Erfurter Bistumswallfahrt 2023
Mit Zuversicht unterwegs
Fotos: Eckhard Pohl
„Gottes Macht ist unsere Hoffnung. Er unterstützt uns mit seinen Geistesgaben. Deshalb können wir optimistisch in die Zukunft gehen und uns den Herausforderungen der Zeit stellen.“ So fasste Bischof Ulrich Neymeyr zusammen, was die Teilnehmer von der Bistumswallfahrt am 17. September bestärkend in ihren Alltag mitnehmen konnten. Rund 2000 Christen hatten sich zu dem Tag unter dem Motto „Lust auf Zukunft“ am Erfurter Mariendom versammelt. Sie feierten miteinander Gottesdienst, freuten sich über anregende Begegnungen und nahmen neue Impulse auf.
Monika (62) und Norbert (64) Hofmann etwa waren mit dem Fahrrad aus Arnstadt gekommen. Als regelmäßige Teilnehmer der Wallfahrt zeigten sie sich von der seit vorigem Jahr bestehenden Möglichkeit sehr angetan, sich auf dem Domplatz an Tische setzen zu können, um zu trinken und zu essen, aber auch anderen Wallfahrern zu begegnen. Gut seien auch immer die vielfältigen Angebote am Wallfahrtstag.
Pilgerwege und Andachten am Morgen
Zu Beginn des Wallfahrtstages hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich auf kleine Pilgerwege zum Mariendom zu machen. Der Familienbund zum Beispiel hatte Eltern mit ihren Kindern zu einem gemeinsamen, familiengerechten Weg eingeladen. Teilnehmer am Weltjugendtag in Portugal, die sich in Erfurt-Hochheim am Wochenende zu einem Nachtreffen versammelt hatten, kamen auf dem Weg zum Dom mit Interessierten ins Gespräch. Außerdem konnten die Wallfahrer an morgendlichen Andachten in drei Erfurter Kirchen teilnehmen.
In seiner Predigt im Wallfahrtsgottesdienst beklagte Bischof Neymeyr, dass nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche „der Stil der Auseinandersetzungen zunehmend rau und unversöhnlich“ ist. Bei den Debatten beim Synodalen Weg etwa sei er sich mitunter wie bei einer Parlamentssitzung vorgekommen. „Ich hoffe“, so Neymeyr, „dass der große internationale Prozess der Synodalität, den Papst Franziskus angestoßen hat, auch bei uns in Deutschland den Geist der Synodalität weckt und stärkt: den Geist, in dem jeder seine Überzeugung äußern kann, den Geist des Hinhörens und den Geist der Bereitschaft, seine Meinung zu ändern.“ Nur so könne es gelingen, im gemeinsamen Ringen herauszufinden, welchen Weg Christus mit seiner Kirche gehen möchte.
Angesichts vielfältiger gesellschaftlicher Herausforderungen sagte Neymeyr: „Unser Glaube, dass Gott die Welt geschaffen und uns die Welt anvertraut hat, muss uns hellhörig machen für die Erkenntnisse und Mahnungen der Wissenschaftler und muss uns anspornen, dass jede und jeder Einzelne, aber auch die Kirche als Organisation zur Schonung und zum Erhalt der Schöpfung beiträgt.“ Außerdem mahnte Neymeyr: „Versuchen wir nicht, eine kleine Insel der Seligen zu bauen, weder in einem Deutschland für Deutsche noch in einer Kirche für katechismusfeste Katholiken.“ Zukunft habe der Mensch des Friedens, so der Bischof in Anlehnung an das Leitwort für den 103. Katholikentag, der nächstes Jahr in Erfurt stattfindet.
Am Ende der Eucharistiefeier stellte der Chor Arcobaleno unter Leitung von Judith Rheinhardt und Daniel Kaufhold das Katholikentagslied vor. Es bezieht sich auf das Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“. Der Liedtext stammt vom kürzlich verstorbenen Diakon Johann Freitag, die Musik hat Daniel Kaufhold (beide Heiligenstadt) geschrieben.
Überhaupt war die Wallfahrt auch vom Werben für die Teilnahme am Katholikentag 2024 geprägt. Bischof Neymeyr rief dazu auf, sich aktiv im Programm oder als Helfer einzubringen oder als Teilnehmer dabeizusein. Vor dem Altar stand eine Abbildung des Motivs für ein Katholikentagstuch, das sich Gemeinden und Gruppen mit einer Bildmeditation ab sofort beim Seelsorgeamt bestellen können. Zettel mit dem Katholikentagsgebet lagen aus. Außerdem gibt es eine Handreichung mit Anregungen, sich im Vorfeld in Gottesdiensten und auf andere Weise mit dem Katholikentagsthema auseinanderzusetzen. Christen aus dem Bistum brauchen als Teilnehmer am Katholikentag nur 50 Prozent der Teilnahmebeitrags bezahlen, wer sich aktiv einbringt, ist vom Beitrag befreit.
Bischof Iosif Păuleţ aus Rumänien zu Gast
Unter den Gästen war der Bischof der rumänischen Diözese Iaşi, Iosif Păuleţ. Seit vielen Jahren unterstützen die Priester des Bistums Erfurt die rumänische Diözese. Bei einer Veranstaltung in der Bildungsstätte St. Martin berichtete Bischof Păuleţ unter anderem vom Einsatz für Flüchtlinge aus der Ukraine in seinem Bistum. Von Wallfahrtsteilnehmern gut besucht war dem Vernehmen nach am letzten Ausstellungstag die Retrospektive zu Leben und Werk der Erfurter Künstlerin Hildegard Hendrichs in der Schottenkirche.
2024 findet die Bistumswallfahrt nicht im September, sondern zusammen mit dem Abschluss des Katholikentages bereits am 2. Juni statt. Monika und Norbert Hofmann aus Arnstadt können sich gut vorstellen, dann dabei zu sein.
Weitere Bilder und die Predigt des Bischofs