Ein unbekannter Gast ist in St. Trinitas Lübben eingestiegen
„Nur das Nötigste genommen“
Foto: Anish Matthew
Pfarrer Anish Mathhew aus Lübben staunte nicht schlecht, als er am Samstag vormittag in seine Kirche St. Trinitas kam. Vor der ersten Bankreihe nahe dem Tabernakel lagen drei Bankkissen auf dem Boden, außerdem der Vorhang eines Beichstuhls und das Abdecktuch vom Altar. Neben dem offensichtlichen Lagerplatz stand eine angefangene Packung Milch, daneben lagen eine halb aufgegessene Packung Wurst, außerdem Orangenschalen und ein Gotteslob.
„Offensichtlich ist jemand durch das Toilettenfenster in die Kirche gelangt“, sagt Pfarrer Matthew. „Der nächtliche Gast hat sich ein Schlaflager hergerichtet und etwas von unseren Erntegaben gegessen.“ Ihn habe das beeindruckt, so der Pfarrer. „Ich war überrascht von seinem guten Benehmen. Er hat sich nur das Notwendigste genommen und sonst keinerlei Schaden angerichtet, keine Kerzen beschädigt, oder was sonst manchmal in Kirchen angerichtet wird.“
Menschen bitten um Geld und Essen
Einen Verdacht, um wen es sich handeln könne, habe er nicht, sagt der Seelsorger. Es kämen schon immer wieder Menschen, die um Geld oder Essen bitten, zumal sich im Pfarrhaus auch eine Beratungsstelle der Caritas und ein Büro der Malteser befinden. „Es kommt immer wieder vor, dass Leute klingeln. Manche rufen auch an, und sagen: ,Ich habe Schulden. Ihr als Kirche müsst mir helfen.‘ Da sind unsere Möglichkeiten aber begrenzt. Und wir verweisen dann auf unsere Caritas-Beratungsstelle.“ Auch psychisch kranke Menschen würden sich manchmal melden, so Anish.
Dass der nächtliche Gast durch das offensichtlich nach der Abendmesse am Freitag nicht verschlossene Toilettenfenster einsteigen konnte, deute auf einen jüngeren Menschen hin, der dazu fähig ist, glaubt der Pfarrer. Auffällig sei gewesen, dass die Tür der Toilette, durch die der Eindringling auch wieder hinausgelangt sein muss, von innen verriegelt war. „Das konnte darauf hindeuten, dass er vielleicht vorhatte, erneut zu kommen.“
Gemeinsam mit Annabel Winzer aus Hoyerswerda, die gerade bei ihm zu Besuch war, verfasste der Seelsorger deshalb einen kleinen Brief mit nachfolgendem Inhalt und brachte ihn außen am besagten Toilettenfenster an: „Lieber unbekannter Kirchenschläfer der letzten Nacht, hoffentlich hast du ... gut geschlafen und dich mit unseren Erntegaben gestärkt. Wenn du nochmal unsere Kirche besuchen möchtest, bist du herzlich willkommen! Dann klingel doch bitte vorn bei Pfarrer Anish, er hat einen Schlüssel für die Kirche, um dir den Zugang zu erleichtern. Einen warmen Tee und einen Schlafsack können wir dir auch gern anbieten, dann hast du es etwas bequemer. Scheue dich bitte nicht, bei Pfarrer Anish zu klingeln – wir freuen uns, dich kennenzulernen! Gott segne und behüte dich. Viele Grüße, Pfarrer Anish und die katholische Gemeinde Lübben“
Sorge vor Einbrüchen mit viel Schaden
Mitglieder der Gemeinde, so Pfarrer Anish, hätten sich besorgt gezeigt. Denn vor einigen Jahren habe es einmal einen Einbruch mit einem ziemlichen Schaden gegeben, sagt der Pfarrer.
Ob sich der nächtliche Gast nun einmal melden wird, bleibe offen, sagt der Seelsorger. Dazu freundlich eingeladen sei er aber.