Die Band „Norbeat“ macht seit über zwei Jahrzehnten Neue Geistliche Musik

„Wir schmücken die Lieder“

eine Sängerin der Band Norbeat mit Mikro in der Hand

Foto: Johanna Marin

Seit über zwanzig Jahren machen die Musiker der Band „Norbeat“ Neue Geistliche Musik – in Magdeburg, auf Kirchentagen und auch auf CD sind sie zu hören. Dem TAG DES HERRN haben sie ihre schönsten Erinnerungen verraten und erzählt, was ihre Band ausmacht.

„Ich wünsch dir Gottes Segen, Geborgenheit in Vater, Sohn und Geist. Glaube wie ein Feuer, das wärmt und nicht in den Augen beißt.“ Zwei Frauenstimmen erklingen im Pfarrsaal der Kirche St. Norbert in Magdeburg, singen kraftvollen Lobpreis, untermalt von der leisen Bassstimme eines Mannes. Das Klavier begleitet sie und wiegt die Akkorde auf und ab, während das Schlagzeug den Beat vorgibt. Ein Saxophon verstärkt das Ganze, unterstützt mal die Melodie, um dann wieder bewegt um sie herum zu tanzen.

Die Magdeburger Band Norbeat
Die aktuelle Besetzung von Norbeat (von vorn und links): Johannes Fischer, Peter Albrecht, Eric Schulenberg, Christian Romanski, Markus Gerlich, Friederike Grunau und Marie-Theres Kampe.
Foto: Lydia Shalev

„Ein Mann mit Gitarre trat damals auf mich zu und sagte, ich solle ihn zu Karneval musikalisch begleiten.“ So begann die Geschichte der Kirchenband Norbeat im Frühjahr 2004. Der Mann mit Gitarre war der gebürtige Kölner Christian Romanski, sein Begleiter Peter Albrecht, dessen Klavierspiel für die anderen Bandmitglieder von Norbeat heute nicht mehr wegzudenken ist. Im Sommer desselben Jahres bekam das Faschingsensemble Zuwachs: Marie-Theres Kampe und eine Freundin, damals noch jugendlich, sangen im Jugendgottesdienst in der Magdeburger Kathedrale St. Sebastian. Ein Anruf Peter Albrechts bei ihren Müttern genügte und die beiden waren Teil der Band. Die Besetzung wechselte immer mal. Eine verschwand zum Studium, einer zur Armee, doch der Grundstamm blieb beständig. Inzwischen sind die Musiker zu siebt. Das neueste Mitglied, der Saxophonist Eric Schulenberg, ist seit letztem Winter dabei und das Küken der Band.

„Kirchentage sind wie Urlaub“

Wie er zu Norbeat kam? „Ich wurde …“, setzt der Student an. „… überzeugt“, lacht die Altistin Friederike Grunau. Beide haben eine ähnliche Geschichte: sie halfen bei Gottesdiensten ersatzweise aus – und sind geblieben. Friederike Grunau, die Sozialarbeiterin ist und in der tiergestützten Therapie mit Pferden und Menschen arbeitet, fügt der Band eine ökumenische Komponente hinzu, denn sie ist evangelisch. Doch für die Musiker macht es sowieso keinen Unterschied, ob sie auf evangelischen oder katholischen Kirchentagen spielen. „Die Kirchentage sind wie Urlaub“, sagt Grunau und Marie-Theres Kampe fügt hinzu: „Da lernt man sich ganz anders kennen – und die Macken der anderen auch.“ Das bringt die Bandmitglieder zum Lachen.

Der Wächter der Band ist Johannes Fischer, sagt Peter Albrecht. Der Bassist und Sänger sorgt dafür, dass Norbeat sich und seinem Stil treu bleibt. „Ja, aber kaum bin ich mal ein halbes Jahr nicht da, sind die Lieder ganz anders arrangiert“, hakt der ein. Er ist gelernter Optiker, arbeitet bei der Tafel und gehört ebenfalls schon lange zur Band. In seiner Freizeit hört er gerne alles, was klingt und Rhythmus hat. „Für mich muss bei Musik was Melodisches dabei sein“, beschreibt Johannes Fischer, obwohl er selbst mit dem Bass eher die Grundlage schafft, auf der die Melodie aufbaut. „Aber er singt ja auch unsere Unterstimmen“, fügt Peter Albrecht hinzu.

Peter Albrecht selbst, der Band-Leader, hört am liebsten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Das habe auch Einfluss auf seine Arrangements, sagt er. Er arrangiert die Kirchenlieder, damit jedes Instrument in der Band und jede Stimme seine Rolle bekommt. „Ich lasse mich oft von YouTube inspirieren oder denke mir was aus“, beschreibt er seine Vorgehensweise. „Rhythmusmuster und Oberstimmen entwickeln wir dann zusammen mit der Band.“ „Wenn Peter ausfallen würde, würde das E-Piano schon ziemlich fehlen“, sagt Johannes Fischer. Und auch das Schlagzeug spielt eine tragende Rolle, sagen die Bandmitglieder.

