Im Willigis-Gymnasium in Mainz
Abiturienten gründen eine Firma
Geräte reparieren und bei Schwierigkeiten einspringen: Die Technik an ihrer Schule hat eine Gruppe Schüler am Bischöflichen Willigis-Gymnasium schon länger gereizt. Daraus haben die jungen Leute eine Geschäftsidee gemacht. Von Karin Weber.
3564. Diese Zahl leuchtet mitten auf der Startseite der „Technik TaskForce“. 3564 Aufrufe registrierte die Internetseite der Schülerfirma am Mainzer Bischöflichen Willigis-Gymnasium bis Mitte Februar. „Das ist eine tolle Zahl, wenn man bedenkt, dass es unsere Firma erst seit Dezember gibt“, sagt Yamal van Oordt. Er ist mit Markus Brilka Vorstandsvorsitzender der Schülerfirma, somit Chef „von neun Leuten“.
„Unsere Schule ist ein unglaublicher Vorreiter“
Die technikaffine Gruppe besteht seit mehr als zwei Jahren an der Schule, bislang als Arbeitsgemeinschaft (AG). Die Jugendlichen reparierten technische Geräte der Schule. Hatten andere Schüler oder Lehrer Schwierigkeiten mit mobilen Endgeräten, Smartboards, PCs oder Laptops, durften die AG-Mitglieder ihren Unterricht verlassen und das Problem beheben. „Wir sind sehr interessiert an Technik, das ist Alltag für uns. Bisher haben wir das ehrenamtlich gemacht, wobei die verpassten Schulstunden sehr wichtige Erfahrungen für uns sind“, sagt der Zwölftklässler. Das technische Grundinteresse werde von der Schule gefördert. „Unsere Schule ist ein unglaublicher Vorreiter in Sachen Technik im Vergleich zu den städtischen Schulen. Dies kann ich aus meiner zweijährigen Erfahrung als Schülersprecher sagen“, sagt Yamal van Oordt. Doch nun, kurz vor dem Abitur, habe man niemanden begeistern können, diese Aufgabe ehrenamtlich weiterzuführen. Schon im Februar 2019 waren die Gymnasiasten im Gespräch mit einer Bank, um als Schülergenossenschaft im geschützten Rahmen der Schule ein Unternehmen zu gründen. „Das hat aber nicht funktioniert“, erzählt der 18-Jährige. Nach den Sommerferien 2020 habe sich die Option der Schülerfirma ergeben. Mit Unterstützung durch die gemeinnützige JUNIOR gGmbH am Institut der deutschen Wirtschaft Köln gründeten zehn Abiturienten im Dezember ihr eigenes Start-up, die nötige Hauptversammlung soll demnächst online stattfinden. Mit ihrer Geschäftsidee eigenes Geld verdienen – das ist nun möglich. Nebenbei erhalten sie wertvolle Einblicke ins Unternehmerleben.
„Die Technik TaskForce ist ein von der Schule sehr gewünschtes und gefördertes Projekt“, ergänzt Schulleiter Dr. Roman Riedel. Es trage erheblich zur ökonomischen Grundbildung der Schülerinnen und Schüler bei. „Gerade die dort gewonnenen praktischen Erfahrungen mit wirtschaftlichen Vorgängen aus den Bereichen Marketing, Controlling und Human Ressources können etwa in einem Sozialkundeunterricht nur schwer vermittelt werden. Hier haben wir ein Learning by Doing, das von unserem Partner, Institut der deutschen Wirtschaft Köln JUNIOR gemeinnützige GmbH, optimal betreut wird. Die Schule“, erläutert Roman Riedel, „unterstützt das Projekt, indem sie die Angebote der Technik TaskForce als Kunde nutzt und Aufträge erteilt, etwa um Videoclips zu erstellen, um vor allem PC-Technik zu warten oder PC-Systeme einzurichten und zu betreuen.“
Nicht nur technische Fähigkeiten sind gefragt
„Für unsere Kunden“, ergänzt Yamal van Oordt, „haben wir außerdem individuell gestaltete Webseiten und 3D-Druck im Portfolio.“ Es sind jedoch nicht nur technische Fähigkeiten gefragt, um das Unternehmen zu führen. „Ob Finanzierung, Geschäftsleitung, Design oder Verwaltung – inzwischen sind viele Stunden zusammengekommen“, sagt er. „Das kann man nur als Team schaffen.“ Neun Jungen und ein Mädchen – das Willigis ist zwar eine Jungenschule, aber in die Oberstufe gehen Jungen wie Mädchen – schnuppern Unternehmerluft.
Ein weiteres Ziel des Start-ups ist die Teilnahme am JUNIOR-Landes- und Bundeswettbewerb. „Nur fünf Schülerfirmen sind am Ende für den Landeswettbewerb zugelassen – dies nehmen wir als Ansporn“, sagt Yamal van Oordt. „Denn unser Ziel ist, am Bundeswettbewerb teilzunehmen, dafür strengen wir uns an!“ Der Geschäftsführer kann sich vorstellen, die Schülerfirma nach dem Abitur weiterzuentwickeln. „Wir haben auf jeden Fall eine tolle Geschäftsidee und einen Geschäftsplan, um die Schülerfirma als eigenständiges Start-up weiterzuführen.“