Leserinnen- und Leser erinnern sich an Sternstunden

Was ist eine gute Predigt

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Gottesdienstbesucher
Nachweis

Foto: kna/Harald Oppitz

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Gottesdienstbesucher hören einer Predigt zu

Vor einigen Wochen haben wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, gefragt, was für Sie eine gute Predigt ausmacht. Viele von Ihnen haben uns geschrieben. Vielen Dank dafür! Sie sagen, was Ihnen missfällt und was besser sein könnte, sie berichten aber auch von Sternstunden und Gänsehaut in der Kirche. Hier eine Auswahl Ihrer Zuschriften.


Ich lasse mich überraschen.

Eine gute Predigt begeistert mich. Dann höre ich gerne zu, spüre, dass es hier um Fragen geht, die mich betreffen, ich lasse mich überraschen von neuen Gedanken, spüre Ermutigung für meinen Glaubensweg und mein Engagement, und im besten Fall kann ich die Kernaussage meiner Familie zu Hause wiedergeben. 

Auch ein guter Zeitungsartikel begeistert mich – bei einer Predigt bleibt mir zusätzlich die Art des Vortrags und die Persönlichkeit des Predigers in lebendiger Erinnerung. Ich denke da an Bischof Georg Bätzing, der mich als Prediger schon in seiner Kaplanszeit fasziniert hat. Wie schön, dass ich seine wunderbaren Predigten jetzt auch auf digitalem Weg erleben kann.

Und ich denke an Pater Terence Idraku aus Uganda, einen Gastprediger in unserer Gemeinde. Er verknüpft den Text des Evangeliums mit seinen Lebenserfahrungen aus Afrika und erzählt so lebendig, dass seine Predigt guter Gesprächsstoff in der Gemeinde bleibt. 

Erwähnen möchte ich auch den jungen Priester Johannes Busch mit seiner ganz besonders überzeugenden Art des Predigens: im Mittelgang der Kirche stehend, die Notizen der Predigt auf Karteikarten, ein spannender Einstieg, eine tiefe geistliche Botschaft zu aktuellen Themen und eine Frage zum eigenen Weiterdenken am Schluss. 

Eine dichte und interessante Predigt jede Woche aufs Neue zu verfassen, ist gewiss eine große Herausforderung. Meiner Meinung nach tun auch Alternativen gut, etwa eine Zeit der Stille nach dem Evangelium, mit Instrumentalmusik oder Impulsfragen, Predigtgedanken von Frauen, Dialogpredigten oder ein Gesprächsaustausch zum Evangelium in kleinen Gruppen.

Eine Leserin aus Darmstadt


Ich danke für diese Begeisterung.

Die Predigten von Pfarrer Peter Mies waren in der Gemeinde Maria Grün sehr beliebt und interessant. Einmal sprach er über Gottes Verschwendung in allem: Tausende von Fischen, Pflanzen und Blumen aller Art, von den Gestirnen, von den Ozeanen – alles im Übermaß. Die Predigt hatte mich so angeregt, dass ich nach dem Hochamt in ein Café fuhr und mir ein Stück Torte kaufte. Es war ein heller Tag, die Sonne schien, der Himmel war blau. Ich dankte Pfarrer Mies telefonisch für seine Begeisterung.

Eine Leserin aus Hamburg
 

Mikrofon
Foto: kna/Julia Steinbrecht

Ich habe immer frei gesprochen.

Ich habe nur einmal eine Predigt abgelesen, alle anderen – es waren sehr viele – immer frei gesprochen, die Zuhörer angeschaut und darauf geachtet, wie sie reagierten. Ihre Gesten und die Mimik waren sehr hilfreich. An den Reaktionen der Hörer konnte ich auch merken, wann das Ende nötig war. Es wird diskutiert, ob es sinnvoll ist, eine Predigt vom Blatt abzulesen. Dabei geht die Unmittelbarkeit verloren. Zur Vorbereitung etwas aufschreiben, von dem schriftlichen Konzept die Hauptpunkte im Kopf haben und dann frei sprechen.  

Manchmal wäre es auch sinnvoll, auf eine Predigt im Gottesdienst zu verzichten. Den Bibeltext anspruchsvoll lesen, dann eine Pause. Die Gläubigen können ihre eigenen Gedanken und Gefühle zum Text wahrnehmen. Jeder Mensch, der an einem Gottesdienst teilnimmt, hat – wenn man ihm die Zeit lässt – einen eigenen Zugang zum Text. Wochentags eine stille heilige Messe. Diesen Wunsch habe ich schon öfters gehört.

