen. „Ist das nicht zu schwer für die Kinder oder sogar diskriminierend für diejenigen, die nicht aus einem christlichen Elternhaus kommen, stellte sich in der Vorbereitung die Frage“, so Vorleserin Ulrike Hoffmann. „Doch die Kita ist eine katholische Einrichtung und die Eltern haben sie ausgesucht, weil sich Träger und Erzieherinnen dafür einsetzen, christliche Werte zu vermitteln und die froh machende Botschaft zu leben. Jeder Mensch, jedes Lebewesen ist von Gott geliebt und muss deshalb mit Rücksichtnahme, Fürsorge und Liebe behandelt werden. Dieses Ziel finden alle gut, Christen und Muslime genauso wie Menschen ohne konfessionelle Bindung.“

Eigentlich erzählten die Kinder
Damit es aber auch die kleinen und größeren Kinder verstehen und sie Spaß daran haben, wurde das Projekt und der Auftakt-Vorlesetag von Sprachfachkraft Manuela Knittel gut vorbereitet.
Beginn war endlich wieder in großer Runde! Zusammen macht Singen, Klatschen und Rätseln, welches Buch und welche der Vorlesetanten oder -onkels in die eigene Gruppe kommt, einfach mehr Spaß. Natürlich wurden die drei Pandemie-G´s eingehalten.
Die erste Geschichte, wie Jesus seinem Freund Petrus half, etwas Unmögliches zu leisten, trug Pfarrer Johannes Zülicke in großer Runde vor. Danach ging es altersgemäß in die Gruppen und Räume. Und dort wurde endlich gelesen? Ja, das auch: Von Noah, seinen Tieren und dem Neuanfang unter dem Regenbogen, von Jona und dem Wal, von der Erschaffung der Welt, von Joseph und seinen Brüdern und von Moses im Binsenkörbchen. „Aber eigentlich erzählten die Kinder, was sie auf den Bildern und den aufgebauten Spielfiguren sahen, was sie erkannten, ob die Figuren in den Geschichten hilfsbereit oder eigennützig, mutig oder feige, fröhlich oder traurig sind und ob sie selbst schon in ähnlichen Situationen waren. Denn darum“, so Ulrike Hoffmann, „geht es bei dieser Art des sogenannten dialogischen Vorlesens: Die Kinder sollen erzählen wollen.“
Manche plapperten ganz viel, andere ließen sich mitreißen und andere, die noch nicht so gut Deutsch konnten oder einfach schüchtern sind, verfolgten das Ganze mit großen Augen und nahmen vorsichtig die eine oder andere Figur in die Hand.

Kleine Boten der Menschenfreundlichkeit
„Wie gut“, so Hoffmann weiter, „dass jedes Kind eine farbige Papierrolle mit nach Hause bekam, in der in kurzen Sätzen Deutsch und Englisch den Eltern das beginnende Projekt vorgestellt wurde. Die Rolle enthielt auch ein Ausmalbild, passend zur jeweils gehörten biblischen Geschichte. So konnten die Kinder beim Ausmalen ihren Eltern erzählen, was sie gehört und erlebt haben und so selbst kleine Boten der Menschenfreundlichkeit sein.
Das Projekt wird in nächster Zeit fortgesetzt. Denn Sprache ist der Schlüssel zur Welt – Nächstenliebe aber macht sie lebenswert! (uh/tdh)

Mehr Infos: www.kath-kita-weissenfels.de; www.sprach-kitas.fruehe-chancen.de