Adventsserie 2018 – Folge 1
Advent – Übzeit zum Dienen
Kinder zelebrieren das Warten mit dem Adventskalender. Und Erwachsene? Können wir noch warten? Und auf was? Vier Menschen denken in unserer Adventsserie darüber nach. Folge 1: Schwester Simone Weber, Dernbach
Wir stehen am Beginn des Advents, der Zeit des Wartens auf ein Kommendes. Vielleicht gehört es zu unserem Menschsein, immer Wartende zu sein – Wartende und Suchende. Häufig wissen wir noch nicht einmal, worauf wir warten, was wir suchen.
Wir sagen zwar jetzt: Wir warten auf Weihnachten. Aber an Weihnachten werden wir auch weiter Wartende sein und Suchende.
Wir feiern an Weihnachten Ankunft, in gewisser Weise Erfüllung unseres Wartens. Aber nur in gewisser Weise; denn: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in Gott“, sagt Augustinus. So weit kommen meines Erachtens die wenigsten Menschen in ihrer kurzen Lebenszeit – auch wenn jemand 90 und mehr Jahre wird, ist es doch eine kurze Zeit, gemessen an kosmischen Dimensionen. Katharina Kasper, die am 14. Oktober in Rom heiliggesprochene Frau aus dem Westerwald, sagte: „Wir wollen in Gott ruhen und seine Gegenwart genießen.“ Ihr ist dieses Ruhen offensichtlich schon hier geschenkt worden – sie wollte es und wartete darauf. Sie suchte und fand Gott überall. Sie nannte es in einem Brief: „Allen Geschöpfen dienen, wegen Gott.“ Jesus von Nazareth, dessen Geburtsfest wir erwarten und an Weihnachten feiern, kam, um das zu verwirklichen: allen dienen! In diese Haltung einzusteigen, bereitet unser Herz darauf vor, in Gott ruhen zu können. Warten und Sich-Vorbereiten auf Weihnachten bedeutet, sich bereit zu machen auf den immer neu ankommenden Christus in uns. Der Advent ist dazu das jährliche Exerzitium, die Übzeit.
Christus will heute, immer jetzt, bei mir ankommen – in jeder Begegnung mit dem anderen Menschen. Denn der jetzt Ankommende ist der, der einmal in der Geschichte Mensch geworden ist und heute in jedem Menschen dem Menschen begegnen will, dienen will. Karl Rahner sagte einmal etwa so: Wer sein Menschsein (und das der anderen) annimmt, nimmt damit Gott an, der Mensch geworden ist.
Jeder Mensch trägt das Antlitz Gottes, das glauben wir. Es ist uns schon im ersten Buch der Bibel gesagt, und Jesus Christus hat es uns durch sein Leben gezeigt. Wenn dieser Glaube wirklich unseren Alltag bestimmt, dann sind Respekt und Ehrfurcht vor der Würde der andern der tragende Grund unserer Begegnungen.
Dann wächst das Göttliche im Herzen der Welt. Wenn es so ein Zuhause in uns hat, dann wächst auch das, was die Engel in der Weihnachtsbotschaft verkünden: Friede den Menschen auf Erden! Beginnende Erfüllung unserer Hoffnung, unseres Wartens.
Simone Weber gehört den Armen Dienstmägden Jesu Christi (Dernbacher Schwestern) an.