TAG DES HERRN-Wettbewerb „Kirche vor Ort“: Gregorianikschola Kahla
Alte Schätze neu entdeckt
Fotos: Dorothee Wanzek
„Den liturgischen Gesängen der Gregorianik gelingt es heute wie kaum einer anderen Musikform, Menschen anzusprechen, die bisher keinen Bezug zu Gott hatten“, sagt Uwe Straubel. Er ist selbst über Musik zur Kirche gekommen, hat schon als Kind in der evangelischen Kirche Orgel spielen gelernt, fing irgendwann an, auch katholische Gottesdienste musikalisch zu begleiten. Zunehmend faszinierten den Arzt aus Kahla gregorianische Gesänge. Warum das so ist? Er denkt einen Moment nach, bevor er antwortet: „Ich habe gespürt, dass diese tausend Jahre alte Musik meinem Leben Ruhe und Kraft gibt, dass sie in der Kombination von Wort und Klang eine besondere Tiefe hat und mich mit Menschen früherer Generationen verbindet.“ Er war neugierig, mehr über die Hintergründe dieser Musik zu erfahren, ließ sich von der Erfurter Musikerin Sabine Lindner in die Philosophie der Gregorianik einführen und besuchte entsprechende Kurse in deutschen Benediktinerklöstern. Mit einigen Gleichgesinnten gründete er 2018 die Kahlaer Schola. Jeden Mittwoch um 18.30 Uhr treffen sich die Gregorianik-Begeisterten in der St.-Nikolaus-Kirche – Katholiken, evangelische Christen und – so wie Uwe Straubel – gläubige Christen, die sich bisher noch keiner Kirche angeschlossen haben.
Einstimmigkeit trägt
„Wir haben ganz klein angefangen“, erinnert sich der Freizeit-Musiker. Zuerst sang die Schola in der Sonntagsmesse einen Psalm, dann kam das „Halleluja“ dazu, schließlich wagten sich die Sänger an ein Choralamt. Weitere Veranstaltungsformate kamen hinzu: In den Sommermonaten gestaltet die Schola mit der evangelischen Ortsgemeinde zum Wochenausklang eine Stunde der „Musik und Besinnung“, im November steht eine Totenmesse auf dem Programm, im Marienmonat, zum Schutzengelfest oder im Advent zum Thema passende Vesperandachten. Jede Probe endet mit dem kirchlichen Abendgebet, der Komplet, und dazu sind ausdrücklich alle eingeladen, die mitbeten, mitsingen oder die Gesänge einfach nur auf sich wirken lassen möchten.
Von Anfang an war das kleine Ensemble offen für neue Sängerinnen und Sänger. „Gerade brauchen wir besonders Verstärkung bei den Frauenstimmen“, sagt Uwe Straubel. „Jeder Mensch ist Schwingung und Klang“, sagt seine Frau Ellen, die in der Schola mitsingt, weil sie sich von den Klängen und von dem ansprechenden Kirchenraum „getragen“ fühlt. „Diese Musik bringt uns das Himmlische näher“, findet sie, „sie ist ein Schatz, der zur Kultur unserer Region gehört.“ Besonders wertvoll findet sie das Bemühen um Einstimmigkeit. Noch wichtiger, als immer den richtigen Ton zu treffen sei es, einen gemeinsamen Ton zu finden. Diese Erfahrung strahle auch in den Alltag aus, präge das zwischenmenschliche Miteinander.
Nächste Termine: Meditatives Nachtgebet mittwochs um 20 Uhr, „Musik und Besinnung“ am 23. August um 18 Uhr. Kontakt: 01 75 / 2 03 18 19