Haushaltsauflösung

Wohin mit all den Sachen?

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Ein alter Sessel steht in einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft.
Nachweis

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Der alte Sessel ist vielleicht nicht mehr schön, aber eine Erinnerung an den Vater. Foto: Adobe Stock/ArTo

Einen Haushalt aufzulösen, verursacht Arbeit und Kosten. Wenn es um die Wohnung der Eltern oder sogar ein großes Haus geht, kommt die Vergangenheitsbewältigung hinzu. Sich Zeit zu nehmen, kann auch Trauerarbeit sein.

Wenn die Eltern gestorben sind oder ein Patenonkel, der keine Kinder hat, fällt die Aufgabe, das Haus oder die Wohnung leer zu räumen, meistens den Kindern oder Nichten und Neffen zu. Manchmal kann man sich dafür genügend Zeit nehmen, weil niemand mit dem Verkauf des Hauses Eile hat, manchmal soll es aber bald verkauft werden und muss zum Besichtigungstermin entrümpelt sein. Auch eine Eigentumswohnung muss oft schnell leer geräumt werden, weil sie innerhalb der Familie als Ferienwohnung genutzt werden oder an ein Enkelkind vermietet werden soll.

Zeitdruck

Besonderer Zeitdruck besteht, wenn Vater oder Mutter zuletzt in einem Pflegeheim gelebt haben. Zum Zimmer gehören meistens ein Pflegebett und funktionelle Schränke, die im Heim bleiben; ein Teil der Einrichtung sind private Möbel. Wenn ein Bewohner gestorben ist, wünschen sich die Pflegeeinrichtungen, dass das Zimmer innerhalb von wenigen Tagen geräumt wird, vielleicht  soll es noch einmal gestrichen werden, bevor es schnell wieder vergeben wird. 

Ein Altenheimzimmer in Windeseile leer zu räumen, klappt zu zweit oder dritt am besten. Packen Sie alle Kleidung in große Säcke, die sie zu Hause in Ruhe durchsehen können. Die übrigen Besitztümer nehmen Sie in Kisten mit, über den Fernsehapparat freut sich möglicherweise noch jemand anderes. Die wenigen Möbel, die dort waren, können Sie vielleicht woanders hinbringen, bis entschieden ist, wer dafür Verwendung hat. Erinnerungsstücke wie Fotos und Briefe können Sie in einer Kiste aufbewahren, bis die Angehörigen zusammenkommen können, um sie durchzusehen.

Entrümpeln oder Ausräumen?

Wenn es um eine Wohnung oder ein Haus geht, haben sich viel mehr Dinge angesammelt als in einem Altenheimzimmer möglich ist. Dann braucht man oft mehr Zeit und Unterstützung. „Es gibt Menschen, die einfach den Schlüssel im Schloss umdrehen und einen Entrümp­ler kommen lassen“, schreibt Christina Erdkönig in ihrem lesenswerten Buch „Loslassen und Leben aufräumen. Was mit uns geschieht, wenn wir die Wohnung unserer Eltern auflösen“. Andere wollen das Leerräumen des Hauses nicht einfach fremden Leuten überlassen.

Trauerarbeit oder Belastung?

So kann es manchen Menschen helfen, das Elternhaus noch einmal bewusst wahrzunehmen, im Ohrensessel des Vaters fiktive Zwiesprache mit ihm zu halten, sich an Gutes und Schlechtes zu erinnern und dann erst die Gegenstände auszuräumen. Dabei hat jeder sein eigenes Tempo. Manche Angehörige treten mit dem Anspruch an, jedes Ding noch einmal in die Hand zu nehmen. Das ist einerseits sinnvoll, weil es der Trauerbewältigung dient. Es kann aber auch für den Einzelnen zu viel werden, weil das Ausräumprojekt zum Fass ohne Boden wird, wenn Dachboden, Keller und Garage hinzukommen. 

