Verabschiedung Propst und Regionaldechant Christian Wirz

Weniger Manager, mehr Priester sein

Image

Mit einem Gottesdienst in der Basilika St. Clemens in Hannover ist Propst und Regionaldechant Christian Wirz aus seinen Ämtern verabschiedet worden.


Propst Christian Wirz nahm Abschied aus Hannover
und will künftig wieder mehr in der unmittelbaren
Seelsorge arbeiten.

Es war eine Geste mit Symbolcharakter: Unmittelbar nachdem Generalvikariatsrat Christian Hennecke die Entlassungsurkunde verlesen hat, tritt Propst und Regionaldechant Christian Wirz schweigend an den Altar der Basilika St. Clemens. Er atmet einmal durch, legt erst sein Propstkreuz und dann die schwarze Mozetta ab. Beides waren die Insignien, die Zeichen seiner bisherigen Ämter in Hannover. Nun liegen sie sorgsam zusammengefaltet auf dem Altar. Die Ämter sind verwaist.  

Bischof Heiner Wilmer würdigt in der Entlassungsurkunde die Verdienste von Wirz: sein Wirken als geschätzter und intellektueller Gesprächspartner, im ökumenischen und interreligiösen Dialog – gerade in schwierigen, durch die Corona-Pandemie geprägten Zeiten. Hennecke selbst verweist in seiner Predigt auf das besondere Anliegen des scheidenden Propstes, das „Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes“ immer wieder verkündigt zu haben.

Regionspräsident würdigt Arbeit der Kirche

Stichwort gesellschaftlicher Zusammenhalt: „Das bewegt die Region und die katholische Kirche, im Großen wie im Kleinen“, betont Regionspräsident Steffen Krach in seinem Grußwort zum Abschied. Politisch engagiere man sich gemeinsam gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, durch Kundgebungen und durch die Sorge um Flüchtlinge. „Aber vor Ort weisen Sie konkret darauf hin, dass Einsamkeit hinter Wohnungstüren versteckt ist“, hebt Krach hervor:  „Das sind wichtige Zeichen.“ Für eine starke Gesellschaft brauche es einen guten Kompass, eine klare Haltung.

Für den Rat der Religionen würdigt Hamideh Mohagheghi das Engagement von Wirz. Sie sei dankbar sowohl für die inhaltlichen Impulse als auch den Humor, mit dem der interreligiöse Dialog zuverlässig begleitet worden sei: „Wer in seinem Glauben verwurzelt ist, wird offen für die Religion und Weltanschauung des anderen.“ Keine Religion sei vor Missbrauch gefeit: „Aber es ist unser gemeinsames Anliegen die lebensbejahende Kraft des Glaubens zu leben.“

Der evangelische Stadtsuper­intendant Rainer Müller-Brandes verweist auf die vielfältigen ökumenischen Aktionen in der Amtszeit von Wirz – von Gottesdiensten vor Woohnungslosentreffpunkten bis hin zum Impfen und Singen im Stadion von Hanno­ver 96: „Wir haben uns gegenseitig gestützt.“

„Das war schon eine besondere Herausforderung: In Corona-Zeiten trotz erforderlicher Distanz Nähe zu gewährleisten“, dankt Felizitas Teske vom Dekanats­pastoralrat Wirz für seinen Einsatz. Sie mahnt an, dass das mit zahlreichen Aufgaben befrachtete Arbeitsfeld eines Propstes „einer intensiven Betrachtung und Veränderung“ bedürfe. In der katholischen Kirche in der Region Hannover müsse intensiv darüber nachgedacht werden, wo Ressourcen am besten eingesetzt sind: „Wir benötigen gute, gemeinsame Entscheidungen.“

In seinen Abschiedsworten will Wirz einen Eindruck deutlich vermeiden: „Ich gehe nicht wegen der Menschen hier, Sie waren alle gut zu mir.“ Es sei eher die Erfahrung der eigenen Begrenztheit, die ihn zum Schritt Hannover und die Region zu verlassen, bewogen haben: „Ich möchte weniger Manager, sondern mehr Priester sein.“

Nachfolger steht noch nicht fest

Gleichwohl zollt er den „Managern“ großen Respekt: Den Menschen, die Politik in der Stadt und Hannover machen, die schwierige Entscheidungen treffen müssen und sich Häme und Hass aussetzen. Den Menschen, die sich für den interreligiösen Dialog einsetzen: „Das ist ein Beispiel für die Stadt, wie unterschiedliche Ansichten zu großen Themen friedlich ausgehalten werden können.“ Den Menschen, die sich in der Ökumene engagieren: „Der gemeinsame Glaube an Jesus Christus verbindet und macht auch unsichtbar viel möglich für Menschen, denen es nicht so gut geht.“ Und schließlich den Katholiken selbst: „Wir sind hier sehr bunt, mit unterschiedlichen Frömmigkeiten, liturgischen Formen, kirchenpolitischen Ausrichtungen und Nationalitäten.“ Er sei sehr dankbar, diese Vielfalt des Katholischen erfahren zu haben.

Ein Nachfolger für Wirz steht noch nicht fest. Für die Dauer der Vakanz wurde Pfarrer Wolfgang Semmet von Bischof Heiner Wilmer als kommissarischer Regionaldechant für die 137 000 Katholiken in der Region Hannover mit ihren 23 Kirchengemeinden und 60 Kirchorten ernannt, Stellvertreter ist Pfarrer Heinrich Plochg.

Rüdiger Wala