Konferenz „Gottes starke Töchter“ in Leipzig
„Priesterinnen und Königinnen“
Fotos: Katholische Akademie Bistum Dresden-Meißen/Daniel Reiche
Es war ein besonderes Bild bei einem internationalen katholischen Treffen: Zahlreiche kompetente Frauen füllten die Podien und saßen im Publikum, Männer waren in der Minderzahl. Gemeinsam diskutierten sie, wie Macht und Ämter in der Katholischen Kirche weltweit Frauen verwehrt bleiben, zeigten positive Beispiele, stellten Forderungen, zehrten von einer kämpferischen Hoffnung. Dabei war nicht allein die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche Thema, sondern auch in der Gesellschaft auf den verschiedenen Kontinenten.
Frauen aus allen Kontinenten leiden
Julia Hahn aus Leipzig besuchte die Konferenz in der Propstei und stellte fest: „Auch, wenn die Themen für mich inhaltlich nicht neu waren, hat mich beeindruckt, wie dicht und international die Stimmen hier waren und welche Ungerechtigkeiten es immer noch gibt. Wir sind in Deutschland sehr priviligiert, das muss uns bewusst sein. Wir sollten hinter denen stehen, die sich anderswo gegen Ungerechtigkeit und Gewalt an Frauen engagieren.“ Angelika Pohler, Leiterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Bistum Dresden-Meißen sagte über die Konferenz: „Das Argument, die Weltkirche wäre noch nicht bereit für die Gleichberechtigung von Frauen, wurde hier außer Kraft gesetzt. Frauen aus allen Kontinenten leiden darunter, dass Frauen unterdrückt werden.“ Ursula Bauer aus der Propsteigemeinde Leipzig freute sich über die „exzellente Tagung und das tiefe Nachdenken“, ist aber skeptisch, ob sich die Kirche ändert. „Eine lebenskluge, ostdeutsche Frau wird den Weg in die katholische Kirche kaum finden“, meint sie.
120 Menschen besuchten die Konferenz „Gottes starke Töchter. Frauen und das Amt im Katholizismus“ Mitte September vor Ort, weitere 470 nahmen digital teil. Viele internationale Podiumsgäste waren für die zwei Tage nach Leipzig gereist, wie die Theologin Helen Nambalirwa Nkabala aus Uganda. Die Dozentin für Religions- und Friedensstudien sagte im Gespräch: „Die Frauenfrage ist keine afrikanische Frage. Gleichberechtigung ist eine Sehnsucht von Frauen weltweit.“ Ihre Hoffnung: Dass nur 30 Prozent ihrer Forderungen umgesetzt würden: „Das wäre ein guter Anfang.“
Dialog und gemeinsame Entscheidungen
Tagungsschwerpunkte waren etwa Berufe, Dienste und (Weihe-) Ämter oder Strukturen und Macht in der Kirche und wie Frauen daran teilhaben oder ausgeschlossen werden. Dabei sagte Serena Noceti, Theologin und Professorin in Florenz (Italien): „Im Moment leben wir in einer Kirche, die nicht geeignet ist, das Reich Gottes zu verkünden.“ Es gehe nicht nur darum, dass Frauen zugehört werde, sondern um einen echten Dialog und gemeinsame Entscheidungen.
Virginia Saldanha aus Indien sagte: „Wir brauchen mehr theologische Ausbildung von Frauen, damit sie ihre Taufgnade erkennen als Priesterinnen und Königinnen.“ Renata Asal-Steger, Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ), berichtete, wie rechtliche Strukturen die Reliogionsgemeinschaften in der Schweiz zu einer gewissen Geschlechtergerechtigkeit und Transparenz beim Umgang mit Geld zwingen. „Aber“, so sagt sie „Gleichberechtigung gibt es nicht in Raten, entweder es gibt sie, oder es gibt sie nicht.“
Die Initiative zu der hochkarätig besetzten Konferenz gaben die Universitäten in Münster, Tübingen, Osnabrück sowie Erfurt, durchgeführt wurde sie mit der Katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen. „Die Frauenfrage ist die Zukunftsfrage der katholischen Kirche. Ihre bisherige Antwort ist zu einem Glaubwürdigkeitsproblem geworden“, hieß es in der Einladung. Akademiedirektor Thomas Arnold zieht das Fazit: „Es ist gelungen, Menschen aus allen fünf Kontinenten zu vernetzen.“ Die Hoffnung sei jetzt, dass die Forderungen aus der Konferenz in die Weltsynode genommen werden. Drei Teilnehmer, die in Leipzig waren, werden auch in Rom dabei sein.