Anstoß 04/22
Wofür stehst du ein?
Wir sind mit den Sternsingern zu Besuch im Kindergarten. Ein Junge aus der großen Gruppe schaut uns herausfordernd an. Ich frage ihn, ob er hier der Chef ist.
Er erinnert mich an meine Zeit im Kindergarten und in der Schule. Immer gab es eine Bande. Und jede Bande hatte einen Bestimmer. Der hatte die Hosen an. Gemacht wird, was der Bestimmer sagt.
Einen anderen bestimmen lassen, ist eine bequeme Sache. Wenn alles glatt geht, brauche ich nur hinterher zu laufen. Wenn etwas schiefgeht, kann ich sagen, der oder die war es.
Die Bibel steht dem kritisch gegenüber. Im Buch Samuel lese ich, wie die Israeliten fordern, einen König einzusetzen. (1 Samuel 8) Sie wollen einen Bestimmer, hinter dem man es sich bequem machen kann.
Samuel ist dagegen. Israel hat Gott, es braucht keinen anderen Bestimmer. Ob König oder Anführer einer Bande, Bestimmer verfolgen ihre eigenen Ziele. Samuel spricht diese Warnung deutlich aus. Aber die Israeliten hören nicht auf ihn. Und die Königsherrschaft kommt über Israel mit allen Vor- und Nachteilen, die Samuel vorausgesehen hat.
Wir leben in einer Demokratie. Trotzdem wird der Wunsch nach einem Bestimmer immer größer. Wahlkämpfe werden auf Personen zugeschnitten. Gesucht wird ein Kopf, hinter dem man es sich bequem machen kann. Wenn etwas schiefgeht, kann man sagen, die oder der war es. Und dann werden Köpfe ausgetauscht.
Das ist wie Sand im Getriebe. Demokratie funktioniert anders. Jeder hat Verantwortung auf dem Platz, auf den ihn das Leben stellt. Der Apostel Paulus hat ein schönes Bild dafür gefunden. Es gilt für die Kirche und jede andere Gemeinschaft. Wir sind wie ein Leib mit vielen Gliedern. Alle sind miteinander verbunden und füreinander wichtig. (1 Korinther 12)