Anstoß 10/23
Wer Hoffnung hat, gibt nicht auf
Es ist schon eine beeindruckende Sammlung aus vielen Büchern, die über mehrere Jahrhunderte entstanden ist. Ich meine die Bibel, die tatsächlich aus vielen verschiedenen Schriften besteht.
Für die diesjährige ökumenische Bibelwoche wurde ein Text aus der Apostelgeschichte ausgewählt. Dort geht es um eine gefährliche Schiffsreise. Es wird erzählt, wie sich die Jünger Jesu, nach dessen Auferstehung aufmachen und an vielen Orten diese unglaubliche Geschichte erzählen. Sie nehmen dafür unzählige Strapazen in Kauf, viele werden verfolgt, gefangengenommen, manche getötet.
Die Jünger in der Geschichte sind mit vielen anderen Menschen auf einem Schiff vor Kreta unterwegs als ein schwerer Sturm losbricht. Gegen ihn kommen sie nicht an. Ladung und Schiffsausrüstung werden über Bord geworfen, damit sie nicht sinken. Tagelang wütet der Sturm. Mitten im Tosen und Brausen steht folgender Satz: „Ohne Hoffnung auf Rettung sind wir dem Sturm ausgeliefert.“ Es ist der entscheidende Satz des Kapitels. „Verliert nicht den Mut.“ Anders gesagt: Wer Hoffnung hat, gibt sich nicht auf.
Hoffnung brauchen wir auch heute. Wir dürfen sie angesichts der dramatischen Situationen der Gegenwart und vielleicht auch im eigenen Leben stets vor Augen haben. Zur Pandemie und drohenden Klimakatastrophe kamen der Krieg in der Ukraine, das Erdbeben in Syrien und der Türkei, die Not der Flüchtlinge und obdachlos gewordenen Menschen hinzu.
Weit weg sind die Schiffbruch-Erfahrungen für viele heute nicht. Um nicht dem Sturm ausgeliefert zu sein, braucht es die mutgebende Kraft der Hoffnung. Nicht etwa, um sich die Gegenwart schön zu reden. Wohl aber, um gegen die Resignation eine Kraft zur Hand zu haben, die auch etwas bewegen will. Genauso wichtig sind Menschen, die die Hoffnung nicht enttäuschen. Und dann kann mit vereinten Kräften viel gelingen.
Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk