Kreis junger Familien in Jena
„Wir tauschen uns gut aus“
Foto: Privat
Einmal im Monat, am Freitagabend um 20.30 Uhr, haben Elisabeth und Johannes Hornstein Familienkreis. Dann sind die drei Kinder ins Bett gebracht. Der Laptop ist eingeschaltet, die Verbindung über das Internet hergestellt. Denn seit der Corona-Pandemie trifft sich der Familienkreis zu seinen Abenden meistens online, also per Video-Übertragung. Das Glas Wein oder Bier steht zu Beginn noch nicht neben dem Bildschirm bereit, sagt Johannes Hornstein (34). Von manchem werde sich das aber nach Ende des offiziellen Teils so gegen 22 Uhr noch eingeschenkt.
„Je nach verantwortlicher Familie beginnen wir mit einem Gebet“, erzählt Frau Hornstein (35). Und dann gehe es in das Thema hinein. Im Februar waren sie selbst dran: Sie und ihr Mann stellten Anregungen zu Exerzitien im Fastenzeit-Alltag vor und luden zum Gespräch dazu ein. „Es ging besonders um die Frage: ,Gibt es etwas, was ich aufgeben kann, damit ich freier dafür werde, mich an Christus zu orientieren?‘“ Eine andere Familie habe zuletzt den 2024 in Erfurt geplanten Katholikentag zum Thema gemacht.
Der Familienkreis, dem Hornsteins angehören, ist 2013 aus der Katholischen Studentengemeinde (KSG) Jena heraus als Kreis Junger Erwachsener entstanden. „Damals waren wir fünf Paare und zwei Singles, die der KSG entwachsen waren und sich zusammenfanden, teilweise verheiratet, ein Paar mit Kind. Wir haben vereinbart, uns regelmäßig zu einem Thema zu treffen und sind immer im Gemeindehaus zusammengekommen. Als die Kinder Säuglinge waren, haben wir sie mitgenommen. Später konnte dann – ohne Babysitter – oft nur ein Partner teilnehmen.“
Offen für Paare, die dazukommen wollen
Dann zogen mehrere aus dem Kreis von Jena weg. „Wir haben überlegt, ob wir offen sein wollen für neue Leute und haben dann sogar einen kleinen Einladungsflyer in der Kirche ausgelegt“, so Elisabeth Hornstein.
Als die Pandemie ausbrach, traf sich der Kreis digital. Eine Familie, die nach Wien gezogen war, kam so wieder dazu. „Positv finden wir an der online-Lösung, dass meist beide Partner teilnehmen können, da die Kinder ja nebenan schlafen. Ein persönliches Vis à vis mit allen Paaren wäre natürlich schöner.“ Derzeit sei der Kreis übrigens dabei auszutesten, ob der Samstag ein besserer Zeitpunkt für das monatliche Treffen sein könnte. Denn am Freitagabend seien die meisten von der Woche geschafft.
„Viele von uns verbindet Freundschaft. Es bestehen auch mehrere Tauf-Patenschaften für Kinder“, sagt Frau Hornstein weiter. „Und wir haben den Wunsch, uns über Glaubensdinge auszutauschen.“ Oft heiße es sogar gegenüber den Verantwortlichen des Abends dankbar: „Schön, dass Ihr das Thema gewählt habt.“
Themen waren zum Beispiel „Ehe leben und überleben“, „Sakramente versus Segen. Müssen es die gespendeten Sakramente sein?“, die Feier einer Online-
Mai-Andacht in modernder Form, aber auch „Sexualerziehung von Kindern“ oder das Thema Achtsamkeit und Gelassenheit im Alltag. Auch zum Bibelteilen sei man schon zusammen gewesen. „Zum Abschluss beten wir dann das Vaterunser“, so Hornstein.
Beim gemeinsamen Urlaubswochenende werden die Termine und die jeweils verantwortlichen Paare für das kommende Jahr festgelegt. Die Themen suchen dann die Verantwortlichen aus. Im Sommer gehört stets ein Grillnachmittag zum Programm. Im November trifft sich der Kreis samt Kindern zum Martins-Gans-Essen. Und im Dezember werden an einem Sonntag gemeinsam Plätzchen gebacken.
Im Familienkreis seien sie durchaus unterschiedliche Menschen, sagt Elisabeth Hornstein. „Ich denke, dass wir auch recht verschiedene Weisen haben, den Glauben zu leben. Aber wir können uns gut darüber austauschen, was uns im Glauben trägt und was uns umtreibt.“ Der Familienkreis biete Gelegenheit, Aspekte des Glaubens und Lebens zu reflektieren und die geteilten Gedanken dann in den Alltag und die christliche Erziehung der Kinder mitzunehmen. Damit ein solcher Kreis Bestand hat, sei „eine gewisse Verbindlichkeit“ nötig, betonen Hornsteins. „Man muss sich den Termin freihalten. Und manchmal auch unterschiedliche Sichtweisen aushalten.“
In der Pfarrei Jena gibt es einjährliches Treffen der Vertreter der Familienkreise. Dabei entstand die Anregung: Lädt ein Kreis einen Referenten ein, sollen dazu andere hinzukommen können, weshalb das Angebot in Räumen der Gemeinde stattfindet. Außerdem gebe es eine Liste, in der man sich mit eigenen Themen als Referent anbieten kann.
„Wer neu in eine Gemeinde kommt – und Ortswechsel sind heute häufiger als früher – hat es oft nicht leicht, Anschluss zu finden“, sagt Johannes Hornstein. Das habe er selbst erfahren. Aufgrund mehrerer Sonntagsgottesdienste und der Gemeindegröße würden Zugezogene nicht so leicht auffallen. „Deshalb wurden in Jena zweimal jährlich Willkommenstreffen nach dem Gottesdienst etabliert, welche gut angenommen werden und wodurch unser Kreis schon Zuwachs bekommen hat.“ Gerade für Menschen zwischen Ausbildung und Familie und auch für Alleinstehende gebe es abgesehen von Chören und Lektorenkreisen oft wenig Angebote. Familienkreise sollten das im Blick behalten.
Bewusst aus dem Glauben leben
Ja, es habe auch schon Tage der Diskussion gegeben: Was wollen wir mit unserem Kreis? Aber nach einer gewissen Zeit des Bestehens sei es sinnvoll, mal so zu fragen. „Wichtig ist, dass wir uns, unsere Kinder und andere für Jesus begeistern und unseren Glauben bewusst leben“, sagt Elisabeth Hornstein. Dies sei um so nötiger, wenn Pfarreien größer werden und weniger hauptamtliche Seelsorger zur Verfügung stehen.