Erste Konsultation im Bistum Magdeburg im Rahmen der Weltsynode

Wovon muss die Kirche reden?

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„Auf ein Wort mit dem Bischof…“ – „vom Glauben erzählen“. So war eine erste Konsultation im Bistum im Rahmen der Weltsynode überschrieben. Das Forum, zu dem alle Interessierten eingeladen waren, fand per Internet statt.

Was sollte die Kirche den Mitmenschen mitteilen? Christen aus dem Bistum haben im Internet-Forum versucht, Antworten zu geben. (Bildschirmfoto)

 

„Wovon kann und sollte katholische Kirche erzählen? Was ist erzählenswert?“ Und „Worüber muss katholische Kirche mit den Menschen hörend ins Gespräch kommen?“ Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines ersten Bistums-Hearings im Rahmen der Weltbischofssynode „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ (2021–2023). Zu der gegenseitigen Anhörung mit Bischof Gerhard Feige per Internet hatte der Fachbereich Pastoral in Kirche und Gesellschaft alle Interessierten im Bistum eingeladen. Unter dem Motto „Auf ein Wort mit dem Bischof – vom Glauben erzählen“ kamen so gut 50 Teilnehmer zusammen und äußerten sich sehr rege per Video-Übertragung und schriftlich im Chat.
Mit direkten Antworten auf die erste Frage der Konsultation taten sich die Teilnehmer eher schwer. Vor allem gingen sie auf die von Chat-Moderatorin und Ordinariatsrätin Friederike Maier auch in den Raum gestellte Frage ein, ob Christen überhaupt nach ihrem Glauben gefragt werden.
Von wohlwollenden nichtchristlichen Kollegen werde sie „höchstens nach Glaubenswissen gefragt“, sagte Ulrike Hoffmann. „Ein Glaubenszeugnis ist eher mal gefordert unter uns Christen, nämlich die Bestätigung, dass man dieses oder jenes heute noch wirklich glauben kann, wenn man naturwissenschaftlich erzogen ist. Da kommt es darauf an, Erklärungen geben zu können, die nicht aus dem Mittelalter stammen.“ „Wir werden dröhnend laut gefragt“, erlebt hingegen Maria Faber: Etwa mit Bemerkungen wie: „Wie kann man noch glauben und arbeiten in dieser Institution Kirche (mit ihren Skandalen und so mancher Praxis)?“ Gefragt sieht Faber die Kirche auch, „wo die Demokratie beschimpft und lächerlich gemacht wird“. Bernd Krüger hält es für wichtig, konkret und ehrlich vom eigenen Glauben zu sprechen: „Wie gehe ich als Christ mit der Pandemie um, mit Angst“, mit so vielen Fragen?
Für Stephan Schmitz-Tekaath kommt es darauf an, den anderen friedfertig, wertschätzend zu begegnen, damit überhaupt „rüber kommen kann“, was einen im Glauben berührt. Und Reinhard Grütz mahnte, „christlich-ökumenisch und weniger katholisch-konfessionell“ in die Gesellschaft hinein den Glauben zu leben.
Stephan Werner überlegte schriftlich im Chat: „Vielleicht wenden die kritischen Stimmen sich weniger an uns und bleiben lieber unter sich – weil sie sich selbst in ihrer Meinung bestätigt wissen wollen oder von uns kaum wirklich etwas erwarten.“ Und Anette Thaut erlebt „weniger Fragen zum Glauben, als nach den kirchlichen Strukturen: nämlich hierarchisch, nicht demokratisch, Männer orientiert“. Deshalb komme es „gar nicht zum Austausch über die wichtigen Fragen des Glaubens“.

