Anstoß 05/22

„Wir finden einen Weg!“

Image
SYMBOL_Anstossbild_0.jpg

Ich solle mich mehr entspannen. Meine Hausärztin schenkte mir ein Lächeln: Um fit zu bleiben, vielleicht eine Mittagspause einlegen. Sport. Und nicht aufregen!


Ich pruste los: Meinen „Rock ‘n‘ Roll Alltag“ in das gemächliche 1 – 2 – 3 eines langsamen Walzerschrittes zu überführen, schien mir zu absurd. „Wir finden einen Weg!“, strahlte meine Ärztin. Trotzdem mache ich mir so meine Gedanken. Schaffe ich noch alles, was ich will und soll? Und ist es das, was Gott will? Ja, und wie bitte „nicht aufregen“?! Es ist der normale Alltag, der die Aufreger bereithält. Neulich wurde ich geblitzt und dann habe ich einen Termin verschwitzt. Corona regt dauernd auf! Schon wieder ist einer im Team positiv, schon wieder muss alles neu geplant werden. Viele sind über dem Limit. Dann bin ich es, die den Mut-Satz weitergibt: „Wir finden einen Weg!“ Ich bemühe mich, aus jeder Sorge ein Gebet zu machen, um den Kopf nicht zu verlieren. Für mich ist Jesus der Weg. Doch oft ertappe ich mich, wie ich lieber eigene Wege gehe. Es gehört eine ganze Menge Demut dazu, auch Dinge unerledigt zu lassen. Darauf zu vertrauen, dass Gott wirkt. Vieles habe ich auch nicht in der Hand: Katastrophen-Meldungen wie der Aufmarsch von Soldaten an der ukrainischen Grenze, der nicht endende Krieg in Syrien, im Jemen … Oder die immer neuen Enthüllungen von Missbrauch in meiner Kirche. Da ist mit Aufregung allein nicht geholfen. Wie oft werde ich gefragt, warum ich nicht austrete?! Aber – wie viele andere – arbeite ich immer noch mit Herzblut für die Kirche. Ich glaube an Jesus und sein Evangelium. Mit Entspannung hat das zuweilen wenig zu tun. Jesus hatte Stress und Gegenwind und konnte sich bekanntlich auch aufregen. Aber er ließ den Geist Gottes auf sich ruhen und sich mit Freude erfüllen. Selbst Jesus konnte nicht alle Probleme lösen. Aber bei Sturm auf dem See konnte er selig im Boot schlafen. Vielleicht war das gerade seine Mittagspause, die sein himmlischer Hausarzt ihm ans Herz legte? Jesus lebte ganz im Vertrauen auf Gott – aus einer anderen Dimension und Kraft. Die will ich neu suchen. So findet sich vermutlich auch (m)ein Weg.

Lissy Eichert, Berlin