Treffen von Erzbischof Heiner Koch mit Spitzenpolitikern der Grünen

Im Gespräch mit den Grünen

Image
Berliner Erzbistum trifft sich mit Grünen-Landespolitikern
Nachweis

Foto: Grüne Fraktion Berlin / Alisa Raudszus 

Caption

Verantwortungsträger aus Erzbistum und Berliner Grünen.

Berliner Landespolitiker der Grünen und Vertreter des Erzbistums Berlin haben sich zum Spitzengespräch getroffen. In einer Stellungnahme betonten beide vor allem gemeinsame Ziele: gegen Rechtsextremismus und Sozialabbau.

Ein erstarkender Rechtsextremismus und antidemokratische Tendenzen in Berlin, drohende Sparmaßnahmen im Sozialbereich, aber auch Religionsunterricht in Schulen und das sogenannte Neutralitätsgesetz – diese Themen kamen bei einem zweistündigen Gespräch der Spitzen des Erzbistums Berlin und der grünen Berliner Landespolitik im Abgeordnetenhaus zur Sprache.
Als „gemeinsames Ziel“, hieß es in einer Pressemitteilung des Erzbistums, sehen beide das Eintreten „für eine demokratische Gesellschaft“ und die „Integration vulnerabler Gruppen“ (gemeint sind als benachteiligt angesehene Gruppen, Anm. d. Red.). Man verurteile „rechtsextremistische und menschenfeindliche Tendenzen“. Mit Sorge sehe man „dem drohenden Sozialabbau und konkreten Auswirkungen auf Caritas-Angebote wie Wohnungslosenambulanz und Krankenwohnung“ entgegen.
Für das Erzbistum Berlin nahmen Erzbischof Heiner Koch, Generalvikar Manfred Kollig, die Diözesanratsvorsitzende Karlies Abmeier, Gregor Engelbreth vom Katholischen Büro Berlin-Brandenburg und weitere leitende Mitarbeiter aus der Verwaltung teil. Auch die Berliner Caritas-Direktorin Ulrike Kostka sowie Vertreterinnen und Vertreter des Sozialdienstes Katholischer Frauen, des Don-Bosco-Zentrums und des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes waren beteiligt.
Die grüne Landespolitik vertraten Bettina Jarasch, Werner Graf, Bahar Haghanipour, Philmon Ghirmai, Sebastian Walter, Susanna Kahlefeld und Stefan Ziller.

„Gemeinsame Überzeugung von der Würde aller Menschen“

Bereits in den vergangenen Jahren hatten sich die Fraktion und Partei der Berliner Grünen regelmäßig zu Spitzengesprächen mit den großen Religionsgemeinschaften getroffen. „Dabei geht es den Berliner Grünen darum, mit den Vertretern der Religions- und auch Weltanschauungsgemeinschaften als wichtigen Akteuren in der Zivilgesellschaft und als Bündnispartner bei gemeinsamen Anliegen in Kontakt zu bleiben und konkrete Verabredungen für gemeinsame Anliegen zu treffen“, hieß es in der Mitteilung des Erzbistums. „Vergleichbare Gesprächsformate“ gebe es auch mit anderen Parteien „zur Umsetzung gemeinsamer Anliegen zum Wohl und zum Zusammenhalt in der Gesellschaft“ zu führen, betonten die Kirchenvertreter.
„Grüne Politik und die Ansichten der katholischen Kirche gehen nicht immer Hand in Hand“, bilanzierte Bettina Jarasch. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen ist selbst Katholikin und langjähriges Mitglied im Pfarrgemeinderat von St. Marien Liebfrauen Kreuzberg. Seit 2017 ist sie gewählte Einzelpersönlichkeit im Zentralkomitee der Katholiken, wo sie sich als „Linksaußen-Vertreterin“ sieht. 
„Doch was uns eint, ist der Kampf gegen antidemokratische Tendenzen, gegen gesellschaftliche Spaltung und das Erstarkens des Rechtsextremismus in unserer Stadt“, sagte sie. Man teile das Engagement für soziale Gerechtigkeit und die Sorge vor dem drohenden Sozialabbau „gerade angesichts der Sparvorgaben im aktuellen Berliner Landeshaushalt“. Grundlage sei die „gemeinsame Überzeugung von der Würde aller Menschen“, die man „gemeinsam verteidigen“ werde.
Erzbischof Heiner Koch sagte: „Bildung ist ein Schwerpunkt im Erzbistum Berlin – von der Kita bis zur Hochschule – auch unter schwierigen Rahmenbedingungen. Wir freuen uns, dass das gesehen und unterstützt wird.“ Soziales Engagement verstehe die Kirche als Verkündigung in Tat und Wort „und immer auch anwaltlich für die Schwächsten und die am Rande unserer Gesellschaft“, so der Erzbischof. „Politisch setzen wir uns als Kirche für eine tolerante und demokratische Gesellschaft und den Schutz des Lebens ein.”

Keine Aussage zu Differenzen zwischen Kirche und Grünen

Der TAG DES HERRN fragte beim  Erzbistum Berlin an, inwieweit Positionen zum Lebensschutz, etwa für ungeborenes Leben oder gegen assistierten Suizid, bei dem Spitzentreffen konkret diskutiert worden sind. 
Einer von einigen weiteren Punkten mit Konfliktpotenzial: das von der Ampelregierung im Bund eingebrachte „Selbstbestimmungsgesetz“. Es sieht vor, dass Minderjährige ab 14 Jahren ihr Geschlecht selbstständig ändern können. Willigen die Eltern nicht ein, kann das Kind gegen die eigenen Eltern vor das Familiengericht ziehen. Die Berliner Grünen unterstützen des Gesetzesvorstoß im Bundesrat.
Man wolle sich über die Pressemitteilung hinaus nicht äußern, teilte das Erzbistum mit.

tdh