Malteser helfen bei der Erstaufnahme von Ukraine-Flüchtlingen

Ankunft im Frieden

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Der Krieg in der Ukraine spannt die Malteser ein. Sie versorgen in Celle Flüchtlinge in einer provisorischen Erstaufnahmeeinrichtung und richten eine alte Sporthalle in Sarstedt als Notaufnahme ein. Auch in anderen Städten sind die Malteser eingebunden. Einige Schlaglichter.


Endlich in Sicherheit: Oksana aus Charkiw mit ihrem
kleinen Sohn Sascha in Celle.

Für ihn war die Reise durch halb Europa ein großes Abenteuer: „Er ist erst zwei Jahre alt, er versteht noch nichts vom Krieg“, sagt Oksana und beobachtet ihren Sohn Sascha beim Spielen in dem kleinen Zimmer eines ehemaligen Alten- und Pflegeheims in Celle. Gefasst und ruhig wirkt auch Oksana selbst, als sie in gutem Englisch von den vergangenen Tagen erzählt: Aus Charkiw komme sie, der Stadt nahe der Grenze zu Russland, die schon am ersten Tag des Ukraine-Krieges von Russland angegriffen wurde. Als die Einschläge näherkamen, habe sie ihren Sohn geschnappt und sei nach Westen geflohen. Mehrere Tage verbrachte sie in der Ukraine  und fuhr dann über Polen nach Berlin. Von dort brachte man sie in das Verteilzentrum für Flüchtlinge nach Laatzen und schließlich nach Celle. Hier ist sie in Sicherheit und kann mit ihrem kleinen Sohn zur Ruhe kommen. Viele gute Menschen seien ihr auch in Deutschland begegnet, die ihrem Sohn Spielsachen und sogar einen Kinderwagen schenkten, freut sich Oksana. Doch das schönste Geschenk gilt ihr nichts gegen die Heimat, die eigene Wohnung, das eigene Bett, nach dem sie sich zurücksehnt – und natürlich nach ihrem Mann, der in der ukrainischen Millionenstadt geblieben ist.
 


Unter Zeitdruck wird in Celle ein Notquartier
für die Kriegsflüchtlinge eingerichtet.

Mit Oksana und Sascha sind an diesem Tag in zwei Bussen rund 100 andere Ukrainer nach Celle gekommen, vor allem Frauen und Kinder, aber auch einige ältere Menschen und sogar eine Katze. Müde und erschöpft seien sie gewesen, erzählt Arzt Michael Nowak, Stadtbeauftragter der Malteser in Celle, aber ansonsten gesund. In dem ehemaligen Alten- und Pflegeheim, das seit Mitte Februar leer stand, wurden sie von Maltesern und Mitarbeitern des DRK erwartet, die das neue Zuhause der Geflüchteten gemeinsam betreiben.

„Insgesamt sind die Geflüchteten sehr ruhig und gefasst“, erzählt Olaf Bartels, Malteser-Koordinator der Erstaufnahmeeinrichtung in Celle. „Die meisten halten sich viel im Zimmer auf, sind froh, sich ausschlafen, in Ruhe duschen und regelmäßig essen zu können.“ Überwältigt ist Bartels von den positiven Reaktionen und der Hilfsbereitschaft der Menschen in Celle: „Ich bekomme ständig Hilfsangebote oder Anfragen, ob man unterstützen könne.“


 

Mit Hammer und Schrauber im Einsatz

Ähnliches berichtet auch Anke Bieler, Dienststellenleiterin der Malteser in Celle. Sie habe keinerlei Probleme gehabt, Helfer für den Aufbau und den Dienst in der Erstaufnahmeeinrichtung zu finden. „Innerhalb kurzer Zeit kamen mehr als ein Dutzend Ehrenamtliche und auch einige Hauptamtliche zusammen.“ Gemeinsam hatten sie erst wenige Stunden vor Ankunft der ersten Geflüchteten 76 leere Zimmer behelfsmäßig mit 176 Feldbetten ausgestattet.

Als in Celle bereits Menschen mit Seife und Süßem versorgt wurden, herrschten in Sarstedt südlich von Hannover noch Hammer und Akku-Schrauber. Rund zwei Dutzend haupt- und ehrenamtliche Malteser der Stadtgliederung Hildesheim richteten hier die Sporthalle des Sarstedter Gymnasiums für die Ankunft von ukrainischen Bürgern her. In Zusammenarbeit mit Mitarbeitern des Landkreises, einem Messebauunternehmen und der Freiwilligen Feuerwehr Sarstedt entstanden innerhalb weniger Stunden zehn Zimmersegmente mit mehreren Doppelstockbetten sowie Feldbetten, die Platz für bis zu 60 Personen bieten.

Wie lange sich die Malteser für die Betreuung ukrainischer Flüchtlinge und für weitere Aufgaben des Zivil- und Katastrophenschutzes bereithalten müssen ist ungewiss. Darum stehen sie als Kooperationspartner nicht für die geplante Pilgerradtour im Godehardsjahr zur Verfügung. Das hat weitreichene Auswirkungen (siehe Bericht auf Seite 15).

Michael Lukas

 


Janna Beitzen

„Ich organisiere und helfe gern und es macht mir Freude, mit anzupacken. Im Trubel blühe ich richtig auf. Daher freue ich mich, dass mir die Malteser vorübergehend die Leitung der Erstaufnahmeeinrichtung in Sarstedt anvertraut haben. Hier kann ich für Menschen da sein, die Schweres durchgemacht haben. Das macht meine Arbeit so sinnvoll und motiviert mich sehr.“ (Janna Beitzen)

 


Tobias Windel

„Es macht mir Freude, Menschen zu helfen. Da ich gern handwerklich arbeite, gefällt mir vor allem das ehrenamtliche Engagement im Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Allerdings liegt die Altersgrenze für diesen Einsatz bei 16 Jahren. Nach meinem 16. Geburtstag möchte ich daher Mitglied im Katastrophenschutz der Malteser werden.“ (Tobias Windel)

 


Regina Windel

„Hier können wir im Team Menschen helfen, die unsere Hilfe brauchen. Dabei kann ich wertvolle Erfahrungen sammeln. Wahrscheinlich würde ich mich auch dann bei den Maltesern engagieren, wenn ich nicht katholisch wäre. Meine Lehrer in der Marienschule unterstützen mich bei meinem ehrenamtlichen Engagement und geben mir gelegentlich auch frei, damit ich helfen kann.“ (Regina Windel)