Light up the Dom in Fulda
„Wir lieben Hiphop und Gott!“
20-jährige Sänger, die über die Bühne wirbeln und über Jesus Christus singen, Junge und Ältere, die hüpfen, tanzen und beten – das gab es beim Festival „Light up the Dom“ des christlichen Netzwerks „All for one“ in Fulda. Von Hans-Joachim Stoehr.
„Jesus hat für uns die Schuld bezahlt, als er am Kreuz sein Leben gab.“ So schallt es über die großen Lautsprecher über den Fuldaer Domplatz. Auf der großen Bühne vor der Fassade steht die Band „Ecclesia Worship“. Ihr Sänger animiert die Menschen nicht nur, die Hände zum Klatschen zu heben. In den Liedtexten und den Ansagen zwischen den Liedern wird klar: Diese Band versteht ihren Auftritt als einen Lobpreis – das englische Wort heißt worship – auf Gott und seinen Mensch gewordenen Sohn.
Die Musik, die Lautstärke, die durchdringenden Rhythmusklänge von Bassgitarre und Schlagzeug, all das unterscheidet sich nicht grundlegend von denen anderer Bands. Der Unterschied liegt in der Botschaft der Texte, die von Erlösung und der Liebe Gottes sprechen. Die Gruppe gehört der Gemeinschaft „Ecclesia“ an, die zu den sogenannten Pfingstkirchen zählt. Die Mitglieder der Band kommen aus ganz Deutschland.
„Uns kann keiner bändigen. Wir haben den Lebendigen.“
„Uns kann keiner bändigen. Wir haben den Lebendigen.“ So wie Alexander O. und sein Bruder auf der Bühne herumspringen, passt das Wort „bändigen“. Die beiden 21- und 22-Jährigen nennen sich die O’Bros und sind in der Hiphopszene eine bekannte Größe. So haben sie auch schon einen Nachwuchswettbewerb gewonnen. Nach der Frage ans Publikum „Geht’s euch gut?“ sagt Alex: „Wir sind Christen und glauben, was in der Bibel steht.“
Die Mädchen am Bühnenrand schauen zu den beiden Sängern auf und klatschen, hüpfen und tanzen mit. „Du bist gut, gut, gut, danke für alles, was du tust“, sprechen die beiden Jungen Gott an. Und von sich sagen sie: „Wir sind keine Stars, wir sind Diener des Höchsten.“ Die beiden Brüder haben bereits mit sechs Jahren die ersten Songs verfasst. „Wir sind in einer christlichen Familie aufgewachsen. Dadurch spielt das in unseren Texten auch eine Rolle“, erklärt Alex im Gespräch. Er fügt hinzu: „Wir lieben die Musik und wir lieben Gott. Beide Leidenschaften kombinieren wir.“
Glauben authentisch und selbstbewusst weitersagen
Der junge Sänger findet, dass Christen ihren Glauben authentisch und selbstbewusst kommunizieren können. „Wir haben doch die beste Botschaft, die es gibt!“ Aber er hat auch schon erlebt, das er mit den christlichen Liedern aneckt. „Es kommt vor, dass sich Leute auf den Schlips getreten fühlen.“ Es gibt jedoch auch die Reaktion: „Ich kann zwar nichts damit anfangen, was ihr macht, finde aber toll, wie authentisch ihr seid.“
Samuel Rösch, der nach den O’Bros mit seiner Band Paper Clip auf der Bühne steht, ist aus dem Fernsehen bundesweit bekannt. Er hat die aktuelle Staffel der Casting-Show „Voice of Germany“ gewonnen.
Beim B.A.S.E.-Gottesdienst am Abend übernimmt die Band „Könige&Priester“ die Musik. Der Sänger und Dichter Marco Michalzik sorgt für Gedanken zum Nach- und Weiterdenken. Thomas Enns, einer der Sänger von „Könige&Priester“, ist einer der Mitbegründer von „All for one“ und der B.A.S.E.-Gottesdienste in Köln. Die Idee hat inzwischen Nachahmer gefunden in Frankfurt und Fulda. „Ich zieh den Hut, was ihr hier geschafft habt“, lobt er die Leistung von Organisator Björn Hirsch und seinen rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeiter im konfessionsübergreifenden Netzwerk „All for one“.
„Haut die Hindernisse zu Gott um wie Bonifatius die Donareiche“
Bei dem Gottesdienst in der Abenddämmerung sind etwa 6000 Teilnehmer auf dem Domplatz und dem Gelände drum herum. Den ganzen Tag über, so schätzen die Veranstalter, sind es etwa 13 500 Besucher aus Deutschland und dem europäischen Ausland. Prediger des Abends ist Dr. Johannes Hartl. Der Theologe und Vater von vier Kindern nennt das Beispiel des heiligen Bonifatius – etwa die Szene, als dieser die Donareiche fällt. „Was hindert dich daran, zu Gott zu kommen? Hau es um, wie Bonifatius die Donareiche!“ Hartl verweist auf den Tod des Bonifatius: „Er schützt sich nicht mit Waffen, sondern hält das Wort Gottes in den Händen. Die Wahrheit ist der mächtigste Schutz.“ Und Hartl fragt: „Wofür wärst du bereit, zu sterben? Seine Antwort: „Wenn du etwas hast, für das sterben würdest, dann beginnst du zu leben.“
Dass sich so viele Konfessionen die Hände reichen, ist für Thomas Enns Aufbruch in eine neue Zukunft der Kirchen in Deutschland. „Hier wird zusammen gebetet und getanzt – von so vielen Menschen.“ Das sei nicht zu übersehen. Augenfällig wird dieses Miteinander beim gemeinsamen Segen von mehren Vertretern verschiedener Konfessionen. Für die katholische Kirche stehen Bischof Michael Gerber und Dechant Stefan Buß auf der Bühne. „Fulda was für ein Abend. Danke, Gott“, sagt Bernadette Wahl, Referentin für die Citypastoral in Fulda zum Abschied des Tags auf dem Domplatz. Nach zehn Stunden Spiel, Musik, Tanz und Gebet.
Meinung: Hut ab – das ist echt
Beim Hören einer Kantate von Johann Sebastian Bach oder Gounods Ave Maria bekommen manche Zuhörer eine Gänsehaut. Beide Komponisten waren gläubige Christen, die ihre Musik aus dieser Haltung machten. Bei den Muskern bei dem Festival "Light up the Dom“ ist es ähnlich. Sie verbinden die Begeisterung für die Musik mit ihrem christlichen Glauben und Leben. Und diese Musik ist Hiphop und Rockmusik. Das ist „ihre“ Musik, die anders ist als klassische Musik oder Volksmusik. Hauptsache, es ist ehrlich, authentisch. Für mich wenig überraschend, dass dies Zuhörer der älteren Generation schätzten – mal abgesehen von der Lautstärke. Das Entscheidende ist, dass junge Menschen zu ihrer christlichen Überzeugung stehen. Und das tun sie – die jungen Hip-Hoper. „Hut ab!“, sagt ein grauhaariger Zuhörer.
Hans-Joachim Stoehr, Redakteur