100 Jahre Kirchweihe St. Marien in Bad Berka
Zelt Gottes in der Welt
Die 100-jährige katholische Kirche in Bad Berka bei Weimar. |
Wie geht es nach 100 Jahren weiter mit dem katholischen Glauben in Bad Berka? In einer Podiumsdiskussion – geleitet vom Journalisten und Kirchort-Rats-Vorsitzenden Hartmut Kaczmarek – wurden Antworten gesucht. Kaczmarek betonte dabei, dass es die Gemeinde immer geschafft habe, im Vertrauen auf Gott in schweren Zeiten zusammenzufinden. Das sei schon in den Jahren des Ersten Weltkrieges so gewesen, in denen die St. Marien Kirche gebaut wurde. Im November 1918 – das Deutsche Reich hatte den Krieg verloren und die Fürsten fielen wie faule Früchte vom Baum – wurde die kleine Kirche geweiht. Der 100. Kirchweihtag wurde von der Gemeinde und ihren Gästen gefeiert.
Vom eigenen Glauben Zeugnis geben
Bischof Ulrich Neymeyr machte Mut, dass die Christen im Kirchort Bad Berka – der zur Pfarrei Herz Jesu Weimar gehört – ihr Leben als Aufbruch der Getauften und Gefirmten gestalten. Sie seien dazu aufgerufen, dass die Kirche präsent und bei den Menschen bleibe. Dazu gehöre unter anderem die Fähigkeit, von der Bedeutung es eigenen Glaubens Zeugnis zu geben. Pfarrer Timo Gothe aus Weimar berichtete über seine Erfahrungen, die Kirchorte seiner Pfarrei kennenzulernen. In so genannten „Missionarischen Visitationsreisen“ suchte er diese auf und lebte eine Woche vor Ort mit. „Die Tage haben mich der Gemeinde nähergebracht und ich bin jetzt immer sehr gerne in Bad Berka“, so Gothe. Hier begegnet er zudem einer Ökumene auf Augenhöhe.
Davon Zeugnis gab der evangelisch Gemeindepfarrer Ulrich Matthias Spengler. Er forderte von Kirche, aber auch von der Politik eine positive Haltung und ein gutes Programm für die Menschen. Für die Christen bedeute dies, Zeichen in die Welt zu setzen, die getragen sind vom Priestertum aller Gläubigen. Er fragte: „Wo merken die Menschen in Bad Berka, dass hier Christen leben?“ Es komme von daher darauf an, zu erkunden, wie die frohe Botschaft vermittelt werden kann. Ein Beispiel dafür sei unter anderem der biblische Gesprächskreis, bei dem es darum gehe, von der Schrift aus ins praktische Leben zu kommen. Nötig sei immer die Gemeinschaft der Christen vor Ort.
Gemeindemitglieder beim Gottesdienst in St. Marien (oben) und der Projektchor zum Jubiläum beim Festakt im Zeughaus von Bad Berka (unten). | Fotos: Holger Jakobi |
In der kleinen Kirche fanden Christen Kraft
Im Zeichen der Ökumene und der örtlichen Verbundenheit stand bereits der Festgottesdienst. Bischof Neymeyr würdigte die beiden baulichen Kirchen als Zelte Gottes in der Welt. „Zelte Gottes sind Zeichen der Hoffnung und der Ermutigung. Sie helfen uns, unseren Lebensweg zu gehen, ihn zu gestalten und dabei nicht zu erlahmen.“ Die in ihnen gefeierten Gottesdienste würden, so der Erfurter Bischof, zum Weltdienst befähigen. Ulrich Neymeyr erinnerte zuvor an die Umbrüche des Jahres 1918. Neun Millionen Tote sind im Ersten Weltkrieg bis heute zu beklagen. Die Menschen damals standen in ungewissen Zeiten. Sie fragten sich, wie wird es weitergehen? In der kleinen Kirche fanden sie Kraft, die Nähe Gottes und immer einen festen Halt.
Im kommenden Jahr werde am 6. Februar in Weimar an die Verfassung der ersten deutschen Republik erinnert, die 1919 von hier aus verabschiedet wurde. Beide Kirchen werden sich an den Feiern beteiligen, betonte der Bischof in seiner Predigt. Damals habe eine starke Sehnsucht nach stabilen Verhältnissen geherrscht. Doch Sehnsucht allein sei nicht genug. Die Demokratie müsse verteidigt werden und unser heutiges Grundgesetz sei keine Selbstverständlichkeit.
An der Feier nahmen zudem Gäste aus den Niederlanden teil. Die Partnerschaft zur Gemeinde Wieringermeer entstand zur Wendezeit.