Verkehrsgarten in Neuzelle

Mit Fahrrad, Dreirad und Roller

Image
Schülerandacht zur Eröffnung des Verkehrsgartens in Neuzelle.
Nachweis

Fotos: Holger Jakobi

Caption

Zisterzienserpater Isaak Käfferlein singt mit den Schülern in der Andacht.

Der Verkehrsgarten rund um das Gebäude der „Schule für alle“ in Neuzelle ist fertig. Ebenso wurde das gesamte Außengelände von der St. Florian-Stiftung neu gestaltet. Der Bau wurde überwiegend aus Spenden finanziert.

Eine Wurstbude, einen Eisstand und ein Teich mit Fischen drin, dies sind drei Wünsche, die Neuzeller Kinder zur Planung der Neugestaltung des Außengeländes ihrer Schule geäußert haben. Die Mädchen und Jungen gehen in die „Schule für alle“ der St. Florian-Stiftung Neuzelle. Deren Geschäftsführer, Markus Jonkisch, bezog sich in seinen Worten zur Einweihung des umgestalteten Außengeländes auf diese Wünsche. Er sagte: „Grillen können wir jederzeit. Eis gibt es heute. Und einen Teich mit Fischen drin, den haben wir hier in Neuzelle schon, unseren Klosterteich.“ Somit haben sich die Kinderwünsche zum Teil „erfüllt“. Doch es ist etwas anderes, was ihre Herzen höher schlagen lässt: Der neue Verkehrsgarten. Kaum war der Startschuss gefallen, da gab es für die Kinder kein Halten mehr. Mit den verschiedensten Fahrzeugen fuhren die Kinder immer wieder um das Schulgebäude herum. Runde um Runde!

„Sie machen unsere Kinder sehr glücklich“

Markus Jonkisch: „Eine solche Umfahrung war früher nicht möglich. Nun ist eine Fahrbahn mit angedeuteten Mittelstreifen um das ganze Gebäude gelegt worden. Es gibt Verkehrsschilder, sogar eine kleine Ampel.“ Diese wünschen sich der Geschäftsführer übrigens auch in echt unten an der Frankfurter Straße, doch um die muss weiter gekämpft werden, so Jonkisch.

Verkehrsgarten für Schüler
Die Kinder nahmen den Verkehrsgarten sofort an. Sie drehten viele Runden um ihre Schule.

Den Plan einer Neugestaltung des Außengeländes hatte das Team um Markus Jonkisch schon länger. Die Verwirklichung ist zu einem großen Teil durch Spenden finanziert. Insgesamt 200 000 Euro wurden zusammengetragen. 150 000 Euro wurden aus dem Eigenkapital der Stiftung hinzugefügt, um die Bauarbeiten zu ermöglichen. Eine größere Spende kam vom Leipziger St. Benno Verlag. Markus Jonkisch: „Wir danken den vielen kleinen und großen Spendern. Mit ihren Gaben machen sie unsere Kinder sehr glücklich.“
Die Anschaffung der Fahr- und Dreiräder sowie die anderer Fortbewegungsmöglickeiten für Kinder wurden vom Förderverein des Stiftes finanziert. In der Feierstunde erhielt Markus Jonkisch einen Scheck in Höhe von 20 000 Euro. Der neue Verkehrsgarten ist für Jonkisch eine Chance, den Mädchen und Jungen die Regeln des Straßenverkehrs spielerisch zu vermitteln. „Spielen und lernen werden hier gut zusammengebracht“, sagt er. Neben dem Verkehrsgarten entstanden Ruhezonen, Platz für die Schulpausen und der Eingangsbereich wird als abschließende Maßnahme in den Herbstferien überdacht. Wer den neuen Außenbereich sieht, der weiß nicht mehr, dass hier eins Hühner und andere Nutztiere beheimatet waren. Markus Jonkisch erinnerte an diese Zeit, in der eine eigene Landwirtschaft nötig war, um die Ernährung der Bewohner zu sichern.
Die St. Florian-Stiftung betreibt in Neuzelle und Eisenhüttenstadt neben der „Schule für alle“ Wohngruppen für Menschen, deren Leben durch eine Behinderung eingeschränkt ist. Zwei von ihnen waren bei der Feier als Ministranten dabei.  

Zur Geschichte der St. Florian-Stiftung
Im Jahre 1842 erhielt der Geistliche Rat Florian Birnbach, Pfarrer der Pfarrei Neuzelle, die Genehmigung für eine Anstalt für Kinder die einen oder beide Elternteile verloren haben. Genutzt wurden zunächst die Pfarr- und Stiftsräumlichkeiten. Die Diözese Breslau errichtete 1877 die St. Florian-Stiftung, deren Grundlage das hinterlassene Vermögen Birnbaums war. 
Mit Ende des Zweiten Weltkrieges gab die Stiftung den Flüchtlingskindern 1945 ein Zuhause. 1955 ist auf Weisung des Bildungsministeriums der DDR die Aufnahme schulbildungsfähiger Kinder stark behindert und schließlich unterbunden worden. Der Rat des Kreises Eisenhüttenstadt hat 1974 mit der Stiftung eine Vereinbarung zur Aufnahme, Betreuung und Förderung von geistig behinderten Kindern geschlossen, die nach der DDR-Gesetzgebung nicht schulbildungsfähig waren.
Nach 1990 hat sich die Stiftung der Betreuung geistig behinderter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener gewidmet. Seit  2011 betreibt sie die „Schule für alle“ mit ihren weiterführenden Förderklassen, welche aus der zuvor existierenden Förderschule hervorging

 

Holger Jakobi