Für die Vorbereitung einer Predigt können andere Leute hilfreich sein, die mit ihren eigenen Wahrnehmungen etwas beisteuern. Ein Beispiel: An den Vorbereitungen meiner Predigten waren Studierende beteiligt, die keine Theologen waren. Juristen oder Mediziner haben oft einen anderen Blick auf einen biblischen Text. Ich habe auch den Talmud zu Hilfe genommen. Jesus ist nur richtig zu verstehen, wenn man berücksichtigt, dass er die meiste Zeit seines Lebens als gläubiger Jude gelebt hat.

Ein Leser aus Göttingen
 

Gedanken und Impulse begleiten mich.

Mikrofon kleinViel zu oft wiederholen leider manche Prediger lediglich das vorher gehörte Evangelium mit eigenen Worten oder mit ihren Interpretationsversuchen und langweilen damit die Zuhörer. Seit vielen Jahren beeindrucken mich die Predigten eines im Ruhestand befindlichen Prälats, der oft ein aktuelles Thema aufgreift, das in den Medien oder in der Öffentlichkeit gerade sehr präsent ist. Dabei spannt er den Bogen zum jeweiligen Evangelium und erläutert gleichzeitig den theologischen Hintergrund. Seinen Vortrag hält er frei, ohne Manuskript und er bezieht oft die Zuhörer mit ein, indem er kritisch fragt, wie sie selbst in der Situation agieren oder reagieren würden. Er präsentiert sich nicht als Theologe, sondern als ebenso zweifelnder und nach Antworten suchender Mensch. Man hat den Eindruck, die Zuhörer verfolgen mit Spannung seine Ausführungen und mich persönlich begleiten seine Gedanken und Impulse die folgenden Tage. Ebenso positiv erlebe ich seit einigen Wochen einen jungen Pfarrvikar, der gelegentlich bei uns aushilft. Er erläutert ein Thema, entweder in Bezug auf das Evangelium oder auf die Aktualität, gerne in drei Schritten. Zum Schluss fasst er dann diese Punkte nochmals zusammen, sodass man den Inhalt seiner Predigt leicht im Gedächtnis behält.

Und was beide Prediger ausmacht: Sie sprechen nicht nur frei, sondern ihr Vortrag ist auch zeitlich begrenzt, sodass die Konzentration der Zuhörer nicht überstrapaziert wird. Der obengenannte Prälat hat dies einmal in einer Predigt sehr nett formuliert: Ein Kollege hätte ihm mal gesagt, was eine gute Predigt ausmacht. Man könne über alles predigen, nur nicht über 10 Minuten.

Ein Leser aus Rott am Inn
 

Ich ging von konkreten Erfahrungen aus.

Ich habe Tausende Predigten gehalten und bei Tausenden Interesse und Zustimmung bewirkt. Warum? Ich ging von konkreten Erfahrungen aus. Da sind Mahnungen genauso angebracht wie auch fortführende praktische Konsequenzen. Das Maß für die Predigtlänge liegt nicht im Minutenschnitt, sondern im geweckten Interesse. Als Betriebsseelsorger fand ich viel „Stoff“ in der Erfahrung von schönen und auch betrüblichen Geschichten. Es ging nie der Bezug zum konkreten Leben aus. 

Ein Leser aus Münnerstadt
 

Ich wünsche mir einen Gedanken, der nachwirkt.

Wenn mich eine Predigt persönlich anspricht, dann ist es meist ein einzelner Gedanke, eine Formulierung. Die nehme ich mit in meinen Tag und die wirkt in mir nach. Ein Beispiel: Es war ein Marienfest, der Geistliche sprach über die Begegnung der schwangeren Maria und Elisabeth. Sie tauschten sich aus über das, was sie mit Gott erlebt hatten. Das können wir auch tun. Das sprach mich an – so hatte ich es noch nie gesehen. Beim anschließenden Kirchenkaffee saß ich mit zwei Personen zusammen, wo ich meinen Eindruck mitteilen konnte und wir taten genau das: Wir tauschten uns aus über das, was wir mit Gott erlebt hatten, alle drei in schmerzhaften Situationen, und doch war Gott erfahrbar und schenkte neue 

Eine Leserin aus Göttingen
 

Ich hoffe auf eine Predigt, die auf unsere Lebenswelt eingeht.

Mikro kleinEin Schrecken ist für meine Frau und mich der „Schwellen-Prediger“, der offensichtlich erst auf dem Weg zum Gottesdienst seine Predigt vorbereitet. Wenn es ganz schlimm kommt, wiederholt er den Inhalt der Lesung oder des Evangeliums mit eigenen Worten, flicht noch eine Anekdote ein und das war’s dann. Nach dem Gottesdienst blüht er auf, geht auf die Gemeindemitglieder zu und ist einer von ihnen – ein echter Seelsorger. Nur mit seinen Predigten hapert’s!

