Kinderwallfahrt im Bistum Görlitz
Dem Regen noch entkommen
Fotos: Holger Jakobi
Maxim Portjankin (9) aus Forst möchte katholisch werden. Zusammen mit seiner russisch-orthodoxen Mutter Alena, die ihn in seinem Wunsch unterstützt, nahmen er und seine Schwester (4) an der Kinderwallfahrt in Wittichenau/Rosenthal teil. Kennengelernt hatte Maxim die Kirche im katholischen Kindergarten Forst. Derzeit besucht er den Religionsunterricht. „Die Wallfahrt gefällt mir sehr“, betont Maxim etwas schüchtern.
Rund 200 Kinder nahmen an der Wallfahrt teil. Höhepunkt war der Pilgerweg zur Wallfahrtskirche Rosenthal mit Bischof Wolfgang Ipolt. Dieser stellte in seiner Predigt leicht abgewandelt drei Worte vor, die Papst Franziskus in seinem Schreiben an die Familien Amoris Laetitia besonders hervorhob. Diese sind die Frage „Darf ich?“, die Bitte „Entschuldige“ und das „Danke“. „Wer fragt ,Darf ich?‘ der weiß, dass er nicht alleine auf der Welt ist“, betonte der Bischof. Die Kinder waren eingeladen, die Worte zu ergänzen. „Darf ich ein Eis haben?“ „Darf ich helfen?“ „Danke für die Hilfe.“ „Entschuldige bitte, ich habe dich verletzt.“ Ohne diese Worte wäre die Welt kalt und ein trauriger Ort, fanden die Mädchen und Jungen heraus.
Ein geplünderter Kirschbaum
Für die ersten Kinder aus der Pfarrei Forst begann die Wallfahrt schon um 5.45 Uhr, als der Boni-Bus vor ihrem Haus in Mattendorf ankam, um sie abzuholen. In Forst kamen die anderen dazu, so dass sich 13 Wallfahrer mit zwei Autos auf den Weg nach Wittichenau machten. Dort hatte die Wallfahrt schon am Vorabend begonnen. Nach dem Morgengebet in der Pfarrkirche dort ging es los. Selbst der achtjährige Jodis, dem durch eine Behinderung das Gehen schwerfällt, lief ein gutes Stück des Weges mit. Die begleitenden Malteser nahmen ihn dann den Rest der Strecke mit. Die anderen schritten mutig voran. Marija, die Schwester von Maxim, hatten einen kleinen Wagen mit, so dass sie immer mal wieder geschoben werden konnte. Mit viel Gesang und Unterhaltung, Süßigkeiten „zur Vorbeugung von Unterzuckerung“, einem geplünderten Kirschbaum auf dem Weg und einer langen Pause in Kunnewitz zogen die Kinder und Erwachsenen unter Glockengeläut in Rosenthal ein.
Im Anschluss waren alle zu Spiel und Spaß auf der Wallfahrtswiese eingeladen. Die Kinder konnten sich mit einem oder auch mehreren „Colddogs“ – kalte Wiener im Brötchen mit wahlweise Senf, Ketchup, gerösteten Zwiebeln – stärken, es gab gesundes Obst und Gemüse, Getränke in reichlicher Fülle. Viele füllten an der Marienquelle ihre Wasserflaschen auf.
Chaos-Fußball: Kinder gewannen 1:0
Eine Überraschung gab es zum Schluss beim inzwischen traditionellen Fußballspiel der Erwachsenen gegen die Kinder. Hatten sonst die Erwachsenen gewonnen, so ging 2023 der Sieg an die zahlreichen, dass Spielfeld dominierenden Kinder, die mit einem 1:0 vom Platz gingen. Mit Fußball hatte das Spiel nur eines gemeinsam: das Mühen, den Ball ins Tor zu bekommen. Beim chaotischen Spiel hatten die Erwachsenen alle Sorge, die Kinder nicht umzurennen.
Es folgte ein plötzlicher Schlusspunkt: Genau nach dem Segen, den sich die Kinder und Erwachsenen gegenseitig spendeten, fielen dicke Tropfen vom Himmel. So schnell haben die Kinder die Wallfahrtswiese wohl noch nie verlassen. Alle saßen in den Kutschen, um die Rückfahrt anzutreten. Das der Tag anstrengend war, konnte man daran merken, dass nicht nur die kleine Marija auf Mamas Schoß durch das gleichmäßige klackern der Pferdehufe einschlief, sondern auch von den Älteren einige bald tief und fest schliefen. Von Wittichenau aus ging es zurück nach Hause. Die ersten, die aus der Pfarrei Forst morgens abgeholt wurden, waren dann die letzten, die gegen 18.40 Uhr froh, aber müde wieder an ihrer Haustür abgesetzt wurden.