Würdigung für Martin S. Müller

Popmusik als pastoraler Schatz

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Portrait Martin S. Müller
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Fotos: Privat

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Martin S. Müller ist Kantor, Komponist und Musiklehrer und prägte so bereits viele kleine und große Musiker.

Martin S. Müller hat den Bistumskinderchor geprägt. Nun gibt er die Leitung ab. Das ist Anlass, auf das Wirken des Kantors und Komponisten zu blicken. Seine Musik hat Tiefe und einen besonderen Reiz. Eine Würdigung.

Der Bistumskinderchor Dresden-Meißen (BiKi-Chor) ist eng mit dem Namen des Kantors und Komponisten Martin S. Müller verbunden, dessen Mitgründer er ist. 
Müller ist Jahrgang 1973 und stammt aus Dresden, wo er nach einer Elektroniker-Lehre von 1996 bis 1999 an der Hochschule für Kirchenmusik studierte. 
Schon seine ersten größeren Kompositionen zeigten, wofür sein Herz brannte, zum Beispiel eine moderne Komplet für Orgel, Schlagzeug, Synthesizer, Saxophon und vierstimmigen Chor. Die Diplomarbeit schrieb er über „Die Popularmusik im Bistum seit 1950“. Erinnerungen an den legendären Gospeltrain werden da wach oder die Gruppe Wegzeichen aus Leipzig, immer eng verbunden mit dem Namen des engagierten Dieter Grande. Dessen pastoralen Ansatz nahm Müller in seiner eigenen kirchenmusikalischen Arbeit auf. 
Angeregt durch die Arbeitsgemeinschaft Junge Musik (AGJM) begründete er im Advent 1999 mit Wolfram Mager, Guido Erbrich und Stefan Jänke den Bistumskinderchor. Diesen Chor leitete er seither kontinuierlich und formte daraus einen pastoralen Schatz, dessen Wert sich nicht jeder Entscheider im Bistum bewusst ist. Popularmusik ist pastorale Arbeit im besten Sinne. Sie ist Gotteslob und sie begeistert Menschen. 

Martin S. Müller beweist musikalisches und pädagogisches Geschick

Aus der Gemeinschaft des Kinderchores erwuchsen die Jugendlichen, die später selbst mit ihren Bands und Chören die Jugendarbeit im Bistum prägten, die Weihnachtssingewochen gestalteten, die heute Gemeinde tragen und ihre Kinder zum BiKi-Chor schicken. Fachliches Lob kommt auch vom Senderbeauftragten Guido Erbrich, der das musikalische und pädagogische Geschick des langjährigen Chorleiters betont. 
Den begeisternden Kinderchor konnte er mit guter Resonanz bereits zu mehreren Rundfunkgottesdiensten und zuletzt zum ZDF-Fernsehgottesdienst einsetzen. Im Frühjahr 2023 verabschiedete sich der langjährige Co-Leiter Friedemann Wutzler und nun übergibt Martin Simon Müller den Dirigentenstab an den Regionalkantor Stephan Thamm.
 

Guido Erbrich bekommt einen Preis
Martin S. Müller (links) bei der Grande Prix-Verleihung der Arbeitsgemeinschaft Junge Musik (AGJM) 2006. 

Müller blickt dankbar zurück, merkt aber an, dass es moderne Musik neben der ernsten schwer hat. Anstellungen sind die große Ausnahme, auch für ihn. Nach dem Studium war er bis 2010 Kantor in St. Johannes in Freiberg. Nach vier weiteren Jahren in Leipzig-Gohlis endete sein fester kirchlicher Dienst und er zog in die Oberlausitz, wo er als Klavierlehrer tätig ist. 
Seine Erfahrungen decken sich mit denen der AGJM. Diese monierte bei der ersten Vorstellung des Kirchenmusikalischen Konzeptes im Bistum im Jahr 2017, dass die Popularmusik völlig fehlte. Selbst Erfahrungsträger und Berufsmusiker fühlen sich oft als Bittsteller in der pastoralen Arbeit.
Doch Müller ist nicht nur Kirchenmusiker. Im Liederwald oder in den SONGS (Dreifaltigkeitshefte), finden sich eine Vielzahl der von ihm komponierten Lieder, die sich über Jahre durchgesetzt haben. Außerdem schrieb er lustige und ernste Lieder für Kinder, Instrumentalstücke für Klavier und verschiedene Instrumentalensembles bis hin zu Popsongs. Zum Jubiläum 1000-Jahre-Leipzig entstand ein Chorwerk für den Leipziger Max-Klinger-Chor.

Müller will Gefälligkeit in Melodie und Phrasen im Text vermeiden

Nach eigenem Bekunden sollten seine Melodien und Texte nicht gefällig sein, sowie Phrasen im Text und in der Melodieführung vermeiden. Sie sollen sich weder anbiedern, noch falsche Emotionen herausfordern. 
Müllerlieder sind manchmal schwer zu erarbeiten, aber sie bieten musikalische Tiefe und Reiz. Sie bestehen und nutzen sich nicht ab. Seine „Kleine Latin-Messe“ zeigt, was über das Neue Geistliche Liedgut (NGL) hinaus mit populärem Gotteslob möglich ist. Das Lied „Du bist gut zu mir“ wurde 2006 mit dem „Grande Prix der AGJM“ in der Kategorie Komposition ausgezeichnet. 
Doch Müllers Lieder sind nicht unbedingt Kinderlieder. Er schrieb eine Passion und lieferte Gospelarrangements für die Gemeindearbeit. Seine Lieder zur RKW 2011 vermitteln Gedanken und Glaubenswerte um Tod und Abschied. „Alles im Leben hat seine Zeit“. Für die moderne Liturgie steuerte er authentische Lieder und Arrangements bei: Vom Kyrieruf „Zu dir, oh Herr“ über das schmissige „Nimm an die Gaben, Brot und Wein“ bis zum Gloria Calypso.

 

Von Markus Guffler