Stellung der Frauen in der Kirche
Finden Frauen in der Kirche Gehör?
Keine Hoffnung auf Änderungen
Frauen „dürfen“ nichts entscheiden! Schon das Wort „dürfen“ hat etwas Unterwürfiges in der Aussage. Fakt ist: Männer und Frauen sind in der katholischen Kirche nicht gleichberechtigt! Nach der schleppenden Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und dem Scheitern des Synodalen Weges habe ich keine Hoffnung mehr, dass sich diese seit Jahrhunderten bestehende Ungerechtigkeit zu Gunsten der Frauen ändert. Die aktuelle Weltsynode zeigt deutlich, geweihte Männer sind nicht daran interessiert. Ich jedenfalls werde es nicht mehr erleben. Die Meinungen der Frauen waren noch nie erwünscht und kritische Frauen werden – so erlebe ich es – selbst in den Gemeinden verachtet. Ja, die Kirche wird Schaden nehmen, wenn Frauen sich enttäuscht abwenden.
Schauen wir auf die frühen Quellen: Jesus ist wertschätzend mit Frauen umgegangen und es gab in der Urkirche Apostelinnen, die unstrittig gepredigt, gesegnet und das Brot gebrochen haben… Warum kann daran nicht angeknüpft werden?
Die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) kämpft seit langem um die Gleichstellung der Frauen und hat seit 2020 zu einem bundesweiten „Predigerinnentag“ am Tag der Apostelin Junia (17. Mai) aufgerufen. Zwölf ausgewählte Frauen kamen an diesem Tag zu Wort. In allen Diözesen Deutschlands wurde Frauen das Predigen im Gottesdienst ermöglicht. 2023 standen zirka 70 Theologinnen, Gottesdienstbeauftragte oder Gemeindereferentinnen am Ambo. 2024 waren es schon 190 Frauen, die bundesweit predigten. Dazu ein Beispiel aus unserem Bistum: In Leipzig wurde 2023 (mit Hinweis auf das Predigtverbot für Laien aus Rom) einer Gottesdienstbeauftragten zum 17. Mai keine Predigt erlaubt – nur als Statio „durfte“ sie ihre Gedanken äußern. Was sollen solche Machtdemonstrationen?
Noch ein Hinweis: Namhafte Theologinnen, wie beispielsweise die Professorin Agnes Wuckelt weisen seit vielen Jahren auf die Ungerechtigkeit gegenüber Frauen in der Bibel bei der verordneten Leseordung für Evangelien und Lesungen hin. Wichtige Frauen des Alten Testaments kommen gar nicht vor und anwesende Jüngerinnen um Jesus werden einfach weggelassen oder nur negativ benannt. Auf diese Weise werden in der Leseordnung Frauen einfach falsch dargestellt und – was ich so bedenklich finde – auch Kindern ein „sündiges“ Frauenbild vermittelt. Bei der ablehnenden Haltung der katholischen Kirche zum Frauenthema soll das Zufall sein? Wie lange wird das noch so praktiziert werden?
// Angelika Pohler, 73 Jahre, Leipzig
Man muss nicht Priester oder Diakon sein
Ich habe noch nie erlebt, dass ich mich ins kirchliche Leben einbringen wollte und mir der Weg versperrt gewesen wäre. Persönlich habe ich mich gerne auf der sozialen und spirituellen Ebene engagiert, bei Kinderfahrten, Gemeindefesten und Gebetszeiten. Hier in Greifswald und auch in meiner Heimat, Rügen, setzen sich viele Frauen voller Tatkraft in den Gemeinderäten ein. Gerade die Vorsitzende war, solange ich auf Rügen gelebt habe, immer eine Frau.
Allerdings gibt es durchaus Frauen in meinem Umfeld, die sich andere Aufgaben wünschen: nicht mehr, sondern bedeutsamer. In ihren Augen kann eine Frau, wenn sie nicht Diakon oder Priester sein darf, nicht wichtig sein. Ich würde dem widersprechen: Man muss nicht Priester oder Diakon sein, um wesentliche Aufgaben zu übernehmen. Gerade für die alltägliche Gestaltung des Gemeindelebens ist großteils unsere Gemeindereferentin verantwortlich. Unser Pfarrer unterstützt Beteiligung sehr und versucht, alle ins Boot zu holen. Im Gebetskreis beten wir zudem für die Kirche und die Priester – da können Männer und Frauen gleichermaßen mitwirken. Die Frauen in meiner Gemeinde leiten auch Gebetszeiten und setzen das Allerheiligste für die Anbetung aus.