Meine Frau und ich schauen inzwischen im Internet nach, wer wo predigt, und entscheiden uns dann, in welche Kirche und in welchen Gottesdienst wir gehen werden. Wir hoffen auf eine Predigt, die auf unsere Lebenswelt eingeht. Vor einigen Wochen trafen wir einen emeritierten evangelischen Pfarrer, der einmal im Monat in der evangelischen Kirchengemeinde Konradshöhe-Tegelort einen Gottesdienst hält und nach dem Gottesdienst ein Gespräch über seine Predigt anbietet. Diese Angebot wird, wie er sagt, von rund der Hälfte der Teilnehmer gern angenommen. Vielleicht eine nachahmenswerte Idee!

Ein Leser aus Berlin
 

Ich freue mich, wenn ich etwas Neues entdecke.

Natürlich erwarte ich nicht jedes Wochenende eine herausragende Predigt. Aber eine Predigt, in der die Lesung und das Evangelium nur noch wiederholt oder Geschichten erzählt werden, die ich schon tausendfach gehört habe, bringt mir nichts als nur noch Kopfschütteln. 

Von einem Priester, der noch Probleme mit der deutschen Sprache hat, erwarte ich nicht, dass er freisprechend eine Predigt hält. Ein indischer Pater, der seine Predigt zu Papier bringt und diese klar und deutlich und mit einigen für mich ganz neuen Aspekten vorträgt, hat mich begeistert. Diese Predigt habe ich mit nach Hause genommen und sie ist bis heute in meinem Kopf. Natürlich verstehe ich auch, dass sich nicht jeder Mensch gleich gut artikulieren kann und mit der Rhetorik auch so seine Probleme hat. Ein Priester ist auch nur ein Mensch. Aber trotzdem sollte er sich gut vorbereiten. 

Vielleicht bin ich ja bei der Beurteilung ein wenig zu kritisch. Ich verfolge regelmäßig auch die Predigten in den Fernseh-Gottesdiensten – sei es katholisch oder evangelisch. Ich freue mich immer, wenn ich wieder etwas Neues für mich entdeckt habe. 

Ein Leser aus Spelle
 

Für mich spricht eine gute Predigt die Menschen an.

Eine gute Predigt ist für mich eine, die die Menschen anspricht. So wie bei Jesus: Er hat unter den Menschen gewohnt, mit ihnen gegessen und in Bildern gesprochen, die sie verstehen. Darum sind die einfachen Menschen zu Jesus gekommen – er war in ihrer Welt für sie da. 

Viele Predigten, die ich höre, erzählen vom Alltag einer gutbürgerlichen Gesellschaft. Alles sehr gesittet: Existenzängste, Armut, Gewalt – das alles gibt es in der Welt der Kirchgänger oft nicht. Aber manchmal kommen andere Menschen in die Kirche: Arme, Obdachlose, Straftäter, Geschiedene, Fremde, Alleinerziehende. Wenn der Pfarrer nur in seiner gutbürgerlichen Welt lebt, dann schreibt er auch nur Predigten, die gutbürgerliche Gottesdienstbesucher ansprechen. Wenn er auch Predigten für andere schreiben will, dann muss er zu ihnen gehen und mit ihnen leben: ins Asylheim, in den Neubaublock mit Sozialwohnungen, zu den Obdachlosen, zur Schuldnerberatung. Dabei macht man sich schmutzig und das Weltbild bekommt vielleicht ein paar Risse. Aber das hätte Jesus heute getan. Seine Gleichnisse wären heute über Duldungen, Wohngeldantrag, Abschiebung und Bewährungsstrafen. Es kommen die Leute in die Kirche, die man einlädt. Jesus würde die Ausgestoßenen einladen. Eine gute Predigt tut das für mich auch heute.

Ein Leser aus Eberswalde
 

Ich will die Frohe Botschaft verkünden.

Dass eine Predigt ansprechend sein und den Hörer mitnehmen muss, sollte selbstverständlich sein. Hier kann ich nur zustimmen, dass schlecht vorbereitete und vorgetragene Predigten „vertane Chancen“ sind. Zugleich erlebe ich aber selbst, welch hoher Anspruch sich dahinter verbirgt. Ich investiere sehr viel Zeit in meine Predigten. Bereits am Sonntagabend beschäftige ich mich in der Regel mit den Texten des kommenden Sonntags. So entsteht die Woche über meine Predigt, in der auch der Alltag der Zuhörer und aktuelle Geschehnisse eine Rolle spielen.

