Richtiger Umgang mit Smartphone und Laptop
Als Mama und Papa ein Vorbild sein

Smartphones und Laptops sind zu Weihnachten hoch im Kurs. Damit Kinder den richtigen Umgang damit lernen, sollten Eltern diese Medien und Computerspiele nicht verteufeln, sondern sich Zeit dafür nehmen und ihren eigenen Umgang hinterfragen, meint Kriminalhauptkommissar Tom Weinert.

Oft ab der dritten Klasse wollen die meisten Kinder ein Smartphone. Was raten Sie Eltern?
Ich rate Eltern hierzu folgende Vorgehensweise: Geben Sie Ihrem Kind erst dann ein Smartphone, wenn es sich mit dessen Risiken und Funktionsweisen auskennt. Kurzum: Sind Sie der Meinung, dass Ihr Kind die geistige Reife hat, mit einem Smartphone kompetent umgehen zu können, so begleiten Sie es bei jedem Meilenstein. Das kann in Form von informeller Aufklärung bis hin zur kritischen Auseinandersetzung mittels Gesprächen umgesetzt werden. Das richtige Alter gibt es nicht.
Viele Menschen bewegen sich auf Social-Media-Plattformen (Facebook, Twitter, Instagram etc.) oder nutzen Messengerdienste wie WhatsApp. Was sollten Eltern hier in Bezug auf ihre Kinder beachten?
Sobald Ihr Kind ein Smartphone besitzt, hinterlässt es einen digitalen Fußabdruck. Dieser wird umso größer, desto mehr Apps es nutzt. Insbesondere kostenlose Apps spionieren einen komplett aus. Ihr Kind muss vor der Benutzung der Apps verstanden haben, dass die veröffentlichten Inhalte gespeichert und systematisch, zum Beispiel von der freien Wirtschaft, genutzt werden. Im schlimmsten Fall verfolgen einen diese Daten bis ins junge Erwachsenenalter oder darüber hinaus.
Wenn vor allem Jugendliche zu oft zum Handy greifen, verursacht das oft Stress in den Familien. Zudem sind viele Eltern unsicher, was sie erlauben sollten. Haben Sie ein paar Tipps?
Wir müssen uns als Eltern über Neuerungen (zum Beispiel eine neue App) informieren und dann für uns einordnen, ob wir die App erlauben oder eben nicht. Regeln aufstellen und angemessen umsetzen, kann der richtige Weg sein. Noch viel wichtiger ist es, als Mama oder Papa Vorbild zu sein. Ich kann als Papa am Sonntag nicht vier Stunden Fußball schauen und zu meinem Sohn sagen: „Geh raus, vier Stunden Fußball spielen.“ Kinder sind eben nun mal das Spiegelbild der Eltern!
Als Polizist werden Sie mit Straftaten konfrontiert. Welches Verhalten an Handy oder Computer ist strafbar, welche Rechte haben Kinder (Stichworte: Fotos, Cybermobbing)?
Das Thema könnte jetzt Seiten über Seiten füllen. Einfach gesagt, das Regelwerk für die analoge Welt trifft eins zu eins für die digitale Welt zu. Eine Beleidigung ist im digitalen Umfeld genauso eine Beleidigung wie in der analogen Welt.
Besonderheiten stellen beispielsweise das Kunsturheberrechtsgesetz dar. Fotos, worauf andere Personen zu sehen sind, dürfen nur mit deren Einwilligung versandt werden. Betrifft dies sogar den höchstpersönlichen Lebensbereich (zum Beispiel Bilder in der Wohnung) sind diese schon bei der Aufnahme verboten, wenn sie gegen meinen Willen entstanden sind. Der Klassiker wäre hier die Nacktaufnahme, die von mir weiterversandt wird.
Cybermobbing als solches ist nicht strafbar. Jedoch greifen diverse Tatbestände. Werde ich im Rahmen der Mobbinghandlungen via Internet beleidigt, so stellt dies eine Beleidigung dar. Bei einem richtigen Härtefall sind in der Regel mehrere Straftatbestände erfüllt, die von der Polizei verfolgt werden können.
Das Internet und der Umgang mit Smartphones bergen ja nicht nur Risiken. Man kann Kontakt pflegen oder sich schnell informieren. Wie recherchieren Kinder im Netz am besten?
Kinder sollten kindgerechte Suchmaschinen nutzen. Beispiele hierfür wären die Seiten von www.fragfinn.de oder von www.blindekuh.de. Generell sollten Kinder aber bei der Suche im Internet immer auch begleitet werden.
Welche Fehler machen Eltern Ihrer Erfahrung nach am häufigsten?
Sie nehmen sich einfach zu wenig Zeit für dieses Thema. Informieren Sie sich doch über ein Thema auf der Internetseite www.klicksafe.de. Doch am meisten nehme ich wahr, dass Eltern selbst kein gutes Vorbild abgeben. Das bemerke ich insbesondere in meinem privaten Umfeld, wo alle um die 30 Jahre alt und Eltern sind. Die wenigsten von ihnen pflegen hier eine gesunde Auseinandersetzung mit den Neuen Medien.
Was ist Ihr genereller Rat, damit Eltern ihre Kinder gut durch die digitale Welt begleiten?
Die Neuen Medien niemals verteufeln! Sich Zeit nehmen und die Neuen Medien zu Beginn der „Reise“ gemeinsam entdecken. Je älter das Kind ist, desto mehr rückt Vertrauen in den Vordergrund und wir müssen lernen als Mama oder Papa loszulassen. Noch ein Tipp: Eltern sollten sich fragen, wie sie denn ihre eigene Jugend erlebt haben. Haben sie in ihrer Jugendzeit Grenzen überschritten? In der Jugendzeit dürfen und sollen Fehler gemacht werden – doch heute landen diese grenzüberschreitenden Erfahrungen schnell im Internet und werden so rasend schnell einer breiten Masse zugänglich. Diese Gegensätze beschäftigen mich jeden Tag in meiner Arbeit bei der Kriminalpolizei.
Interview: Christine Schniedermann
Zur Person
Der Münchener Kriminalhauptkommissar Tom Weinert ist zuständig für Prävention und Opferschutz und berichtet auf Elternabenden und vor Schulklassen aus seinem Arbeitsalltag.