Synodaler Weg

Wie viel Gleichheit ist möglich?

Image

Offen und kontrovers wird bei der ersten Vollversammlung des Synodalen Weges diskutiert. Die Mehrheit von Bischöfen und Laien freut sich darüber, andere fühlen sich in ihrer Skepsis bestätigt. Wie die Gräben überbrückt werden können, ist noch unklar.

Foto: kna/Harald Oppitz
Auch das ist Augenhöhe: Nicht nach kirchlichen Ämtern und Rängen, sondern in alphabetischer Reihenfolge sitzen die Delegierten des Synodalen Weges. Foto: kna/Harald Oppitz


Auf Augenhöhe wollten Laien und Bischöfe miteinander diskutieren, hieß es vor der ersten Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt immer wieder. Auch wenn sich die Teilnehmer oft uneins waren: Einig waren sie sich anschließend, dass die Versammlung auf Augenhöhe diskutiert hat, ohne Unterschiede zwischen Klerikern und Laien. 

Karin Kortmann jedenfalls, als Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken auch Vizepräsidentin des Synodalen Weges, freute sich über den „hierarchiefreien Raum“ der Diskussion. Während der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sich dadurch in seiner grundsätzlichen Skepsis dem Reformprozess gegenüber bestätigt sah: Es gebe in der Kirche „nicht die hier oft propagierte Augenhöhe, die alles gleich macht“, sagte er nach der Versammlung in einem Interview. 

Offen brachten die knapp 220 anwesenden Delegierten viele kritische Töne zur Lage der Kirche zur Sprache. Die Eibinger Benediktinerin Philippa Rath beklagte „ein enormes Angstpotenzial in unserer Kirche“. Sie sagte: „Nicht selten schäme ich mich“ für die Kirche. Die freie Debatte wurde von Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet, wie Woelki ein Kritiker des Reformprozesses. Er meldete sich als Erster zu Wort und zweifelte eine der Grundlagen des Weges an, nämlich die sogenannte MHG-Studie über Ausmaß und Ursache des sexuellen Missbrauchs. Inhaltlich erntete er großen Widerspruch, doch so hatte er sofort klar gemacht, wo er steht. Auch das gehörte zur Offenheit der Debatte. Zwar bekamen insgesamt konservativere Positionen während der Tagung weniger Applaus, doch wirkte der Umgang mit den Meinungsunterschieden fair und offen. 

Die Besetzung der Foren war zäh, aber notwendig

Weil lange über die Geschäftsordnung diskutiert wurde, war die Versammlung zwischenzeitlich etwas zäh. Als unglücklich erwies sich, dass das Präsidium Vorschläge für die Besetzung der vier Arbeitsforen erarbeitet hatte, diese aber erst im Lauf der Versammlung den Teilnehmern übergab. Weil die Foren nicht zu groß werden sollten, wurde ihre Mitgliederzahl begrenzt. So können nicht alle Delegierten in einem Forum mitarbeiten. Das brachte dem Verfahren den Vorwurf mangelnder Transparenz ein.

Die Wortmeldungen während und nach der Versammlung zeigten, dass es in den nächsten zwei Jahren kontrovers zugehen wird. Alle Delegierten eint die Sorge um die Zukunft der Kirche. Die Rezepte zum Umgang mit der Krise sind aber sehr unterschiedlich. Die einen stellen kirchliche Lehren in Frage, während andere schon solche Diskussionen für unzulässig halten. Wie diese Gräben überbrückt werden können, ist unklar. Es wäre jedenfalls keine Überraschung, wenn einige unterwegs vom gemeinsamen Weg abkämen. 

Ulrich Waschki