Neubau eines katholischen Schulzentrums in Leinefelde
Sankt Elisabeth zieht mit um
Fotos: Dorothee Wanzek
„Der Berg ruft“ steht über dem Schulseelsorge-Konzept für das Gymnasium der Heiligenstädter Bergschule St. Elisabeth. Die Bergsymbolik mit jährlichen „Berg-Zeiten“ und ständiger Wegbegleitung für Schüler auf ihrer „Bergwanderung“ hin zum Abitur wird die Schule zurücklassen, wenn sie in vier Jahren von einer Anhöhe im Heilbad Heiligenstadt in die Ebene der Leinefelder Südstadt zieht.
Die Schulpatronin Elisabeth von Thüringen zieht hingegen mit an den gut 15 Kilometer entfernten neuen Standort. Im künftigen Schulnamen „Katholisches Schulzentrum St. Elisabeth Leinefelde-Worbis“ steht die Heilige für Kontinuität. „Wir wollen das christliche Profil erhalten, es sogar mit Blick auf den Wandel in Kirche und sozialem Umfeld noch schärfen“, sagte Martin Fahnroth,
Leiter der Bistums-Schulabteilung, am 6. Juli bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des aktuellen Planungsstands.
Im April vorigen Jahres hatte das Bistum sein Bau- und Umzugsvorhaben erstmals öffentlich gemacht. Bischof Ulrich Neymeyr erklärte die Umzugspläne damals mit der räumlichen Begrenztheit der bestehenden Schulgebäude. Sich auf Schüler mit einer Bildungsempfehlung für das Gymnasium zu beschränken, sei für eine kirchliche Schule nicht zeitgemäß. Das Bistum sehe die Zukunft der Schule in einem Verbund aus Gymnasium und Regelschule unter einem Dach. Die dafür notwendige räumliche Erweiterung sei auf dem bisher genutzten, von Heiligenstädter Schulschwestern angemieteten Gelände nicht möglich.
Das Bistum hatte sich intensiv um alternative Baugrundstücke in Heilbad Heiligenstadt bemüht. Erst nachdem die Vergabe des einzigen für eine Verbundschule geeignet scheinenden städtischen Grundstücks an der fehlenden Stadtratsmehrheit gescheitert war, sei man auf ein Grundstücksangebot der Stadt Leinefelde-Worbis eingegangen.
Inzwischen hat das Bistum das Grundstück am Rande des DDR-Plattenbaugebiets Leinefelde-Süd gekauft und veranlasst, dass es in Bauland umgewandelt wurde. Ein Dresdner Architekturbüro erstellte den Entwurf für das künftige Schulzentrum, in dem rund 1000 Gymnasiasten und Regelschüler unterrichtet werden können – zurzeit zählt der Gymnasialbereich der Bergschule 560 Schülerinnen und Schüler.
„Ohne die wunderbare Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt Leinefelde wären wir längst noch nicht da, wo wir heute sind“, lobte Dombaumeister Andreas Gold. Er wies auch darauf hin, dass sich die Schul- und Bauexperten des Bistums in Schulneubauten deutschlandweit Anregungen für ihre Planung geholt haben.
Christlich, nachhaltig, im Dienst der Region
Die Baupläne greifen manches auf, was Lehrern, Eltern, Schülern und dem Schulträger wichtig ist, zum Beispiel ein enges Miteinander zwischen Regelschülern und Gymnasiasten. Alle Lernräume eines Jahrgangs liegen beieinander, so dass sich Schüler beider Schulformen häufig begegnen. Fachräume und so genannte Differenzierungs- und Flexräume, die eine individuelle Förderung, Einzel- und Gruppenarbeit ermöglichen, werden gemeinsam genutzt. Die enge Verzahnung soll den Wechsel von einer Schulform in die andere erleichtern.
Der vielfältige Austausch mit der Stadtgesellschaft und der Region wird unter anderem durch die Öffnung der Sporthalle für Vereinssport befördert und durch zwei Räume, die von der Schule und von externen Veranstaltern für öffentliche Ausstellungen oder Seminare genutzt werden können.
Ein besonderes Augenmerk will die Schule fortan auf die Förderung von Jungen legen. Deren Bedürfnisse sind nach Ansicht der Schulplaner im derzeitigen Bildungssystem häufig unzureichend im Blick. Ein praxisnaher Ganztagsschul-Lernort könnte eine schuleigene Zweiradwerkstatt werden.
Der Nachhaltigkeitsanspruch durchzieht sämtliche Planungen und schlägt sich unter anderem im Energiekonzept nieder. Vorgesehen ist eine Mischung aus verschiedenen Energiequellen, insbesondere soll eine Erdsonde mit Eisspeicher genutzt werden.
Das christliche Profil mit Offenheit für Schüler anderer Religionen und Weltanschauungen soll im neuen Schulhaus in einem Raum der Stille zum Tragen kommen. Klar ist, dass es weiterhin einen Schulseelsorger geben wird. „Wir haben schon begonnen, mit dem Pfarrer der St.-Bonifatiuskirche zusammenzuarbeiten, die ja in Sichtweite des Schulneubaus liegt“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Astrid Goldhorn. Beim Wandel von der Bergschule in Heiligenstadt zum katholischen Schulzentrum in Leinefelde lässt sich die Schule schon jetzt begleiten vom Zentrum für ignatianische Pädagogik in Ludwigshafen.
Ein wichtiger erster Schritt der Veränderung beginnt im August mit dem neuen Schuljahr. Dann startet in Heiligenstadt der Regelschulbetrieb, aufgrund der hohen Nachfrage sogar zweizügig. „Einige Heiligenstädter haben ihre Kinder nicht mehr bei uns angemeldet, weil sie vor der Fahrerei zurückschrecken, dafür haben wir aber großen Zuspruch aus Leinefelde“, berichtet Astrid Goldhorn. Vorbehalte aus der Elternschaft, die nach dem Bekanntwerden der Umzugspläne laut wurden, seien inzwischen weitgehend ausgeräumt. Nicht zuletzt konnte geklärt werden, wie die bisherigen Schüler den neuen Schulstandort gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.
Grundschulpläne und andere offene Fragen
„Sicher werden wir als katholische Schule der Region für andere Schülergruppen attraktiv“, vermutet Schulabteilungsleiter Fahnroth. Bisher besuchten einige Mädchen und Jungen aus grenznahen hessischen Orten die Schule. Nach dem Umzug kämen wahrscheinlich eher Schüler aus dem niedersächsischen Teil des Eichsfeldes hinzu, zumal dort erst kürzlich eine christliche Schule geschlossen wurde.
Viele Fragen sind noch zu klären, bis die komplette Schule im Sommer 2027 nach Leinefelde umzieht – zum Beispiel die Frage nach dem Nachnutzungskonzept für den Heiligenstädter Schulstandort. „Dafür sind die Heiligenstädter Schulschwestern verantwortlich, denen die Schulgebäude gehören“, sagt Schulleiter Heinz-Peter Kaes.
Eine Frage von Leinefeldes Altbürgermeister Gerd Reinhardt blieb ganz bewusst unbeantwortet. „Wäre das Bistum bereit, den Schulstandort Leinefelde langfristig auch noch um eine Grundschule zu erweitern?“, wollte er wissen. „Wünschenswert wäre das zweifellos,“, entgegnete Martin Fahnroth“, aber in dieser Frage können wir uns gegenwärtig auf keinen Fall festlegen.“
Den aktuellen Bau- und Planungsfortschritt können Interessierte auf einer eigenen Internetseite verfolgen, die in der vergangenen Woche ans Netz gegangen ist: www.bistum-baut-schule-neu.de