Anfrage
Wann muss ein Priester eine Stola tragen?
Seit wann gibt es die Stola? Muss ein Priester sie tragen, etwa bei einer Segnung? Wäre eine Segnung auch ohne Stola gültig? A. B., Jülich
Es gibt verschiedene Theorien, wie die Stola entstanden ist. Die gängigste besagt, dass sie sich aus einem weltlichen Amtszeichen der Spätantike, das vom Kaiser verliehen wurde, entwickelte. Eine andere Theorie vermutet, dass die Stola möglicherweise auch ein Ersatz für den Gebetsmantel der Juden ist. Symbolisch wird sie oft gedeutet als Joch Christi, das der Priester bereit ist zu tragen: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht“, heißt es im Matthäusevangelium.
Die Synode von Braga 561 kennt die Stola als Zeichen für den Diakon und unterscheidet bereits verschiedene Trageweisen. Als gemeinsames Zeichen von Diakonen, Priestern und Bischöfen wird die Stola beim Konzil von Toledo 633 erwähnt.
Das aber betraf zunächst nicht die Kirche von Rom und den westlichen Ritus. Dort war die Stola für Priester und Bischöfe lange Zeit nicht bekannt, es war eine Tradition der gallischen und spanisch-westgotischen Kirche. Einzig der Papst trug das Pallium, die weiße Wollstola mit sechs schwarzen Kreuzen, ringförmig um den Hals. Erst im neunten Jahrhundert wurde die Stola auch in Rom das Zeichen für den Klerus. Heute gehört das Überreichen der Stola zu den Riten der Diakonen- und Priesterweihe.
Priester und Diakone tragen die Stola bei allen Amtshandlungen, also etwa bei Eucharistiefeiern, Sakramentenspendungen, Weihen, Segnungen und Predigten. Der Diakon trägt die Stola wie eine Schärpe diagonal über die linke Schulter. Priester und Bischöfe legen die Stola um beide Schultern und lassen die Stoffenden herunterfallen. Sie wird unter dem Messgewand getragen, sonst über der Kasel oder Albe – so wird die Bedeutung als Amtszeichen hervorgehoben.
Die Wirkung des Segens hängt aber nicht vom Tragen der Stola ab. Es geht vielmehr um die Absicht des Priesters, im Auftrag der Kirche und Gottes zu handeln, bestärkt durch die Gebete und den Glauben dessen, der um Segen bittet.
Von Kerstin Ostendorf