Anstoß 16/2024

Erzählt von Freundschaften!

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„Jetzt hätte ich fünf Minuten. Mehr braucht man nicht.“ Ich habe ein Interview mit Igal Avidan, Autor und Journalist aus Tel Aviv ergattert. Fünf Minuten reichen ihm.

Lissy Eichert
Lissy Eichert, Berlin
„Wort zum Sonntag“-Sprecherin

Nicht schlecht, staune ich – für ein so schwieriges Thema wie das jüdisch-arabische Zusammenleben. 

Avidan lebt seit 30 Jahren in Deutschland, arbeitet unter anderem als Korrespondent für den Deutschlandfunk. Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und der israelischen Reaktion scheint ein friedliches Miteinander unmöglich. Avidan glaubt dennoch daran und erzählt davon in seinem Buch „… und es wurde Licht“.

Mittlerweile hat der Autor 40 Lesungen gehalten, auch in palästinensischen Buchclubs. Es sei wichtig zu reden, wenn andere schießen. Alle Veranstaltungen fanden ohne Störung statt. Bemerkenswert. Denn ich stelle eine gewisse Hysterie in Berlin fest, wenn es um Gaza geht. 

Junge Palästinenser erleben, dass sie nichts mehr sagen können, ohne eine Eskalation fürchten zu müssen und Juden haben die berechtigte Angst vor Übergriffen.

Avidan ist mit Israelis und Palästinensern befreundet. „Was können wir jetzt für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern tun?“, fragte ihn eine palästinensische Freundin. Sie hat ihre Nichte in Gaza verloren. Er antwortet: „Wir erzählen von unserer Freundschaft.“ Funktioniert Freundschaft als Antwort? Ja, weil Freunden das Leid der anderen nicht egal ist. Es klingt so schlicht, denke ich. Und ist so wahr.

Von den fünf Minuten ist noch eine übrig. Avidan ist überzeugt, dass durch Freundschaft eine andere Reaktion als Hass möglich ist. Seine palästinensische Freundin sieht es ebenso: „Dein Soldat hat meine Nichte erschossen und trotzdem umarme ich dich.“

Lissy Eichert