Zur Priesterweihe von Martin Hohmann

Bewusst in einer Region mit wenig Christen

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Priesteramtskandidaten 2024
Nachweis

Foto: Eckhard Pohl

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Martin Hohmann (links) und Harald Frank in Erfurt, im Hintergrund der Dom.

Martin Hohmann möchte Menschen zu einem entschiedenen Christsein führen. Der gebürtige Hesse konvertierte zum katholischen Glauben. Jetzt wird er am Pfingstsamstag in Erfurt zum Priester geweiht.

„Es war schon ein gewisser Kulturschock, als ich im September 2022 im Pastoralkurs ins Eichsfeld kam“, sagt Martin Hohmann schmunzelnd. „Ich stamme aus dem hessischen Eschenburg nahe Dillenburg. Für Katholiken ist dort tiefe Diaspora. Und dann kam ich ins volkskirchlich geprägte Eichsfeld.“Hohmann ist derzeit als Diakon in der Pfarrei Lengenfeld unterm Stein im Bistum Erfurt im Einsatz und will sich Pfingstsamstag zum Priester weihen lassen. „Ich stamme aus einer gemischtkonfessionellen Familie“, sagt der 45-Jährige. 

„Wir waren drei Kinder. Ich bin protestantisch reformiert aufgewachsen.“ Auch als Jugendlicher sei er – anders als viele Altersgenossen – regelmäßig in den Gottesdienst gegangen. Spirituell geprägt sei er auch durch seine katholische Mutter, für die entzündete Kerzen, Gebet und Segen wichtig waren.Dass er mit 34 Jahren katholisch wurde, habe sich „nicht so sehr gegen den Protestantismus“ gerichtet. 

„Ich habe in der katholischen Kirche eine noch überzeugendere Variante gefunden, den Glauben zu leben. Und klarere Positionen, etwa in ethischen Fragen zu Abtreibung oder Sterbehilfe.“ Beeindruckt habe ihn Papst Benedikt: „Mir hat sehr imponiert, wie er Glaube und Vernunft, Glaube und modernes wissenschaftliches Weltbild zusammengedacht hat. Und wie er davon spricht, dass wir vom Gewohnheits- zum Entscheidungschristentum kommen müssen.“

Bewusste Entscheidung für Ostdeutschland

Ihm selbst sei das zum Anliegen geworden: „Mit meinem Dienst möchte ich Menschen in Zeiten zunehmender Entchristlichung zur persönlichen Entscheidung für den Glauben ermutigen.“Hohmann, der im Auto gern Rockmusik hört, aber auch klassische Musik schätzt, hat ursprünglich Deutsch und Geschichte für das Lehramt studiert und auch als Lehrer gearbeitet. Doch er sei zunehmend unzufrieden geworden mit der schulischen Situation, die zu wenig auf die Begleitung der jungen Menschen zu mündigen Personen orientiert gewesen sei. 

Da er sich sehr für religiöse und philosophische Fragen interessierte, habe sich so die Idee entwickelt, noch Theologie zu studieren.Mit Hilfe eigener Ersparnisse studierte er an der Hochschule der Jesuiten in Frankfurt (Main) Theologie. „Ich habe dabei imponierende Menschen kennengelernt“, erinnert er sich gern. „Die Theologie dort ist stark vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt.“ 

Mit dem Examen bewarb er sich als Priesterkandidat im Bistum Erfurt. „Thüringen hat mich interessiert. Ostdeutschland gilt neben Tschechien als atheistischtes Gebiet in Europa.“ Zwei Jahre bereitete sich Hohmann im Erfurter Priesterseminar auf seinen geistlichen Dienst vor. Seit 2022 ist er nun in der Pfarrei Lengenfeld, zunächst als Praktikant, jetzt als Diakon und in Kürze als  Kaplan im Einsatz. Zölibatär zu leben, habe er in gewisser Weise schon über Jahre eingeübt und könne es gut annehmen.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29) hat er sich als Primizspruch für seinen künftigen Dienst als Priester gewählt. Dass er sich dafür entschieden hat, Priester zu werden, habe auch mit einem „Gefühl des Getragenseins zu tun“, dass er schon seit langem empfinde: „dass auch in Krisensituationen alles einen guten Ausgang nimmt“ und „einer da ist, der mich hält und trägt“. „Unsere Zeit“, sagt Hohmann, „braucht unbedingt Gott.“

Die Priesterweihe ist am 18. Mai, 9.30 Uhr, im Erfurter Dom. 14 Uhr beginnt eine Dankandacht

 

Eckhard Pohl