Anstoss 27/19

Zeit für die Priesterin ist reif

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Eine Apostelin verschwindet und ist hunderte Jahre später wieder da. Manchmal sind es scheinbare Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied machen. So  bei einem Apostel in der Bibel, der eigentlich eine Frau war.


Junia oder Junias, das ist hier die Frage. Paulus nennt sie am Ende des Römerbriefes: „Grüßt Andronikus und Junia(s), die  mit mir zusammen im Gefängnis waren; sie ragen heraus unter den Aposteln und haben sich schon vor mir zu Christus bekannt.“
Die ersten 1200 Jahre der Kirchengeschichte schien dabei die Sache klar zu sein. Junia ist natürlich eine Frau. So sahen es auch die alten Kirchenlehrer. Einer der berühmtesten von ihnen, Johannes Chrysostomos, sagt gar von ihr: „Ein Apostel zu sein ist etwas Großes. Aber berühmt unter den Aposteln – bedenke, welch großes Lob das ist. Wie groß muss die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig befunden wurde.“
Aber wieso wurde dann vor 900 Jahren aus Junia ein Mann und ihr Name zu Junias? Am wahrscheinlichsten ist, dass die Vorstellung, eine Frau könnte Apostelin gewesen sein, in der Kirche damals keinen Platz mehr hatte. In der Kirche gab es Männer als Bischöfe und Priester. Da war es für die Übersetzer schwer denkbar, sich hier eine Frau vorzustellen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die griechische Form in der Bibel die Übersetzung auf einen Männernamen zulässt. Das Problem dabei: in den ersten Jahrhunderten wäre es das einzige Mal, dass dieser Männername benannt wäre. Es ist ein kleiner Namenskrimi, den wir hier finden. Selbst Martin Luther hält sie für einen Mann. Mittlerweile wird in vielen Bibelübersetzungen aus Junias wieder Junia. Und natürlich eine Apostelin.

Sie ist als Apostelin übrigens nicht allein. Maria Magdalena wird von den Kirchenvätern sogar als „Apostelin der Apostel“ bezeichnet. Und wer weiß, vielleicht ist es irgendwann auch in unserer sehr langsamen katholischen Kirche angekommen, dass, wenn es schon Frauen als Apostelinnen gab, es auch selbstverständlich Frauen als Priesterinnen geben kann. Schön wär`s und die Zeit ist reif.
 
Guido Erbrich, Roncalli-Haus Magdeburg

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