Hinter den Drums sitzt ein weiterer Optiker: Markus Gerlich. Er erscheint etwas später als die anderen zur Probe, bietet Getränke an und erzählt, dass sein Schlagzeugspiel auch von seiner Lieblingsmusik geprägt ist. Rock und progressive Musik aus den 70ern gefallen ihm besonders. Er mag Lieder, die rhythmisch kompliziert sind und lange Instrumentalpassagen beinhalten. „Neuerdings höre ich auch gut gemachten Metal und versuche, da Rhythmen rauszufiltern“, erzählt er und fügt an: „Wenn man nur mal üben würde …“ Bei der Probe gibt er das Tempo vor und behält seine Mitspieler im Blick.

Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit und die Musiker können auf viele gemeinsame Erinnerungen schauen. „Ein paar von uns haben hier ihre ersten Lieben gefunden“, denkt Marie-Theres Kampe zurück, die inzwischen Grundschullehrerin ist und unter anderem Musik unterrichtet. Johannes Fischer erinnert sich besonders gerne an einen Sachsen-Anhalt-Tag. Auf einem Lkw fuhren sie als Band mit. „Da haben wir auf die Straße runter musiziert“, sagt er und beschreibt die Mischung aus geistlichen Liedern und Popsongs, die sie dort spielten. Peter Albrecht beginnt „Kling Klang, du und ich“ zu summen.

Konzert oder Gottesdienstbegleitung – macht das für die Musiker einen Unterschied? Auf jeden Fall, sind sie sich einig. „Beim Gottesdienst sind wir Begleiter, bei Konzerten liegt der Fokus auf uns“, sagt Altistin Friederike Grunau. „Da sind wir froh, dass wir Peter haben“, meint Marie-Theres Kampe, „der einfach gut sprechen und das Publikum unterhalten kann.“ „Allerdings gibt es bei modernen Konzerten keine Pausen“, fügt der hinzu und schmunzelt: „Da muss man vor allem sehr schnell blättern.“ Obwohl sie im Gottesdienst mit der Musik beschäftigt sind, können sie sich auch gut auf das Geschehen und Gebet konzentrieren, sagen die Bandmitglieder. „Ich finde sogar, dass man näher dran ist beim Musizieren“, sagt Band-Bassist Johannes Fischer.

Liebeslieder für Gott

Apropos Musizieren: Was macht eigentlich ein gutes Lobpreislied aus? Man muss den Text gut fühlen können, sagt Friederike Grunau. Ihr falle es dann leichter, schwierige Passagen zu singen. Außerdem sollte die Melodie eingängig sein, findet Marie-Theres Kampe. Dabei darf sie auch simpel sein, finden die Sängerinnen, denn: „Wir können das Lied ja instrumental schmücken“, sagt Johannes Fischer. Neues Geistliches Liedgut gibt es bereits seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Inzwischen glichen neuere Lieder eher weltlicher Popmusik, sagt die Sopranistin und Schlagzeuger Markus Gerlich hebt hervor, dass das mehr Spielraum für Interpretation zulasse. „Neuere geistliche Lieder sind wie Liebeslieder, aber der Adressat ist halt – Gott“, sagt auch Peter Albrecht.

Früher wie heute, vor jedem Auftritt sind die Sieben ein wenig aufgeregt. Eine gesunde Anspannung brauche man aber auch, sagt Eric Schulenberg. „Vor unserem 20. Geburtstagsgottesdienst im Januar war ich aber extrem aufgeregt“, erzählt Marie-Theres Kampe. „Da musste ich erstmal ein Bier trinken“, sagt sie und lacht bei der Erinnerung. Auch für Friederike Grunau gehört etwas Aufregung dazu. „Ich halte mich dann gerne an meinem Mikrofon fest“, ist ihr Tipp gegen die Nervosität. „Dafür würde ich zu doll zittern“, gibt Johannes Fischer zu. Aber ihm hilft es, zu wissen, dass nie alles perfekt ist.

„Wir sind inzwischen besser geworden, aber auch etwas ungeplanter“, sagt Beinahe-Urgestein Marie-Theres Kampe. Und dann fangen die Bandmitglieder von Norbeat nach kurzem Hin und Her und dem Suchen von Noten an, ihre Lieder zu spielen, und Köpfe geraten ins Nicken und Füße ins Wippen.

Johanna Marin

Beim evangelischen Kirchentag in Hannover sind Mitglieder von Norbeat bei zwei Lobpreiskonzerten (1. Mai, 19 Uhr: Pauluskirche, Meterstraße 39 / 2. Mai, 18 Uhr: Cavallo Königliche Reithalle, Dragonerstraße 34) zu hören.