Unterstützung holen

Alles einzeln zu betrachten, kann überfordern, wenn man sich zwischen verstaubten Einweckgläsern und Auto-Ersatzteilen bewegt. Denn die Mütter und Väter, die noch den Krieg oder die wirtschaftlich schlechte Nachkriegszeit erlebt haben, haben vieles aufbewahrt, was heute keinen Nutzen mehr hat: Gegenstände, die kaputt sind (die alte Nähmaschine), Gegenstände, die zu unmodern sind, um sie zu verschenken, und Gegenstände, die für andere gar keinen materiellen Wert haben, zum Beispiel gerahmte Dias samt Projektor. Den Angehörigen fällt es oft schwer, Papas Schallplattensammlung oder Mamas Stoffreste wegzuwerfen. Sie sollten sich deshalb von ihren erwachsenen Kindern unterstützen lassen. Die Enkel sehen vieles pragmatischer und können ganz gut einschätzen, ob der Gegenstand „retro und wertvoll“ oder Plunder ist. Das Ausräumen kann seelisch und körperlich belasten, wenn es zum Beispiel  bedeutet, dass man alle 14 Tage Hunderte von Kilometern zum leerstehenden Haus fährt, um wieder relativ erfolglos durch alten Kram zu wühlen. Das sollte man bedenken.

Geschwister einbeziehen

Es ist also wichtig, sich Unterstützung zu holen. Im Idealfall sind es die Geschwis­ter, die man ansprechen kann. Voraussetzung ist, dass kein Erbstreit in der Luft liegt und keine alten Konflikte die Beziehung belasten. Gehen Sie gelassen miteinander um. Sie sind jetzt erwachsen. Eine Familie ist wie ein Mobile, in dem seit Jahren alles austariert ist. Wenn die Eltern sterben, gerät das System in Bewegung. Nutzen Sie diese Erkenntnis, um der großen Schwester auf Augenhöhe zu begegnen. Jeder darf auf einen Zettel schreiben, welchen Gegenstand er behalten möchte, damit das Bild über der Eckbank an die daran interessierte Tochter geht und nicht an die Enkelin, die es gar nicht haben will.

Verwertbares anbieten

Gegenstände und Kleidung, die für andere Menschen noch einen Wert haben, zum Beispiel ein selten getragener Bademantel oder neuwertige Handtücher, kann man waschen und einer gemeinnützigen Organisation anbieten. Manchmal betreiben Deutsches Rotes Kreuz, Malteser oder Caritas ein „soziales Kaufhaus“, das solche Dinge annimmt, oder man gibt sie gut verpackt in die Altkleidersammlung. 
Goldschmuck, der keinen Erinnerungswert hat, bringt man zu einem Juwelier seines Vertrauens, der Altgold annimmt und den Gegenwert in Euro auszahlt. Gutes Porzellan, Tafelsilber oder Gemälde kann man bei Kleinanzeigenanbietern im Internet verkaufen, laden Sie immer auch Fotos hoch und verkaufen Sie am besten nur gegen Abholung und Barzahlung. Denken Sie daran: Alles, was Sie aus sentimentalen Gründen behalten, müssen später ihre Kinder wegwerfen.

Hofflohmarkt 

Wenn das Grundstück groß genug ist, können Sie auch einen Hofflohmarkt veranstalten, in der Stadt einen Garagenflohmarkt, falls Sie eine Garage besitzen.  Dazu hängen Sie in der Umgebung Zettel auf, auf dem Datum und Uhrzeit notiert sind. Sie dürfen mit den Gegenständen, die sie anbieten, nicht in den öffentlichen Raum gehen, dafür müssten Sie eine Genehmigung vom Ordnungsamt einholen.

Profis hinzuziehen 

Denken Sie daran, dass sie bei Selbstentrümpelung auch Kosten für den Sperrmüll und Container haben. Deshalb ist es manchmal günstiger, eine Firma, die professionell entrümpelt, zu beauftragen und Kostenvoranschläge verschiedener Anbieter einzuholen. Wenn Sie den Auftrag erteilen, können Sie einen Festpreis vereinbaren. Manche Firmen bieten auch eine Verwertung an: Der Erlös für Möbel, die sie weiterverkaufen, wird dem Auftraggeber ausgezahlt.

Garten nicht vergessen 

Wenn es einen Garten gab, ist es möglich, Stauden zu teilen und mitzunehmen oder eine Rose auszugraben und umzupflanzen. Ob sie am neuen Standort anwächst, ist nicht garantiert. 

Andrea Kolhoff