Berlins Erzbischof Heiner Koch feiert gern Karneval
Karneval auch in Krisenzeiten
Foto: imago/Christian Spicker
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch findet es nicht unangemessen, trotz Kriegen und Krisen Karneval zu feiern. „Das geht zusammen, denn Karneval ist keine Haltung, die voraussetzt, dass es kein Leid gibt“, sagte der 69-Jährige. Beim Karneval gehe es um den Menschen und dazu gehöre eben auch die Erfahrung des Leids. „Ich wüsste keine Zeit, in der Karneval oder andere Feste gefeiert werden, ohne dass es auch Leid, Krieg und Krankheit gibt“.
Der gebürtige Rheinländer verbringt die Karnevalstage in Köln. „Ich treffe mich mit Freunden, besuche eine Sitzung und gehe im Rosenmontagszug bei der Prinzengarde mit.“
Koch vergleicht Karneval mit den großen christlichen Festen. „Weihnachten und Ostern feiern wir auch im Dunkel der Nacht und setzen ein Zeichen der Hoffnung.“ Kirche und Karneval verbinde, dass beides ein Gemeinschaftserleben und dass Freude die Grundhaltung des Lebens sei. Aber: „Kirche wie Karneval weiß, dass die Freude endlich ist. Es gibt keinen Karneval ohne Aschermittwoch.“
Seit Weltjugendtag dem Kölner Karneval verbunden
Warum er lieber Karneval in Köln als in seiner Geburtsstadt Düsseldorf feiert? „In Düsseldorf habe ich als Kind den Karneval kennengelernt. In Köln bin ich mit dem organisierten Karneval eng verbunden seit dem Weltjugendtag“, so Koch, der 2005 Generalsekretär des Weltjugendtags war. „Der Karneval hat uns damals massiv den Weg in die Herzen der Menschen geöffnet.“ Deshalb ist er bei einer im Rheinland wichtigen Frage eindeutig: „Da ich in Köln bin, auf jeden Fall Kölsch, kein Altbier.“
Seine Lieblingskarnevalsmusik? „Ich mag die Lieder, die einen melancholischen Klang haben.“ Zum Beispiel: „Heimweh nach Köln – Wenn ich su an ming Heimat denke“. Außerdem nennt er das Lied „Ich wör su jään ens Weihbischof“ der Band Bläck Föös, das den Alltag eines Weihbischofs aufs Korn nimmt. „Das hat natürlich individuelle Gründe“, sagt er schmunzelnd.
Den wenigen Jecken im Erzbistum Berlin zollt er Respekt. „Ich bewundere die Karnevalisten hier sehr, weil es hier weniger Anerkennung und keine Mittel für ihr Engagement gibt, aber sie halten durch.“