Anstoß 37/2023

Wähle das Leben

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Am 16. September findet auf den Straßen Berlins wieder der „Marsch für das Leben“ statt. Auch wenn diese Veranstaltung aus verschiedenen Gründen nicht unumstritten ist, bin ich froh, dass Menschen auch auf diese Weise ein Zeichen für das Recht auf Leben setzen und damit Diskussionen auslösen.

Sicher, manchmal sind Abtreibungen unvermeidlich. Aber ich will mich nicht daran gewöhnen. Ich glaube, dass eine Abtreibung viel mehr ist als nur ein medizinischer Eingriff. Der Gesetzgeber hat versucht, das Dilemma zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Frau und dem Lebensrecht des Kindes sichtbar zu machen, indem er in § 218 von einer Straftat spricht, aber auf eine Bestrafung verzichtet. Das ist für die einen viel zu wenig, anderen geht das viel zu weit.

Marco Dutzschke
Pfarrer Marko Dutzschke
Lübbenau

Ich denke, die Frage, was es bedeutet, für ein Leben verantwortlich zu sein – auch für das eigene – ist zuerst eine zutiefst persönliche Frage und erst danach eine Angelegenheit für den Gesetzgeber. Besonders stark habe ich das in einer kurzen Szene in dem Film „Der Herr der Ringe“ empfunden. Zwischen all den Schlachten und Kämpfen sprechen Gandalf, der graue Zauberer und Frodo Beutlin, der Ringträger, miteinander. Letzterer meint, dass man Gollum, eine wahrhaft hässliche Kreatur, am besten töten solle. Der Zauberer fährt den Ringträger an: „Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand.“
Sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Diesen Satz kann ich nicht vergessen, wenn ich lese, wie manche Abtreibungsbefürworter auftreten. Ich denke an Eltern, die seit Jahren erfolglos versuchen, ein Kind zu bekommen. Mir fallen Paare ein, die um das Leben ihres kranken Kindes gekämpft und am Ende verloren haben. Oft genug sind wir für ein Leben verantwortlich und können nichts mehr tun.
Oft ist es aber auch umgekehrt. Wir können etwas tun. Ich glaube, jedes Leben ist eine Einladung. Biblisch klingt diese Einladung so: „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.“ (Deuteronomium 30,19)

Marko Dutzschke