Nachtwallfahrt des Kolpingwerkes Görlitz
Wandlungsfähig wie Johannes
Fotos: privat
„Johannes der Täufer lebte in einer Zeit, in der etwas Neues entstand“, sagt Kolping-Bundespräses Hans-Joachim Wahl. Er gilt als „Schwelle vom alten zum neuen Bund“. Der Blick auf Jesus Christus, zu dem Johannes aufruft, ist für die Christen bleibende Aufgabe, betonte Wahl in seiner Predigt zur Nachtwallfahrt des Kolping Diözesanverbandes am Vorabend des Johannistages. „Auch das Kolpingwerk und die gesamte Kolpinggemeinschaft steht heute an der Schwelle einer neuen, sich veränderten Zeit“, ist sich der Bundespräses sicher. Dafür steht das Motto des gesamten Werkes, das auch das Motto der Nachtwallfahrt war: „Zusammen sind wir Kolping.“
Kirche wird in Gemeinschaft gelebt
Hans-Joachim Wahl sagte weiter: „Wir wollen als Gemeinschaft an der Erneuerung von Gesellschaft und Kirche mitwirken. Gemeinsam unterwegs sein und die Vielfalt des Lebens immer wieder neu entdecken, das ist unser Auftrag.“ „Zusammen sind wir Kolping“ bedeutet, dass Kirche dort ist, wo sie praktisch durch die Gemeinschaft verwirklicht wird und den Menschen zugewandt bleibt.
Hans-Joachim Wahl wurde am 6. November 2021 zum Bundespräses gewählt. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagte er, dass die hohen Austrittszahlen aus der Kirche auch an Kolping nicht vorbeigehen. „Damit müssen wir uns in der kommenden Zeit auseinandersetzen“, so Wahl. War bisher der Fokus auf die Kolpingsfamilien gerichtet, so müssen heute die Bildungswerke und Einrichtungen stärker in den Blick genommen und nach Möglichkeit ausgebaut werden, ist sich der Bundespräses sicher. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Kolpingbildungswerk in Hettstedt (Bistum Magdeburg). „Die Bildungswerke werden zunehmend zu Orten, an denen die Menschen, die ja immer weniger mit Kirche in Berührung kommen, Kirche und den Glauben erfahren können.“ Dies sei ein hohes Gut.
Mit Blick auf den kleinen Diözesanverband sagt Wahl: „Es ist ein sehr lebendiger Verband. Aktiv ist hier eine kleine Jugendgruppe.“ Er möchte alle Görlitzer dazu ermutigen, sich weiter in der Kirche, in der Gesellschaft zu engagieren, beispielsweise in der Kommunalpolitik. „Das Kolpingwerk ist engagiert weil die Kolpinger Christen sind.“ Glaube und soziales Engagement gehörten schon für Adolph Kolping eng zusammen. Zudem, so Wahl, sind die Görlitzer nicht allein. „Sie sind Teil des deutschen und des internationalen Kolpingwerkes: Das stärkt.“
Zirka 100 Frauen und Männer aus der Kolpingjugend und den Kolpingsfamilien gingen von der Schlosskapelle Räckelwitz zu Fuß zur Marienkirche in Rosenthal. „Was mich besonders beeindruckt hat, das waren die vielen Teilnehmer, die nach den Coronapausen erstmals wieder zur Görlitzer Wallfahrt gekommen waren“, sagt Bundespräses Wahl. „Das zeigt, dass die Menschen eine Sehnsucht danach haben, wieder gemeinsam unterwegs zu sein.“ Einer der jüngsten Pilger war vier Jahre alt und mit 86 Jahren ist Ehren-Diözesanpräses Prälat Peter C. Birkner einer der ältesten Pilger gewesen. Diözesanvorsitzender Stefan Skora und Diözesanpräses Wolfgang Kresak zeigten sich wie der Bundespräses begeistert über die Beteiligung an der Wallfahrt, die am frühen Abend begann.
Botschaft von Umkehr und Besinnung
In der Eröffnungsandacht in der Kapelle Räckelwitz zeigte Pfarrer Wolfgang Kresak weitere Aspekte zu Johannes. „Gott ist Gnädig“ – so die Namensbedeutung des Heiligen. Als Erwachsener, so Kresak, zog sich Johannes in die Wüste zurück und führte ein asketisches Leben, das von Gebet, Fasten und Buße geprägt war. „Er predigte eine radikale Botschaft der Umkehr zur Vergebung der Sünden, und viele Menschen kamen zu ihm, um sich taufen zu lassen und ein neues Leben zu beginnen.“
Die Wallfahrt der Kolpingsfamilien im Bistum Görlitz nach Rosenthal blickt auf eine jahrzehntelange Tradition zurück und begann in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts – initiiert vom damaligen Diözesanpräses Prälat Peter C. Birkner.