Papst Franziskus vor dem Klimagipfel in Glasgow

"Wir sind Hüter der Umwelt"

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Ab diesem Sonntag ringt die Politik bei der Weltklimakonferenz in Glasgow um Schritte gegen die Erderhitzung. Papst Franziskus ist seit Jahren einer der weltweit wichtigsten Wortführer für mehr Klimaschutz – und für die von der Krise besonders betroffenen Menschen.

Foto: kna/Romano Siciliani/Vatican Media
Streiken für die Zukunft: Papst Franziskus hält bei einem Treffen im Mai 2019 ein Fridays-for-Future-Plakat. Foto: kna/Vatican Media/Romano Siciliani

Von Roland Juchem

Fliegt Franziskus nach Glasgow oder nicht? Seitdem offiziell mitgeteilt wurde, die Vatikan-Delegation für die Weltklimakonferenz vom 31. Oktober bis 12. November werde von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin angeführt, sieht es so aus, als bleibe Franziskus in Rom. Käme der Papst doch noch, wäre das ein starkes Zeichen – doch auch so setzt sich Franziskus seit Jahren für mehr Klimaschutz ein.

Dazu inspiriert hat ihn auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, der bereits seit 30 Jahren zur Bewahrung der Schöpfung aufruft. Er stand neben Franziskus, als dieser Anfang Oktober dem Präsidenten der COP26, Alok Sharma, einen Appell sowie eine Selbstverpflichtung aller Weltreligionen übergab. Auf Franziskus’ anderer Seite war dessen wichtigster interreligiöser Mitstreiter, der Großimam von Al-Azhar, Ahmad al-Tayyeb. Die Botschaft: 
Die Religionen sind sich beim Klimawandel einig.

Im Appell der 40 Religionsvertreter heißt es: „Wir sind Hüter der natürlichen Umwelt mit der Berufung, sie für künftige Generationen zu bewahren, und der moralischen Verpflichtung, an der Heilung des Planeten mitzuwirken.“ Zu den Forderungen gehört ein schnellstmöglicher Netto-Kohlendioxid-Ausstoß von Null. Reiche Länder müssten sich dabei vermehrt engagieren – durch striktere Maßnahmen und finanzielle Hilfen für andere Staaten. Gefordert werden internationale Kooperation für saubere Energie, nachhaltige Landnutzung und verantwortungsvolle Finanzierung. Sie ihrerseits, so die Religionsvertreter, wollten eigene Klimaschutzmaßnahmen verstärken und Wissen und Engagement unter ihren Gläubigen fördern.

Appell der Religionen an Parlamentarier der G20

Spätestens seit seiner Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato si’ gilt Franziskus als einer der weltweit wichtigsten Wortführer für mehr Klimaschutz. Kaum ein anderes päpstliches Dokument hat vor allem außerhalb der Kirche ein solch positives Echo gefunden. 
Dabei versteht Franziskus sein Engagement nicht in erster Linie als Umweltschützer, sondern als Anwalt betroffener Menschen; er sieht den Auftrag Gottes, die Schöpfung zu bewahren. Immer wieder bietet der Vatikan sich an als Ort für Begegnungen von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zum Thema Klimawandel. Im vergangenen Jahr gab es zum Beispiel ein Treffen junger Unternehmer zu Ideen ökologisch und sozial nachhaltigen Wirtschaftens.

Den Appell der Religionen übergab der Papst kürzlich ein weiteres Mal an eine Parlamentariergruppe der G20-Staaten. So ist es nicht ausgeschlossen, dass er sich während des Klimagipfels zumindest mit einem Videobeitrag an die Teilnehmer des Treffens wendet.