Wie können junge Menschen ihren Glauben im Bistum Mainz leben?

Alltag statt nur Feiertag

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Weltjugendtage, Taizégebete, Nightfever – Feiern in der Masse begeistert. Vor allem bei jungen Christen kommen Events gut an. Braucht es den Glauben als Party? Wie können junge Menschen im Bistum Mainz ihren Glauben leben? Von Sarah Seifen.

Ästhetik und Gleichgesinnte ziehen tausende junge Menschen zu kirchlichen Events. | Foto: Adobe Stock
Ästhetik und Gleichgesinnte ziehen tausende junge Menschen zu kirchlichen
Events. Foto: Adobe Stock

Livemusik schallt aus Lautsprechern, Scheinwerfer kleiden alte Gemäuer in bunte Farben und wo man hinsieht: junge Menschen. Alles erlebbar in der Kirche. Tausende Jugendliche strömen zu kirchlichen Großveranstaltungen, verbringen ein paar Tage in einer „anderen Welt“. Und dann? Was ist, wenn der Alltag Zuhause weitergeht?

„Events sind besondere Zeiten, mit einer gewissen Ästhetik, mit intensiven Erfahrungen. Da merke ich: Ich bin Teil eines großen Ganzen“, sagt Pfarrer Mathias Berger, Diözesanjugendseelsorger im Bistum Mainz. Aber das sei eben nicht alles. „Es gibt zwei grundlegende Erfahrungen: die Kick-Erfahrung, wo eine intensive Begegnung mit Gott möglich ist, und die Beständigkeit im Leben. Die schaffen wir eben nur in den Pfarreien und Verbänden.“

Verbände begleiten vor und nach Events

Ein Beispiel für die Verbindung dieser Erfahrungen sei die Friedenslicht-Aktion der Pfadfinder (DPSG) am dritten Adventssonntag. Die Aktion ist ein punktuelles Ereignis, gebunden an die „starke Geschichte des kleines Lichts aus Betlehem“. Aber die DPSG bietet auch Gruppenstunden. „Mit klaren Inhalten. Diese Bindung und Begleitung im Alltag schaffen wir mit Events nicht.“

Verbands- und Jugendarbeit kennt Anna Mersch aus verschiedenen Perspektiven. Die 30-Jährige ist selbst Mitglied der Katholischen jungen Gemeinde (KjG), arbeitet als Pastoralassistentin in  der Pfarrei in Mainz-Laubenheim und seit August 2017 in der Infostelle „Berufe der Kirche“ im Bistum Mainz. „Wichtig für junge Leute ist die Gemeinschaftserfahrung. Das ist dann ein Sog. Wenn es gut läuft, wird man mitgezogen“, erklärt sie. Diese Erfahrung habe sie selbst in der KjG gemacht. Also vor Ort: „Da läuft das Kontinuierliche, da läuft das, was bleibt.“

Der Leiter der Infostelle „Berufe der Kirche“ und Subregens Pfarrer Markus Lerchl bezeichnet Events als Feiertage. „Die braucht es unbedingt! Wir brauchen aber auch den Alltag“, sagt er. „Dass ein junger Mensch weitergetragen wird, dazu dienen echte Glaubenszeugen, Menschen, die selbstverständlich im Restaurant beten, die gerne Christ sind. Das ist Aufgabe der älteren Generation und dieses Aufeinandertreffen gibt es nur in den Gemeinden.“

Das Christsein im Alltag einüben

Um junge Menschen in das Pfarreienleben einzubinden, bietet die Infostelle seit September 2017 den Bundesfreiwilligendienst an. Acht junge Leute arbeiten in Pfarrteams mit. Für 2019 ist ein „Christliches Orientierungsjahr“ geplant. Hier haben Frauen und Männer zwischen 17 und 25 Jahren die Möglichkeit, in einer Wohngemeinschaft ihre Berufung herauszufinden. Das Ziel sei nicht zwingend, einen pastoralen Beruf zu ergreifen, sondern Christsein im Alltag „einzuüben“, betont Lerchl.

Dass Jugendliche in den Pfarreien aktiv sind, zeigen Zahlen: Mehr als 9000 Messdiener gibt es im Bistum laut Berger, an die 12 000 Mitglieder in den neun Verbänden der Diözese mit dem Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) als Dachverband. „Wenn jemand mehr sucht, was über die Pfarreiarbeit hinausgeht, kann das bei Events erlebt werden. Aber wir von der Jugendarbeit im Bistum können das auch bieten“, sagt der Diözesanjugendseelsorger. Zum Beispiel mit einem Glaubenskurs (siehe Tipp). Wie intensiv diese Erfahrung dann werde, sei jedem selbst überlassen. „Wir wollen ermöglichen, nicht erzwingen.“

 

Meinung: Sinnsuche

Sarah Seifen Foto: ich
Sarah Seifen
Volontärin

Weihrauch, eine Band, eine kleine Flamme, die an Ostern die Kirche erhellt. Der katholische Glauben beansprucht die Sinne. Vor allem an hohen Festtagen werden Nase, Ohren und Augen bedient. Oder eben bei Events. Durch Lichtinstallationen oder gut eingesetzte Stille entsteht eine anziehende Atmosphäre. Bei all den Sinnesreizen darf aber nicht der Kopf vergessen werden. Denn auch der will Sinngebendes. Keine leeren Redewendungen, sondern geistlichen Inhalt. Mit dem, der die Botschaft der Kirche unschlagbar macht: Jesus Christus. Wie kann Kirche auch im Alltag wieder mehr Sinngebendes bieten? Sodass auch wir jungen Leute nicht von Event zu Event hüpfen müssen, um das zu finden, was wir suchen.

 

Tipp: Jung im Bistum

An vier Wochenenden mit Gleichgesinnten über den Glauben sprechen: Dazu bietet der BDKJ den Glaubenskurs „Feel the spirit“ an. Infos beim Bischöflichen Jugendamt Mainz, www.jugend.bistummainz.de oder unter www.feelthespirit.de
Auf der Seite der Infostelle „Berufe der Kirche“: www.berufe-kirche-mainz.de beschreiben die jungen Christen im Freiwilligendienst ihre Erfahrungen in einem Blog.