Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte ehrte Bischof Ulrich Neymeyr

„Widerborstiger“ Kommissarius

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Die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte traf sich in Heiligenstadt, ehrte Bischof Ulrich Neymeyr und erinnerte sich an Propst Conradt Zehrt (1806 bis 1893).


Professor Bernhard Schneider und Bischof Ulrich Neymeyr. | Foto: Sebastian Holzbrecher

Das Bistum Erfurt ist der „Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte“ beigetreten, die Anfang April zu ihrer 70. Tagung nach Heiligenstadt eingeladen hatte. Die Gesellschaft ist ein Gemeinschaftswerk der Kirchenhistoriker und der kirchengeschichtlich Interessierten. Bisher aus den  Bistümern Fulda, Limburg. Mainz, Speyer und Trier. Die Nähe Erfurts zum Bistum Mainz, zu dem die Stadt Erfurt sowie das Eichsfeld über Jahrhunderte gehörte, rechtfertigen diese Entscheidung. Vertreten wird Erfurt von Domkapitular Bruno Heller, der zum neuen Vizepräsidenten der Gesellschaft gewählt wurde. Heller sprach mit Blick auf das Treffen von einer „anstrengenden, sehr interessanten und vielfältigen Fachtagung“.
Zum ersten Mal war die historische Hauptstadt des Eichsfeldes Tagungsort der 1948 in Mainz gegründeten Gesellschaft. Inhalt ihrer Tätigkeit ist die Erforschung der regionalen Kirchengeschichte. Zudem wurde Bischof Ulrich Neymeyr, der seit 2014 das Bistum Erfurt leitet, mit der Plakette der „Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte“ geehrt. Überreicht wurde die Auszeichnung von Prof. Dr. Bernhard Schneider, Theologische Fakultät der Universität Trier. Schneider, der zudem Präsident der Gesellschaft ist, hielt die Laudatio. Dabei betonte er mit Blick auf die geschichtlichen Ereignisse im Laufe der Jahrhunderte und mit viel Humor, dass Mainz mit dem Amtsantritt von Bischof Neymeyr bereits zum  dritten Mal das Eichsfeld und Erfurt friedlich erobert habe. Professor Schneider würdigte die zehnjährige Tätigkeit des Bischofs als Vizepräsident der Gesellschaft und seine wissenschaftliche Arbeit als Kirchenhistoriker. Vor dem Festvortrag unterstrich der Geehrte die Kooperation der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Erfurt und des Bistums Erfurt.
Der Erfurter Professor Jörg Seiler widmete seinen Festvortrag einer Heiligenstädter Persönlichkeit: Conrad Zehrt als Bischöflicher Kommissar für das Eichsfeld: „Vom ,schleichenden‘ zum ‚brennenden‘ Kulturkampf  – Staat und Kirche in Thüringen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“. Hierfür stand ihm Archivmaterial aus dem Bischöflichen Kommissariats-Archiv des Eichsfeldes zur Verfügung. Der Priester Conrad Zehrt, geboren 1806 in Heiligenstadt – wo er 1893 starb – sei „widerborstig“ und nicht bereit gewesen, staatliche Einmischungen in innere Angelegenheiten der Kirche zu tolerieren. Jahrelang habe er die Entwicklung von Ordensgemeinschaften vorangetrieben. Auf seine Initiative wurde 1851 in Heiligenstadt die 1400-Jahrfeier für die Stadtpatrone Aureus und Justinus begangen. 1857 gründete Zehrt das Knabenseminar. Sein Bestreben, innerkirchliche Erneuerungen zu fördern und seine Papsttreue zeichneten ihn aus – wie der Festredner hervorhob – der den Kulturkampf in Thüringen erläuterte. Dieser habe bereits nach 1815 begonnen, als das Eichsfeld im Zuge des Wiener Kongresses – der Europa nach der Niederlage Frankreichs unter Napoleon I. neu ordnen sollte – dem Königreich Preußen zugeschlagen wurde. (cb/tdh)

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