Klimaschutz voranbringen

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Klimademo in Berlin 2019
Nachweis

Foto: Erzbistum Berlin

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Wolfgang Plehn (rechts im Bild) mit Erzbischof Heiner Koch, Landesbischof Christian Stäblein und weiteren Christen auf einer Klimastreik-Demo in Berlin (2019).

Für ihre Klimaschutzbemühungen setzen Christen aus Berlin und Brandenburg auf mehr Vernetzung. Die Katholiken wollen von ihren evangelischen Mitchristen lernen: Was könnten nächste Schritte sein?

In den Kirchen Berlins und Brandenburgs hat die Bewahrung der Schöpfung angesichts des Klimawandels in den letzten Jahren einen immer größeren Platz eingenommen. Um die vielen Aktivitäten in den verschiedenen Kirchen besser zu bündeln, kam ökologisch engagierten Christen die Idee einer ökumenischen Vernetzungswerkstatt. Ein erstes Treffen hatte Ende vergangenen Jahres stattgefunden. Über 50 evangelische und katholische Christen nahmen teil. 
Am 17. Februar findet – diesmal vom Erzbistum Berlin ausgerichtet – eine zweite Ökumenische Vernetzungswerkstatt statt. Neben der Gebäudebedarfsplanung, die Kerninhalt des bereits bestehenden Klimaschutzkonzepts ist, stehen die Themen Umweltmanagementsysteme, Infrastruktur für Elektromobilität, öko-faire Beschaffung, Bewusstseinsbildung und Biodiversität (Artenvielfalt) auf kirchlichen Flächen auf der Tagesplanung.

Resolut, aber auch unterstützend

Ideen und Anregungen ökumenisch austauschen, von den schon gemachten Erfahrungen profitieren – im Bereich Klimaschutz könnte das bedeuten: Katholiken könnten von ihren evangelischen Glaubensgeschwistern lernen. Denn innerhalb der EKBO findet die intensive Debatte über Klimaschutz schon seit über zehn Jahren statt.
Im Oktober 2020 verabschiedete die Landessynode das „Kirchengesetz zur Förderung des Klimaschutzes bei kirchlichen Gebäuden (Klimaschutzgesetz)“, das zum Jahresbeginn 2021 in Kraft trat. Ziel: bis 2045 die klimaschädlichen Emissionen im Gebäudebereich auf Null senken. Die EKBO rechnet dafür bis 2045 mit Mehrkosten von rund 150 Millionen Euro. 
Das Gesetz ist im Laufe der Zeit erweitert worden. So dürfen kirchliche Stellen ihren Strom seit 2022 nur noch aus erneuerbarer Energie beziehen. Und im Januar 2023 ist die Klimaschutzabgabe in Kraft getreten. Seitdem muss jede Gemeinde pro Tonne CO2-Ausstoß (oder vergleichbare Emissionen) 125 Euro in einen kirchlichen Klimaschutzfonds zahlen. Aus diesem Fonds können dann die Kirchengemeinden bis zu 100 Prozent der Mehrkosten für Klimaschutzmaßnahmen als Zuschuss beantragen.
Die Klimaschutzziele werden durchaus resolut verfolgt. Als zwei Ostberliner Gemeinden für die Einführung der „CO2-Abgabe“ einen Aufschub beantragten und mit den Folgen von Coronapandemie und Ukrainekrieg argumentierten, lehnte die Landessynode den Antrag ab. Klimaschutz sei nicht verhandelbar, hieß es während der Debatte. Auch dürften Energiepreise nicht gegen den Klimaschutz ausgespielt werden. Zudem werde die Landeskirche im Haushalt zusätzliche neun Millionen Euro einstellen, um Gemeinden in Not unter die Arme zu greifen.
Die Ziele werden aber nicht nur mit harter Hand durchgesetzt. So hat die EKBO ein Umweltbüro eingerichtet. Fünf Mitarbeiter unterstützen die Kirchengemeinden bei Fragen zu Umwelt- und Klimaschutz bei Immobilien, Mobilität und Beschaffung, helfen bei der Erarbeitung von Konzepten. Der Weg zur Klimarettung ist dabei auch mit kleineren Steinchen gepflastert. Auf der Website des Umweltbüros präsentieren evangelische Gemeinden ihre neuen Lastenfahrräder mit ihren riesigen Transportkörben vor dem Lenker, die ihnen vom Büro vermittelt wurden. Christen, die in der eigenen Gemeinde etwas für Artenvielfalt tun wollen, erhalten Anregungen für einen nachhaltigen Kirchengarten und oder den Aufbau von Bienenvölkern.
Verglichen mit der evangelischen Kirche steht das Erzbistum Berlin dahingehend noch in den Anfängen. Fortschritte gebe es dennoch, berichtet Wolfgang Plehn, Mitglied des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin und Vorsitzender des Sachausschusses für Schöpfungsbewahrung (Laudato Si‘). So beabsichtigt das Erzbistum Berlin, im ersten Halbjahr 2024 einen „Klimaschutzmanager“ einzustellen, und hat dafür Bundesfördermittel beantragt. Der Klimaschutzmanager (oder die Managerin) soll Pfarreien und Gemeinden im Erzbistum bei Maßnahmen für mehr Klimaschutz unterstützen – ähnlich wie das Umweltbüro der EKBO.