Als Pfarrer einer Großpfarrei mit zehn Gemeinden ist es aber oft so, dass die Sonntagspredigt nicht die einzige ist. Hinzu kommen Predigten für Beerdigungen, Taufen, Trauungen, Jubiläen und für Hochfeste. Angesichts der vielen anderen Verpflichtungen eines leitenden Pfarrers braucht es eine Menge Selbstdisziplin. Ich nutze hin und wieder auch die Nachtstunden, um das vorzubereiten, was ich den Menschen sagen will. Denn schließlich bin ich genau dafür angetreten: die Frohe Botschaft zu verkünden.

Und ja, ich freue mich, wenn ich manchmal nach dem Gottesdienst höre, dass die Predigt ansprechend war. Dann denke ich jedes Mal: Die Vorbereitung hat sich gelohnt.

Ein Leser aus Zwickau
 

Ich saß mit Gänsehaut in der Kirche.

Mikrofon kleinImmer im Gedächtnis wird mir die Predigt in der Stadtkirche Germering über die sieben pfingstlichen Gnadengaben bleiben. Unser Diakon wollte etwas Neues ausprobieren und hat, während er die Gnadengaben aufzählte und beschrieb, den Organisten dabei das Lied „Atme in uns, heiliger Geist“ aus dem Gotteslob spielen lassen. Am Ende der Predigt wurde das Lied von der Gemeinde gesungen.

Diese Kombination aus der gesprochenen Predigt und der gleichzeitigen instrumentalen Begleitung durch die Orgel ließ die Predigt lebendig werden, atmen; die Worte sind teils noch heute in meinem Gedächtnis. Es war so ergreifend, dass ich mit Gänsehaut in der Kirche saß – dieser Moment ist aus weltlicher Sicht schwer zu beschreiben; der Heilige Geist, um den es in der Predigt vordergründig ging, war deutlich zu spüren.

Was meiner Meinung nach gar nicht geht, ist eine Predigt komplett ohne Emotionen, eine Predigt, der man anmerkt, dass sie als Pflichtausübung angesehen wird statt als Liebe zur Weitergabe an die Menschen. Abschließend ist es in jedem Fall wichtig, den Gottesdienst nicht wegen einer nicht passenden Predigt zu meiden, sondern in so einem Fall die Kirchengemeinde darauf anzusprechen und um Verbesserung zu bitten. Keine Kirche kann es jedem Besucher recht machen, doch jede Kirche gibt sich Mühe, die Menschen auf ihre Weise zu erreichen.

Eine Leserin aus Germering
 

Ich empfand die Predigt als Geschenk.

Heiligabend 2023 saß ich wie jedes Jahr mit Frau und Töchtern um 17 Uhr in der Kieler Liebfrauenkirche. Es predigte Militärpfarrer Thomas Pinzer – und die gesammelte Aufmerksamkeit war ihm sicher! Zum einen predigte er in Reimform, dann predigte er über einen Engel, der nach dem Besuch vieler anderer Kirchen in Liebfrauen zu Gast sei, und dann war die Predigt auch noch mit vielen humorvollen Schlenkern geschmückt. Ein wahrer glänzender Weihnachtsbaum wurde uns an diesem Abend geschenkt. Und was ich zum allerersten Mal erlebt habe: Es gab danach spontanen, herzlichen Beifall! Für mich, für uns, war diese Predigt ein echtes Geschenk und ein helles Licht in unsere weihnachtliche Feier. 

Ein Leser aus Kiel


Gut finde ich eine Anekdote.

Vor einigen Wochen hörte ich eine Predigt: Sie war nicht lang, bezog sich auf das Evangelium und vermittelte uns Gottesdienstbesuchern einen guten Impuls für die nächste Zeit: sich Zeit nehmen und einmal am Tag feststellen, ob wir die Stille noch vertragen. Denn auch Jesus nahm sich immer wieder Zeit, zog sich in die Stille zurück, um mit seinem Vater zu reden. Ich habe mir vorgenommen, das auszuprobieren, einen Versuch zu machen.

Für mich sollte eine Predigt verständlich, in Worten und Auslegungen lebensnah sein, Impulse geben für die neue Woche, doch auch aufklärend und erläuternd bei schwer verständlichen Texten, besonders etwa bei Texten des Alten Testaments. Erfreut bin ich über Geistliche, die nicht am Ambo stehen, sondern den Besuchern zugewandt sind, aus dem Herzen sprechen und dabei viel Freude und Zuversicht vermitteln können. Gut finde ich es auch, wenn eine Anekdote oder ein Gedicht einbezogen werden. Das lockert auf und kann sogar manchmal ein Lächeln hervorzaubern.

