Eichsfelder wird Seelsorger der deutschen Gemeinde in Rom

Die richtige Sprache sprechen

Guido Funke in einer römischen Bar

Foto: privat

Guido Funke (links) ist gerne unter Menschen. Hier in einer römischen Bar mit englischen Gästen.

Der Eichsfelder Priester Guido Funke hat seine Stelle bei der deutschen Gemeinde in Rom angetreten. Als Seelsorger begegnen ihm nun ganz neue Aufgaben, andere Perspektiven auf Deutschland und eine Sprachbarriere, die er erst noch überwinden muss.

Er kann sich nicht vorstellen, auf Dauer woanders als in seiner Heimatregion zu leben, hat Guido Funke noch zu seiner Priesterweihe gesagt. Nun, fünf Jahre später, ist der gebürtige Eichsfelder nach Rom gezogen und wurde Kurat der deutschen Gemeinde Santa Maria dell’Anima. Wie kam es dazu? „Nach fünf Jahren Priestertum wollte ich nochmal eine andere Form der Seelsorge kennenlernen.“, erzählt der 37-Jährige.

Wie bei seiner letzten Stelle in Arenshausen ist er in der Anima für die Seelsorge zuständig. Anders als im Eichsfeld kommen die Gläubigen hier allerdings nicht nur aus dem Umkreis. Guido Funke trifft auf Pilger, die aus Deutschland anreisen, pflegt Kontakt zu Studenten, die ein Auslandsjahr absolvieren, und unterrichtet Kinder an der Deutschen Schule.

Der Seelsorger hält es für wichtig, sich anderen aufmerksam zuzuwenden. Wenngleich es in der touristischen Innenstadt Roms zum Stadtbild gehört, dass Priester und Bischöfe durch die Gassen gehen, mache es doch einen Unterschied, ob einer nur vorbei laufe oder die Leute auch anspreche, sagt er. Guido Funke sieht sich zu allen Menschen gesandt, nicht nur zu den Gläubigen. Deshalb möchte er die Kultur Italiens besser kennenlernen, um die Sorgen der Menschen zu verstehen. In Rom koste es zum Beispiel genauso viel, den Alltag zu bestreiten, wie in Deutschland – allerdings bei deutlich geringeren Löhnen. Auch für obdachlose Menschen will er Ansprechpartner sein.

Doch wie ist es nun, als heimatverbundener Mensch in einer fremden Stadt zu leben? Guido Funke erzählt, dass er die Leute eigentlich überall, wo er war, gern hatte. Da blickt er auch mal wehmütig zurück. Aber: „Meine ehemaligen Gemeindemitglieder sind ja nicht aus der Welt“, freut sich der Kurat. Unter anderem hält er über seinen Instagram-Kanal Kontakt zu ihnen. Die Jüngeren zeigen ihren Eltern dann seine Fotos.

Was er vermisst, sind seine Sprachfertigkeiten in der Seelsorge. Dafür sei sein Italienisch noch nicht gut genug. „Ich bin ein kommunikativer Mensch und muss jetzt gucken, dass ich dieses Handicap schnell ausgleiche“, sagt er. Wenn er in der Deutschen Schule mit italienischen Kindern spricht, behilft er sich momentan noch mit Übersetzungen aus dem Internet. Die gleiche Sprache zu sprechen, macht Seelsorge leichter, findet Guido Funke.

In seiner neuen Umgebung weht ein weltkirchlicher Wind: neben den Deutschen, die für den Gottesdienst teilweise weite Strecken aus der Umgebung Roms auf sich nehmen, ist Santa Maria dell’Anima Unterkunft für Priester, die vom Dienst freigestellt wurden, um zu promovieren. Männer aus Litauen und der Slowakei wohnen dort, aus dem Libanon und dem Iran. Hinter der Gemeinschaft mit Christus treten die „kleinen“ innerkirchlichen Probleme Deutschlands zurück. „Da gibt es ein Miteinander aufgrund unseres Christseins“, erzählt der Kurat. „Jeder bringt seine Lebenswirklichkeit mit ein“, betont er und freut sich auf die anstehenden Aufgaben – vielleicht irgendwann mit etwas mehr Italienisch „im Gepäck“.

Johanna Marin