Päpstlicher Ritterorden traf sich in Dresden
Kreuz und Schwert
Dr. Thomas Sitte
Manchmal, bei großen Festen, feierlichen Gottesdiensten oder Umzügen wie zu Fronleichnam, sieht man vereinzelt die weiten, weißen Umhänge mit dem roten Jerusalemkreuz. Am 30. September war das ganze Hauptschiff der Dresdner Kathedrale mit diesen Umhängen gefüllt. Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem feierte an diesem Tag den Festgottesdienst seiner Herbstinvestitur in Dresden. Das ist ein dreitägiges Treffen der Deutschen Statthalterei des päpstlichen Laienordens. Im Zentrum des Gottesdienstes stand die Aufnahme (Investitur) neuer Mitglieder.
Der Orden geht auf die frühen Pilger zu den heiligen Stätten in Jerusalem zurück. Im 19. Jahrhundert in Rom gegründet, gibt es seit 1933 die Deutsche Statthalterei. Heute zählt der Ritterorden weltweit 30 000 und in Deutschland knapp 1500 Mitglieder. Zur Komturei Dresden-Görlitz gehören 19 Ritter und Damen, die seit 1888 aufgenommen werden. Bei der Investitur am Sonnabend gab es 14 Neuaufnahmen, drei der neuen Mitglieder kommen aus Sachsen.
Beeindruckt vom Zusammenhalt
Unter ihnen ist der 36-jährige Johannes vom Stein. Der Rechtsanwalt aus Leipzig war von einem befreundeten Kollegen angesprochen worden und hatte ihn zunächst als Gast zu den Ordenstreffen begleitet. Ihn sprachen dabei insbesondere der Zusammenhalt und der christlich motivierte soziale Einsatz der Ordensmitglieder an. „Ich habe diesen besonderen Geist erlebt. Die Gespräche von Herz zu Herz…“, sagt der fünffache Vater, der besonders schätzt, „wie wichtig ihnen Engagement aus dem Glauben ist.“
Das müssen auch die Ritter und Damen aus Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Dresden so empfunden haben. Sie luden vom Stein ein, in den Orden zu kommen. Nach etwa zwei Jahren Vorbereitungszeit war es am 30. September soweit. Johannes vom Stein erhielt die vom römischen Ordensoberen ausgestellte Urkunde und vom Großprior der Deutschen Statthalterei, Kardinal Reinhard Marx, den Ritterschlag.
Neben dem Ritterschlag mit dem Schwert, nur für Ritter, erhielt er auch das Ordenskreuz, den Ordensmantel und das Barett. „Die Damen tragen einen schwarzen Mantel und statt des Baretts einen schwarzen Schleier“, erläutert Oliver Cerza, Pressesprecher des Ordens, „als Zeichen, dass die Mitglieder des päpstlichen Ordens jederzeit zu einer Audienz beim Papst bereit sind. Deswegen tragen die Männer unter ihrem Mantel auch einen schwarzen Frack.“
Was für den einen antiquiert erscheint, macht für andere vielleicht gerade den Reiz aus: sich in einer außergewöhnlichen Form sichtbar zu Jesus zu bekennen. „Ich mache das nicht wegen des Mantels“, sagt Johannes vom Stein, „aber kurz vor der Friedlichen Revolution in Magdeburg geboren, habe ich Kirche in der Diaspora bewusst erlebt. Es ist mir schon in der Familie mitgegeben worden, dass Glauben auch heißt, Farbe zu bekennen.“
Engagement in Kirche, Politik und Gesellschaft
In seiner Predigt rief Kardinal Marx dazu auf, aus Fehlern der Geschichte zu lernen. Das Fundament des Glaubens, dass Gott der Vater aller Menschen sei, sei Grundlage der Demokratie, ja jeder Zivilisation generell. Wer die Überzeugung teile, das alle Menschen gleiche Würde und gleiche Rechte hätten, ein Abbild Gottes seien, „macht die Welt besser“, so der Erzbischof von München. Zugleich äußerte er seine Sorge über eine Zunahme des Fundamentalismus in vielerlei Hinsicht, auch mit Blick auf die Lage im Heiligen Land.
Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem nimmt katholische Männer und Frauen, Laien und Kleriker auf, die sich in besonderem Maße in Kirche, Politik und Gesellschaft engagieren. Der Orden hilft Christen im Heiligen Land – in Israel, Palästina, Zypern und Jordanien – durch Gebet, Wallfahrten und finanzielle Unterstützung zahlreicher Einrichtungen, die oftmals auch Muslimen und Juden offenstehen. Hierzu zählen etwa Schulen, Universitäten oder Kinderkrippen, ebenso Hospize und Feriencamps für junge Menschen mit und ohne Einschränkungen. (jds/mb)