Hören, was Nichtchristen zu sagen haben
Sehr anregend empfanden einige Teilnehmer den Hinweis von Eberhard Tiefensee: „Ich versuche zu begreifen: Der Herr sucht Arbeiter für seine Ernte. Wir vermuten zu wenig, dass die Glaubenserfahrung auf der anderen Seite ist. Bei den anderen, die uns etwas sagen, auch in der Krise der Kirche.“ Mathias Betghe schrieb hingegen sehr klar: „Die christliche Kernbotschaft, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, dass am Ende alles gut wird, ist die Hauptbotschaft, die durchaus erzählenswert ist.“
„Die Verkündigung des Evangeliums ... ist einer der Grundvollzüge der Kirche“, hatte zu Beginn des Hearings Bischof Gerhard Feige in Erinnerung gerufen und gefragt, ob die Mitmenschen überhaupt der Grund der christlichen Hoffnung interessiere. „Manchmal hat man den Eindruck, dass Kirche auf Fragen antwortet, die niemand gestellt hat“, so der Bischof. „Um wirklich Antwort geben zu können, müssen wir also wissen, was die Menschen bewegt, welches die Fragen sind.“ Zugleich stellte der Bischof aber auch fest: Glaube ist für viele Menschen „etwas Intimes. Es gehört nicht zu unserer Kultur und unserer Mentalität, dass wir mit anderen über unseren Glauben sprechen.“
Diese Sicht teilte zum Beispiel Christoph Ilgner. Dennoch werde manchmal schon nach dem Glauben gefragt, etwa in Notsituationen. Ilgner: „Wir sollten lernen, achtsam zu sein und zu spüren, wann ein Wort über den Glauben anderen Menschen helfen kann. Ich bin überzeugt, das kommt öfter vor, als wir denken.“
„Worüber muss Kirche mit den Menschen hörend ins Gespräch kommen?“ Für Regina Lorek ist entscheidend, „auf Sorgen und Ängste (zu) hören, auf Fragen nach Tod und Lebens-Wert“, im Blick „auf die persönlichen Ressourcen und Sehnsüchte“ von Menschen und auf „Gelungenes“ – „und zwar ohne Überzeugungswille und Überlegenheitsphantasie“. Ulrike Hoffmann hingegen nannte gesellschaftliche Themen: Pandemie, Klimawandel, die Schere zwischen Arm und Reich, die digitale Revolution bis hin zur Bedeutungslosigkeit der menschlichen Arbeit und dem Entstehen von künstlicher Intelligenz. Dazu müsse „die Kirche Befürwortern und Gegnern zuhören“ und „sich positionieren“. Und Judith Reitebuch schrieb: „Ich finde es innerhalb der Kirche wichtig, zuzuhören, und … den anderen verstehen zu wollen. … Und zwar so, dass alle zu Wort kommen, nicht nur die, deren Meinungen man hören will.“
Bei einer Kurzumfrage „Wie oft komme ich mit anderen Menschen über den Glauben/mein Christsein ins Gespräch?“ äußerten sich die Hearing-Teilnehmer wie folgt: „So gut wie nie“ kreuzten sechs Prozent an, „viel zu selten“ 28 Prozent, „gelegentlich“ 43 Prozent,, „regelmäßig“ 13 Prozent, „häufig“ vier Prozent und „sehr häufig“ sechs Prozent.
Für einige ging die Anhörung nach einer Stunde viel zu schnell zu Ende. „Es ist wohltuend, dieses Gespräch als gemeinsame Suche zu erleben, ohne vorgefertigte Antworten zu hören“, so Guido Erbrich. Andere nahmen Anregungen zum Weiterdenken mit.

Bistums-Beitrag zur Weltsynode
Anfang Oktober 2021 hat Papst Franziskus einen weltweiten synodalen Prozess eröffnet. Alle Diözesen sind aufgefordert, sich bis Sommer 2022 an der Vorbereitung der für Herbst 2023 geplanten Bischofssynode in Rom zu beteiligen. Dazu wurde seitens des Vatikans vorgeschlagen, Begegnungen in den Ortskirchen durchzuführen, um im Dialog eine erneuerte Vision der Berufung von Kirche zu entwickeln.
Im Bistum gibt es unter anderem drei digitale Gesprächsrunden, die erste (siehe Bericht) fand am 14. Dezember statt.
Weitere Termine: 1. Februar, 19 Uhr: „… den Menschen helfen. An welchen Orten ist das karitative Handeln der katholischen Kirche gefragt und wie engagiert sie sich dort für die Menschen? Anmeldung umgehend.
22. Februar, 19 Uhr: „… das Leben feiern. Mit welchen liturgischen Formen gelingt es der katholischen Kirche, gemeinsam mit den Menschen das Leben zu feiern?“ Anmeldung ab Februar.

Mehr Infos und Anmeldung zu den weiteren Foren: www.synodalerwerden.de

Von Eckhard Pohl