Für mich steht im Gottesdienst die Vereinigung mit Jesus Christus in der Eucharistie an erster Stelle, doch für eine gute Predigt, die mir Zuversicht und Hoffnung vermittelt, bin ich ebenfalls sehr dankbar.

Eine Leserin aus Wolfsburg
 

Hier und da erlebe ich Sternstunden.

mikrokleinFür mich ist eine Predigt gut gelungen, wenn der Brückenschlag zwischen den Schrifttexten zu heutigen Situationen gelingt. Mich erstaunt immer wieder, welche tiefgründigen Zusammenhänge oft zwischen erster und zweiter Lesung bestehen und wie das im Evangelium wiederkehrt. Das erschließt sich nicht immer auf den ersten Blick. Ein Prediger, der dafür den Blick öffnen kann, die Schrift erläutert und im Idealfall sogar noch einen Bezug zu unseren heutigen Lebenssituationen knüpft, ist dann ein echtes Juwel. Glücklicherweise darf man solche Sternstunden hier und da immer wieder erleben.

Schade ist, wenn trotz hervorragender Vorlagen aus dem Alten und Neuen Testament nichts daraus gemacht wird. Leider bekommt man manchmal den Eindruck, Predigten würden assoziativ zusammengestellt werden, das Vorgetragene befinde sich noch im Stand einer Stoffsammlung, ohne roten Faden, ohne Bezug zur Lesung oder zum Evangelium und tiefere Aussage.

Ich bin davon überzeugt, dass gerade in der gut vorbereiteten Predigt eine der großen Chancen für unsere Kirche besteht: Menschen in der Auslegung der Heiligen Schrift Mut, Kraft und Zuversicht für ihren Lebensalltag zu bieten. Das Potenzial dafür ist in vielerlei Hinsicht riesig. 

Ein Leser aus Rosbach vor der Höhe


Ich möchte einen Kerngedanken mitnehmen.

Vor langen Jahren hörte ich einmal, was der Preußenkönig Friedrich der Große vor mehr als 200 Jahren seinem Hofprediger vorgegeben haben soll: eine gute Predigt sei gedankenarm, wie ein Musikstück – ein Thema, in Variationen immer wiederkehrend, nicht länger als acht Minuten.

Heute höre ich lange Predigten, bei denen der Priester „vom Hölzchen aufs Stöckchen“ kommt und ich am Ende gar nicht mehr weiß, was er nun gesagt hat. Ich möchte aus einer Predigt auf Daumennagelgröße einen Kerngedanken mitnehmen, der mich dann die ganze Woche hindurch begleitet.

Beeindruckt hat mich, was ein alter Priester bei einer Predigt einmal sagte: bereits am Montag schaue er sich den Text des Evangeliums für den nächsten Sonntag an und begi

nne dann, Gedanken zu sammeln. Vor Jahren hörte ich einmal, was der damalige Erzbischof und Kardinal Jäger den angehenden Priestern vorgegeben hat: Stichworte im Format der Oberfläche einer Streichholzschachtel seien erlaubt – mehr aber nicht.

Ein Leser aus Paderborn
 

Diese Predigten haben bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen.

MikrfoZwei Predigten sind mir im Gedächtnis geblieben. Die eine Predigt liegt schon viele Jahre zurück. Der Priester sprach über den Heiligen Geist. Er hatte zwei Fußbälle mitgebracht. Der eine war prall gefüllt, der andere war ganz schlapp. Der Priester nahm den schlappen Ball und warf ihn hoch. Der Ball fiel auf die Erde. Dann warf er den anderen Ball. Er fiel mit Schwung auf die Erde und sprang noch mehrmals hoch. So, sagte der Priester, ist das Leben mit und ohne den Heiligen Geist. Ohne die Gegenwart des Heiligen Geistes sei das Leben eines Christen schlapp und ohne Schwung. 

Die zweite Predigt, die ich in Erinnerung habe, hielt ein anderer Priester. Er verglich uns Menschen mit einem Porsche, nur leider hätten viele Menschen keinen Motor, weil ihnen der Heilige Geist fehle. Der Priester empfahl, jeden Tag zu beten: „Heiliger Geist, erfülle mich, Heiliger Geist, sei mein Helfer, Heiliger Geist, ich liebe Dich.“ Das bete ich seitdem jeden Tag. So haben diese beiden Predigten einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. 

Eine Leserin aus Barsinghausen