Auch auf katholischer Seite tut sich etwas

Zudem habe der Diözesanrat der Bistumsleitung im November 2023 den „Klimaschutzplan 2040“ vorgelegt. „Der Klimaschutzplan ist erst einmal fokussiert auf den Bereich Gebäude. Mobilität, ökologisch-faire Beschaffung und Biodiversität sind ebenfalls wichtige Punkte, aber ein großer Teil der Emissionen werden durch Gebäude ausgestoßen“, erklärt Wolfgang Plehn zum Inhalt des Klimaschutzplans. Nun gelte es, sagt Wolfgang Plehn, mit der Bistumsleitung die nächsten Schritte auf dem Weg zur Veröffentlichung zu besprechen.
Den Plan ausgearbeitet hat neben dem Diözesanrats-Sachausschuss Laudato Si‘ auch das Netzwerk „Klimaneutrale Kirche“, dessen Teilnehmer nicht nur aus dem Diözesanrat kommen. „Es ist ein offenes Netzwerk. Jeder kann kommen, sich informieren und die Informationen danach in die Pfarreien tragen. Es ist keine geschlossene Veranstaltung“, sagt Wolfgang Plehn. 
Zwar sei der Klimaschutzplan 2040 derzeit noch nicht öffentlich im Internet einsehbar. Geheimnisse habe das Netzwerk dennoch keine. Die Protokolle von den bisherigen Netzwerktreffen sind auf der Website des Diözesanrats einsehbar. Plehn empfiehlt Interessierten zudem, sich für den Newsletter anzumelden. Und wer den Klimaschutzplan selbst in Augenschein nehmen will, könne den bei der Geschäftsstelle des Diözesanrats anfordern.

„Umlagesystem auch für Erzbistum eine Option“

Sein Plan sei „ein Plan“ – und kein Gesetzesentwurf für ein (katholisches) Klimaschutzgesetz, betont Wolfgang Plehn. Dass sich auch das Erzbistum Berlin zukünftig verbindliche, schriftlich festgehaltene Regelungen geben könnte, mit entsprechenden Vorgaben an Pfarreien und andere kirchliche Einrichtungen – das hält er jedoch für folgerichtig. „Der Klimaschutzplan ist nicht das Ende der Fahnenstange, sondern der Startpunkt“, so Plehn.
Zur Finanzierung der Maßnahmen hält er auch die Einrichtung einer Klimaschutzabgabe in einen Fonds für denkbar. „In dem Klimaschutzplan steht: Die Umsetzung eines vergleichbaren Umlagesystems ist auch eine Option für das Erzbistum Berlin, die geprüft wird, wenn es an Finanzmitteln mangelt“, sagt er.
Auch wenn es darum geht, die Pfarreien mitzunehmen und Konflikten vorzubeugen, will Wolfgang Plehn sich an den gemachten Erfahrungen der evangelischen Glaubensgeschwister orientieren. „Wenn man Klimaziele erreichen möchte, wird es sehr darauf ankommen, ständig miteinander im Gespräch zu sein.“ Die Pfarreien müssten Antworten auf berechtigte Fragen erhalten, man müsse ihnen bei Unsicherheiten zur Seite stehen.
Doch was, wenn Pfarreien in der Weite Brandenburgs und Vorpommerns nicht mitkommen mit dem Tempo? „Die Probleme beim Klimaschutz wird man nicht kurzfristig lösen können“, sagt Plehn. „Einerseits heißt das, manches braucht seine Zeit, andererseits müssen wir jetzt damit beginnen – auch, um die begrenzten Finanzmittel nicht an falscher Stelle auszugeben.“

Für die II. Ökumenische Vernetzungswerkstatt anmelden: erzbistumberlin.de/anmeldung/vernetzungswerkstatt
Über das Netzwerk Klimaschutz: dioezesanrat-berlin.de/themen/klimaneutrale-kirche

(gwl/wpl/tdh)