Anstoß 24/2023

Zeugen gesucht

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Marcellinus und Petrus sind Märtyrer der frühen Kirche. Beide sind in den Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian um 303 umgekommen. Vor ein paar Tagen haben wir am 2. Juni ihr Fest gefeiert.

Pfarrer Marko Dutzschke
Pfarrer Marko Dutzschke
Lübbenau

Weil diese frühchristlichen Bekenner ihr Zeugnis fast durch die Bank mit dem Leben bezahlt haben, ist die Farbe im Gottesdienst an diesen Tagen rot. Was wir von Marcellinus und Petrus heute wissen, erzählen uns Legenden. Sicher ist nur, dass sie zur Gemeinde gehört haben und für ihren Glauben sterben mussten. 
Aus irgendeinem Grund mag ich diese beiden Märtyrer besonders. Vielleicht sind es einfach ihre Namen. Schon früh scheinen die Christen ihren Kindern Namen von Vorbildern gegeben zu haben, so wie es viele Christen auch heute noch tun. Vielleicht wollten die Eltern für ihren Petrus, dass er einmal ein Mensch wird, auf den man sich felsenfest verlassen kann. Der, wie sein berühmter Vorgänger, fest im Leben und im Glauben steht. 
Ich brauche keine lückenlose Biografie, die mir beweist, dass Marcellinus und Petrus Heilige waren. Wahrscheinlich waren es Menschen mit Stärken und Schwächen, mit Ecken und Kanten genau wie ich. Ich brauche keine Legenden, die den einen zum idealen Priester und den anderen zum Exorzisten verklären. Mir reicht, dass sie als Christen gelebt und von der Botschaft Jesu beeindruckt waren. 
Das Zeugnis dieser beiden Männer ist lange her. Ich glaube, sie zu feiern, ist auch eine Einladung, nach Glaubenszeugen in meinem Leben Ausschau zu halten. Wen habe ich als starken Christen erlebt? Wer hat mich mit seinem Glauben und seiner Art angesteckt? Was finde ich glaubhaft? 
Die Antwort darauf ist die halbe Miete, selbst ein glaubhafter Christ zu werden. Denn nur was ich glaubhaft und überzeugend finde, werde ich auch in meinem Leben glaubhaft und überzeugend weitergeben. Vielleicht ist das die Herausforderung, vor der auch die Kirche heute steht. Das Glaubhafte und Überzeugende von Verklärung und Legenden zu befreien. Niemand hindert mich, damit bei mir zu beginnen. Das ist schön.

Marko Dutzschke