Erfurter Hobbykünstler gestaltete modernes Fastentuch

„Was fange ich denn damit an?“

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Markus Karolewski wurde das Malen in die Wiege gelegt. Der Erfurter Hobbykünstler gestaltete ein modernes Fastentuch für die St. Georgskirche. Dabei war ihm wichtig, ein zeitgemäßes Motiv zu finden: den QR-Code.

Markus Karolewski und das Fastentuch im Kirchort Erfurt-Daberstedt.    Foto:Holger Jakobi

 

Nein, der große QR-Code hinter dem Altar der Sankt Georgs Kirche in Erfurt enthält keine Botschaft. Zumindest keine, die mit dem Handy eingelesen werden kann. Er ist eine große Einladung zum Nachdenken, zum zur Ruhe kommen. Der QR-Code ist neben dem Senfkorn das zentrale Motiv des diesjährigen Fastentuches des Kirchortes in Erfurt-Daberstedt. Geschaffen hat ihn Markus Karolewski. „Früher habe ich immer die Dekoration für unseren Gemeindefasching gemalt. Der fiel nun zum zweiten Mal aus und so habe ich unseren Pfarrer gefragt, ob ich das Fastentuch gestalten darf.“ Pfarrer Marcellus Klaus von der Erfurter Innenstadtgemeinde Sankt Laurentius stimmte zu und Markus Karolewski machte sich an die Arbeit.
Zuerst galt es Motive zu finden. „Mir war wichtig, etwas zu finden, was mit dem Leben der Menschen zu tun hat. So kam ich bald auf den Code. Dieser  wurde in den 80er Jahren in Japan entwickelt und findet sich heute überall. Firmen leiten mit ihm auf ihre Produktinformationen, Parteien setzen ihn im Wahlkampf ein, er bestätigt den Impfstatus, kulturelle Einrichtungen stellen sich vor und geben Informationen. Und es sind Jugendliche, die mit dem Code heranwachsen. Für sie ist er Teil des Lebens.
Markus Karolewski sieht im QR-Code sehr viel. „Er ist immer zweidimensional, er öffnet sich nach außen, er öffnet sich nach innen. Für den Menschen kann das bedeuten, offen für seine Umwelt und offen für Gott zu bleiben. Gott als Ziel im Blick zu behalten.“
Weiter betont Markus Karolewski: „Ich möchte den Betrachter weiter dazu einladen, sich zu fragen, was fange ich damit an, wo stehe ich gerade, wo finde ich Orientierung, was trägt mich. Jeder ist eingeladen, seine persönliche Antworten zu finden.“ Ebenso wie der Code ist das Senfkorn eine Einladung zum Nachdenken. Karolewski: „Biblisch ist das Senfkorn die kleinste Einheit der Welt. Das Senfkorn schlägt Wurzeln und wird zum Baum. Alles fängt klein an. Sind die Wurzeln gut, dann kann es groß werden. Das Senfkorn ist ein Zeichen dafür, dass wir immer Hoffnung haben dürfen, wenn wir etwas Neues beginnen.“
Inzwischen hat Markus Karolewski erste Reaktionen für das Fastentuch bekommen: Das Senfkorn trägt auch in schlimmen Zeiten; mehr auf die Natur achten, die Einladung, mal auf das Smartphone bis Ostern zu verzichten oder „schade, dass da keine gute Nachricht zu lesen ist, gerade heute brauche ich diese“. Ihm selbst ist wichtig, darauf hinzuweisen, wie präsent die Technik im Leben ist. „Ohne Scanner kann man vieles nicht mehr lesen. Viele ältere Menschen sind davon ausgeschlossen. Der Code teilt die Gesellschaft. Im normalen Alltag ist es für viele sehr schwer geworden, die Spuren Gottes zu sehen.“
An seinem Fastentuch hat Markus Karolewski acht Stunden gemalt. Beruflich hat er wenig mit Kunst und malen zu tun. „Es ist mein Hobby. Sicherlich habe ich mein Talent vom Vater geerbt, der Filmplakate gestaltete.“

von Holger Jakobi