Anstoß 18/2023
Draht zum Universum
Was soll das heißen „ein kurzer Draht zum Universum“? Ist das Universum plötzlich ein Bild für Gott? Und verleiht die Taufe einen besonderen Draht zu diesem Gott?
Ich glaube, es ist andersherum. Wer einen Draht zu Gott hat, der durch Jesus Christus zu uns spricht, für den ist die Taufe das richtige Fest. Und sie ist noch mehr. Die Taufe nimmt den Menschen in die Gemeinschaft der Kirche auf.
Mit dieser Gemeinschaft scheint es im Augenblick nicht weit her zu sein. Auch in meiner Gemeinde können die meisten Mitglieder gut und gerne auf die Gemeinschaft verzichten. Dabei stehen wir mit gut zehn Prozent Gottesdienstbesuchern noch gut da.
War das schon immer so? Zeugnisse aus der frühen Kirche legen nahe, dass die Gemeinschaft der Kirche für die ersten Christen große Bedeutung hatte. Vor der Taufe gab es eine intensive Zeit des Hineinwachsens in die Gemeinschaft der Kirche. Wer in dieser Zeit in der Gemeinschaft angekommen ist, hat um die Taufe gebeten und sie mit der ganzen Gemeinde gefeiert. Ich habe den Eindruck, für viele Christen ist die Taufe heute vor allem so etwas wie eine Segensfeier oder ein Fest des persönlichen Glaubens.
Vor ein paar Tagen habe ich ein Interview von Firmbewerbern aus Cottbus mit unserem Bischof Wolfgang Ipolt, Bistum Görlitz, gesehen. Darin hat der Bischof die Jugendlichen gefragt, warum ihnen der Glaube etwas bedeute. Sinngemäß haben die Jugendlichen geantwortet, dass sie die Gemeinschaft anspricht, zu der man durch den Glauben gehört. Da wollen sie dabei sein.
Wenn das stimmt, ist die Frage nicht, wie wir Menschen die Taufe schmackhaft machen können. Es kommt darauf an, wie wir Gemeinschaft mit Jesus Christus und untereinander leben. Dafür reicht es nicht, immer neue und unübersichtlichere Gemeindestrukturen zu schaffen. Glaube ist Vergemeinschaftung. Wo die gelingt, wird es auch Taufen geben. Da bin ich sicher.