Wohnungen für geflüchtete Frauen
Zweites Leben für Kloster Tiefenthal
Foto: Christa Kaddar
„Wir freuen uns, dass Harald Knettenbrech das Kloster gekauft und uns als Stadt direkt nach dem Kauf eingebunden hat“, sagt Eltvilles Bürgermeister Patrick Kunkel. „Hier soll etwas entstehen, was der Stadt Eltville und den Stadtteilen Rauenthal und Martinsthal nutzt.“ Das Kloster liegt an der Bundesstraße 260 bei Martinsthal. In einer Bürgerversammlung wurde die Planung der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Bebauungsplanverfahren ist allerdings noch nicht eröffnet, der Aufstellungsbeschluss wird erst im Oktober in die städtischen Gremien gegeben.
„Danach wird der Bebauungsplan offengelegt, und die Bürgerinnen und Bürger erhalten ein Mitspracherecht wie bei jedem Bebauungsplan“, erklärt Kunkel.
Die Veränderungssperre, die bis dahin für den Umbau des Anwesens gilt, betrifft nicht das Gebäude, das derzeit komplett saniert und für geflüchtete Frauen mit und ohne Kinder hergerichtet wird. In den 31 Wohneinheiten können, je nach Größe, zwei bis sechs Personen untergebracht werden, höchstens jedoch 120 Frauen und Kinder. Ab Ende des Jahres soll es dem Rheingau-Taunus-Kreis als Mieter mit einem Vertrag auf zehn Jahre zur Verfügung stehen.
Das erläuterten Volker Starck vom Vorstand der Harald-Knettenbrech-Stiftung und die Architekten und Stadtentwickler Roland Effgen und Dr. Philip Hofmann, die auch weitere Ideen für die künftige Nutzung vorstellten. Stichworte waren: sozialer Bezug, Mehrgenerationen-Mix, Strukturen für lebendige Nachbarschaft und quartiersinterne Arbeits- und Dienstleistungsangebote. Zu den Ideen gehören Betreutes Wohnen, ambulante Pflege, Tagespflege oder ein Pflegeheim, Physiotherapie, ein medizinisches Versorgungszentrum mit ergänzenden Angeboten, Bildungseinrichtungen, ambulante oder stationäre Jugendhilfe, ein Café, Ausstellungsflächen und Wohnraum für Senioren, Singles, Paare, Familien oder Personal. Der erhaltenswerte Bestand soll saniert und durch Neubauten maßvoll ergänzt werden. Erhalten werden soll auch der Klostergarten als „sakrosankter“ Bereich mit altem Baumbestand.
Die Kapelle im mittleren Trakt – Elisabethenhaus genannt – könne für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden, hieß es in der Präsentation. Der gesamte mittlere Trakt soll saniert werden; lediglich der westliche Kopf soll abgerissen werden und den architektonischen Übergang zum Neubau markieren, denn das ehemalige Bildungshaus mit schlechter Bausubstanz aus den 1960-er Jahren könne nicht saniert oder umgebaut werden.
Neben dem Neubau anstelle des Bildungshauses soll es mindestens ein weiteres Gebäude geben. Die Gebäude sollen vier bis fünf Geschosse haben und barrierefrei erreichbar sein – eine Geschossfläche von 8000 Quadratmetern. Eine Tiefgarage für 90 Autos ist geplant, damit ein ruhiger Innenhof entstehen kann, der von parkenden Autos freigehalten wird. „Wie die Gebäude aussehen, ist abhängig von der Nutzung, die wir bisher noch nicht kennen“, betonte Roland Effgen. Um das bereits Angedachte zu erreichen, sei es notwendig, Kernmieter für die Gebäude zu finden.