Auf höheren Entscheidungsebenen, wo die Positionen Priestern und Bischöfen vorbehalten sind, wird es sicherlich schwieriger. Von meinem Standpunkt aus störe ich mich daran jedoch nicht, weil ich mich ganz konkret am Leben und Gebet der Gemeinde beteiligen kann. Das ist in meinen Augen das Wesentliche.
// Lena Langer, 28 Jahre, Greifswald
Nie aufs Dienen konditioniert
Ich bin die Walentina Tereschkowa der Rundfunkarbeit. Sie die erste Frau im Weltraum, ich die erste Frau in der Abteilung Hörfunk- und Fernseharbeit im Erzbistum Berlin. Vom Erzbischof zur Rundfunkbeauftragten ernannt, konnte ich über die Diözese hinaus auch in Gremien der Deutschen Bischofskonferenz mitgestalten und -entscheiden. Beispielsweise Priesteramtskandidaten im Rahmen ihrer Ausbildung ans Herz legen, nicht auf „Kirchisch“ zu predigen, weil es nicht mehr verstanden wird.
Mit alltagstauglicher Sprache und Spiritualität konnte ich als Verantwortliche für Verkündigungs- und redaktionelle Sendungen oder Gottesdienstübertragungen auch in den Sendern punkten. Musste nur etwa bei TV-Talkrunden immer erst erklären, keine Pastorin zu sein.
Als „Ostfrau“ komme ich gut klar mit „Männerbünden“. Es wäre mir daher gar nicht in den Sinn gekommen, im Weinberg des Herrn als Frau weniger wert zu sein oder nicht ernst genommen zu werden. In den 1980ern war ich Autorin im St. Benno Verlag Leipzig. „Sie haben die Freiheit des Laien“, betonte der Cheflektor, ein Priester, in Bezug auf meine Buchprojekte.
20 Jahre lang engagierte ich mich in Pfarrgemeinderäten. Hab Einkehrtage oder Glaubensseminare mitgestaltet und ja, auch mal die Kirche geputzt. Freiwillig. Aufs Dienen „konditioniert“ wurde ich nie.
Seit ich 1965 in Leipzig-Connewitz in die Pfarrjugend aufgenommen wurde und danach eine Kindergruppe der Pfarrei leiten durfte, macht mir das Mitgestalten einfach Freude. Auch heute leite ich daher noch eine Seniorengruppe.
// Juliane Bittner, 73 Jahre, Berlin
Ich kann Kirche mitgestalten
Die Frage, ob ich im Bistum Erfurt Gehör finde, kann ich persönlich mit einem klaren Ja beantworten. Ein schönes Beispiel dafür ist, dass mich der Bischof als Theologin und bewusst auch als Frau mit der geistlichen Assistenz im Katholikenrat des Bistums beauftragt hat. Das bedeutet, dass ich den Rat geistlich, liturgisch, aber auch theologisch unterstütze. Darüber hinaus wurde ich als Diakonatshelferin beauftragt – ich leite Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung. Im ganzen Bistum gibt es Frauen, die als Diakonatshelferinnen pastorale und geistliche Aufgaben übernehmen und damit eine wichtige Arbeit in Verkündigung und Pastoral leisten. Der Dienst der Diakonatshelferinnen und -helfer steht hier allen Geschlechtern offen, die Grundlage dafür sind Taufe und Firmung.
Dennoch gibt es Türen, die noch geöffnet werden müssen: Ich kann wegen meines Geschlechts nicht geweiht werden und somit beispielsweise weder eine Eucharistiefeier leiten, noch bei einer Trauung assistieren. Zu Beerdigungen hingegen werden Frauen (und auch nicht-geweihte Männer) in meinem Bistum bereits beauftragt. Dabei denke ich, dass wir die Sakramente nicht vor den Menschen schützen müssen. Im Gegenteil: Sakramente sollen den Menschen Gutes mit auf den Weg geben. Die Frage ist sicherlich, was der Mehrwert der Weihe ist? Darauf habe ich für mich noch keine klare Antwort. Dringender finde ich die Frage, wieso Frauen nicht geweiht werden dürfen. Es ist biblisch belegt, dass Frauen wichtige Dienste in der Missionsarbeit und Gemeindeleitung übernommen haben. Und Jesus hat sowieso niemanden zum Priester oder Diakon geweiht. Da ist also in kirchlichen Strukturen und Argumentationslinien noch Luft nach oben, was die Gleichberechtigung angeht. Aber: In meinem Bistum kann ich Kirche mitgestalten und dazu fühle ich mich berufen.
// Paula Greiner-Bär, 27 Jahre, Erfurt