Die stillen Helden der Pandemie

Zusammen sind wir stark

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Jetzt rollt die nächste Corona-Welle durch Deutschland, und viele sind müde von der Pandemie. Höchste Zeit, all jene Menschen zu loben, die unaufgeregt helfen, dass wir da gut durchkommen – und bald wieder mehr Normalität zurückgewinnen.

Enorm engagiert: Viele Arzthelferinnen machen zurzeit Überstunden, um möglichst schnell allen Patientinnen und Patienten eine Corona-Impfung anbieten zu können.
Enorm engagiert: Viele Arzthelferinnen machen zurzeit Überstunden, um möglichst schnell allen Patientinnen und Patienten eine Corona-Impfung anbieten zu können.

Von Andreas Lesch

Wenn es in den Nachrichten um Corona geht, sind in jüngster Zeit oft schrille Szenen zu sehen. Bilder von Demonstrationen gegen die Corona-Politik, auf denen Journalistinnen und Polizisten angegriffen, Hassparolen gebrüllt und auf Plakaten Verschwörungsmythen verbreitet werden. Viele dieser Aufmärsche werden von Rechtsextremisten befeuert.

Experten sehen die Radikalisierung der Corona-Leugner mit Sorge. Zur Wahrheit gehört aber auch: Diese lautstarke, teils gewalttätige Gruppe ist eine kleine Minderheit – und bekommt sehr viel öffentliche Aufmerksamkeit. Da lohnt es sich, den Blick einmal auf die große Mehrheit zu lenken, die nicht demonstriert und oft übersehen wird. Auf jene Menschen, die sich nicht destruktiv, sondern konstruktiv verhalten – und viel dafür tun, dass wir die Pandemie gemeinsam meistern.

Ärztinnen und ihre Praxisteams bieten abends und an Wochenenden Impftermine an – obwohl sie schon durch die reguläre Sprechstunde im Winter stark belastet sind. Schüler testen sich seit Monaten morgens selbst, viel häufiger als die meisten Erwachsenen. Sie klagen nicht, wenn ihre Klassenfahrten wegen Corona gestrichen werden. Und auch nicht, wenn sie im Unterricht durchgehend eine Maske tragen müssen. Manche von ihnen sind als Sternsinger in der Januarkälte mehrere Tage lang mit Maske von Haus zu Haus gezogen – und haben damit gezeigt, wie wichtig ihnen diese so wunderbare Aktion auch in schwierigen Zeiten ist.

Viele Menschen nehmen sich gerade nicht wichtiger, als sie sind. Sie sehen, dass andere auch Probleme haben. Schauen, wo sie helfen können – und packen an. Schenken der Frau, die vor dem Geschäft ihre Maske vergessen hat, eine von ihren. Begleiten den Opa von nebenan zur Booster-Impfung. Halten die Ungewissheiten der Pandemie aus, ohne zu nölen. Respektieren, dass die einen im Rahmen der geltenden Regeln mehr wagen wollen und die anderen weniger. Und nehmen die immer wieder neuen und nicht immer sinnvollen Corona-Verordnungen gelassen. Weil Meckern ja auch nicht weiterhilft.

Kämpfende Pflegerinnen, ideenreiche Gastronomen

Zur konstruktiven Mehrheit gehören die Wissenschaftlerinnen, die ihre Expertise mit der Öffentlichkeit teilen und helfen, die Pandemie besser zu verstehen – und die sich auch von Morddrohungen nicht einschüchtern lassen. Die Polizisten, die von Corona-Leugnern attackiert werden und versuchen, brenzlige Situationen nicht eskalieren zu lassen. Die Intensivpflegerinnen, die von zwei Jahren Pandemie ausgelaugt sind und dennoch um jedes Leben kämpfen. Die Gastronomen, die trotz Existenzängsten nicht aufgeben und versuchen, ideenreich durch die Krise zu kommen. Alle, die probieren, Skeptiker von wissenschaftlich erwiesenen Fakten zu überzeugen – auch wenn das mal mühsam ist. Und natürlich all jene, die sich selbstverständlich haben impfen lassen, um sich und andere zu schützen.

Ja, Corona nervt, es strengt an und bleibt schwer berechenbar. Aber die unaufgeregte Solidarität der stillen Mehrheit lässt hoffen, dass wir zusammen bald alles überstanden haben könnten.