Anstoß 45/2023
Leichtes Gepäck?
Dazu kommt inzwischen noch der Nachhaltigkeitsgedanke: Das, was einmal da ist, möglichst einem mehrfachen Nutzen zuzuführen, statt es zu entsorgen, wenn es den ursprünglichen Zweck erfüllt hat.
Aber mitten in einem Umzug steckend, merke ich, wie ich an Grenzen stoße. Ich muss entscheiden, was bleibt und was zu viel ist. Soweit das nicht beim Kisten einpacken gelungen ist, muss es beim Auspacken geschehen.
Nebenbei lädt mich diese Situation zu der ein oder anderen Gedankenreise ein: „Eines Tages fällt dir auf, dass du 99 Prozent nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg. Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck“. (Lied der Band Silbermond).
Mir fallen andere Bereiche ein, wo das ähnlich ist. Oft haben wir auch so einige „Glaubenssätze“ im Laufe des Lebens angesammelt, die unser Gepäck schwerer machen. Dass es nicht genügt, was wir tun, dass es zu wenig oder nicht gut genug ist zum Beispiel. Sich für weniger wert zu halten, weil man anders ist, etwas nicht so kann wie andere – obwohl doch einfach nur jeder Mensch einzigartig anders ist. Ballast, den abzulegen gut täte, aber der nicht einfach los zu werden ist. Meist braucht es dafür mehr als einen Versuch.
Ist das vielleicht auch etwas ähnlich bei dem, was sich die Kirche im Lauf der Zeit in den Rucksack gepackt hat? Die vielen Gedanken und Reflexionen über den Glauben, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind, füllen den Rucksack der Tradition reichlich. Vieles hatte zu seiner Zeit, seine Berechtigung. Nun braucht es anderes, neues, damit der Glaube auch heute glaubwürdig gelebt werden kann. „Prüft alles, das Gute behaltet“ (1 Thess 5,21) – im Kleinen wie im Großen.