Afrikakreis in Stralsund unterstützt soziale Projekte in Ghana und anderen Ländern

Solarkocher für „Hexen“

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Engagierte des Afrikakreises Stralsund an ihrem Stand beim Ökumenischen Kirchentag Vorpommern.
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Foto: Dorothee Wanzek

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Engagierte des Afrikakreises Stralsund an ihrem Stand beim Ökumenischen Kirchentag Vorpommern. 

Seit 25 Jahren unterstützt der Afrikakreis der katholischen Gemeinde in Stralsund soziale Projekte in Ghana und anderen afrikanischen Ländern. Bis heute pflegen die Mitglieder persönliche Kontakte zu allen Projektpartnern.

Sie sammeln am Ostseestrand Bernstein und verpacken ihn, mit Segenswünschen versehen, in schmucke Flaschen. Zusammen mit selbst gebackenen Plätzchen und afrikanischem Kunsthandwerk verkaufen sie es bei Gemeindeveranstaltungen, halten Kollekten und sammeln Spenden beim Frühschoppen nach dem Gottesdienst, um damit soziale Projekte zu unterstützen, vor allem in Ghana, Togo und Äthiopien. Rund 6000 Euro sind auf diese Weise allein im vergangenen Jahr zusammengekommen – obwohl coronabedingt vieles noch nicht wieder uneingeschränkt möglich war. 
Rund ein Dutzend Frauen und Männer gehören zum Afrika-
kreis, der vor einem Vierteljahrhundert von Pfarrer Hermann Josef Weinsziehr ins Leben gerufen wurde.  Jeder bringt eigene Talente und Ideen ein. Passend zur Türsymbolik des Ökumenischen Kirchentags in Pasewalk hat eine junge Frau beispielsweise Stralsunder Türen fotografiert und mit den Fotos Briefkarten gestaltet. Am 1. Juli gab es die am Stand des Afrika-Kreises zu kaufen. Kennzeichnend für den Kreis war von Anfang an, dass die Projekte aus persönlichen Kontakten der Stralsunder Gemeindemitglieder gewachsen sind.
Der Elektroingenieur Christoph Baum war beispielsweise schon mehrfach zu Besuch in Stralsund, um von den Einrichtungen des Don-Bosco-Werks in Ashaiman in Ghana, Togo und Äthiopien zu berichten. Er möchte afrikanischen Jugendlichen – insbesondere durch Kenntnisse und Fertigkeiten in der Solarenergie –  Perspektiven im eigenen Land aufzeigen. 

Hilfen im Heimatland und am Ziel der Flucht

Zur Dominikanerin Schwester Edgitha Gorges gibt es ebenfalls langjährige Kontakte. Die Medizinerin hat sich jahrzehntelang um die Ausbildung von  Ärzten und Krankenschwestern in einer Klinik im ghanaischen Battor gekümmert. Mit über 80 Jahren lebt sie inzwischen im Mutterhaus in Speyer und verfolgt ihr Anliegen inzwischen mit Hilfe der Rosa-von-Lima-Stiftung, die sie hier gegründet hat. Sie setzt sich dafür ein, dass Einheimische Arbeitsbedingungen erhalten, die sie gern in ihrer Klinik arbeiten lassen. 
Bis zu ihrem Tod im vergangenen April standen die Stralsunder auch im Austausch mit der Essener Juristin Helga Kleinkowski. Sie verbrachte den Großteil ihres Lebens in einem Slum in Ashaiman, leistete dort Aufklärungsarbeit, brachte Kinder von der Straße in die Schule, nahm Frauen auf, die von ihren Familien als Hexen verstoßen wurden, betreute Alkoholiker und Aidskranke und rief Frauenaktivitäten ins Leben. Bis zu ihrem Tod im vergangenen April hielt der Afrikakreis Kontakt mit ihr.
In jüngerer Zeit haben Mitglieder des Kreises auch Missionsärztliche Schwestern kennengelernt, die ein Krankenhaus im Landesinneren von Ghana betreiben. Sie bekommen ebenso Unterstützung aus Stralsund wie die zumeist älteren Frauen, die der Hexerei bezichtigt worden sind und in sieben ghanaischen Dörfern zusammenleben. Sie wurden von Nachbarn und Angehörigen verantwortlich gemacht für Krankheiten und Unglücksfälle und aus ihren Herkunftsdörfern verbannt. Der Afrikakreis unter-
stützt sie vor allem mit Solarkochern und hilft ihnen so, sich selbst zu versorgen.
Eine Reihe von Mitgliedern des Kreises hat sich selbst vor Ort in Afrika vom Erfolg der Projekte überzeugt. Norbert und Renate Mann zum Beispiel sind vor einigen Jahren ins äthiopische Tigray gereist. Die Situation dort zu erleben, hat sie motiviert, sich noch intensiver zu engagieren. Gemeinsam mit anderen kümmern sie sich auch um Flüchtlinge in Stralsund. 
Besonders intensive Kontakte gibt es schon seit einiger Zeit zu katholischen und orthodoxen Eritreern. „Einer der ersten, dem wir geholfen haben, kümmert sich inzwischen selbst um andere Flüchtlinge, gibt ihnen Deutschunterricht und hilft ihnen bei der Einrichtung ihrer Unterkunft“, erzählt Norbert Mann. 
Eine Stralsunderin ist im vergangenen Herbst nach dem Abi-tur zu einem Freiwilligenjahr des Deutschen Roten Kreuzes nach Ghana aufgebrochen. Die Daheimgebliebenen freuen sich, dass die junge Freiwillige auch ihre Projekte besucht und sie über WhatsApp auf dem Laufenden hält.

Wer die Projekte des Afrikakreises unterstützen möchte, findet auf der Internetseite www.heiliger-bernhard.de Kontaktdaten und Spendenkonto

Dorothee Wanzek