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Wieso Krankensalbung und nicht Letzte Ölung?

Früher gab es für Sterbende die Letzte Ölung, heute spricht die Kirche von Krankensalbung. Warum? aus der Redaktion

Hinter der Frage, ob das Sakrament „Letzte Ölung“ oder „Krankensalbung“ heißt, steckt ein Unterschied in der Deutung. Die Letzte Ölung galt als letztes Sakrament für Sterbende. Die Krankensalbung hingegen ist für alle Menschen, „die sich wegen Krankheit oder Altersschwäche in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden“. So schreibt es Papst Paul VI. 1972 in der Konstitution „Sacram unctionem infirmorum“. Die Krankensalbung wird in Gemeinschaft gefeiert – entweder mit Angehörigen und Freunden am Krankenbett oder in Gottesdiensten, etwa zum Welttag der Kranken.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil spricht die katholische Kirche ausschließlich von der Krankensalbung und betont stärker die Ursprünge des Sakramentes: Jesus selbst heilte Kranke und befahl auch seinen Jüngern, Kranken beizustehen, sie zu salben und zu heilen. (Markusevangelium 6,12–13)  

Schon die ersten Christen kannten die Krankensalbung. Im Jakobusbrief heißt es: „Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“ (Jak 5,14) Bis ins 8. Jahrhundert konnte jeder sich selbst oder auch kranke Familienangehörige salben. Allerdings wurde das Ritual immer seltener genutzt.

Die Kirche wollte im 9. Jahrhundert die Krankensalbung aufwerten: Sie verbot den Laien zu salben und beauftragte Priester, zumindest Sterbenden das Sakrament zu spenden. Neben der Beichte und den Sterbegebeten wurde das Sakrament verbindlich in die Sterbeliturgie aufgenommen. Aus der Krankensalbung war die Letzte Ölung geworden, die ab dem Hochmittelalter dann nur noch Sterbenden gespendet wurde.

Heute soll die Krankensalbung Schwerkranke stärken und ermutigen. Sie verbindet den Kranken mit dem Leiden, dem Kreuz und der Auferstehung Christi. Ein Priester salbt dem Schwerkranken mit Öl die Stirn und die Hände. Das Sakrament kann wiederholt werden: bei einer erneuten Erkrankung oder wenn sich der Gesundheitszustand weiter verschlechtert.

Kerstin Ostendorf