Caritas Jahreskampagne: "Der Frieden beginnt bei mir"
Auch ich kann etwas tun
Foto: Lothar Nahler / Deutscher Caritasverband
In den vergangenen Wochen hat Eva Maria Welskop-Deffaa häufig an Gertrud Luckner gedacht. Die Katholikin arbeitete in der Zeit des Nationalsozialismus für den Deutschen Caritasverband. Sie sorgte dafür, dass Jüdinnen und Juden die Chance hatten, sich zu verstecken oder zu fliehen. In der Reichspogromnacht radelte sie von Wohnung zu Wohnung, um jüdische Familien vor dem Nazi-Mob zu warnen. Für Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa zeigt Luckners entschlossenes Handeln, wie wir in Krisen bestehen können: „Eskalation kann abgewendet werden. Brutalität muss nicht gewinnen. Wir können Menschen ganz konkret helfen.“
Mit ihrer neuen Jahreskampagne will die Caritas aufzeigen, was jede und jeder von uns dazu beitragen kann, dass wir gemeinsam durch unsere herausfordernde Zeit kommen. Ihr Motto lautet: „Der Frieden beginnt bei mir“. Viele Bürgerinnen und Bürger sind gerade ängstlich, wütend, überfordert. „Die Kriege und Konflikte rücken näher an uns heran und prägen das Lebensgefühl der Menschen in unserem Land“, sagt Welskop-Deffaa. Sie denkt an den Krieg in der Ukraine und an die Geflüchteten, die bei uns Zuflucht suchen. An die Eskalation im Nahen Osten und den Antisemitismus, der in Deutschland immer stärker aufbricht. Und mit Blick auf die Europa- und Landtagswahlen in diesem Jahr an das erschreckende Umfragehoch der AfD. „Als Caritas wollen wir die drängenden gesellschaftlichen und politischen Fragen so thematisieren, dass es gelingt, die Polarisierungen und Verrohungen abzuwenden, die am Ende auf Wahlerfolge derer einzahlen, die Demokratie und Rechtsstaat zerstören wollen“, sagt Welskop-Deffaa.
Mit Aktionen, Diskussionen und Gottesdiensten will der Verband Impulse setzen – nach innen wie nach außen. In ihren Einrichtungen bringt die Caritas dafür Tausende Aufkleber an Spiegeln an, darauf die Worte „Der Frieden beginnt bei mir“. So wird das Kampagnenmotto an der Garderobe oder vor dem Waschbecken zur Aufforderung an jeden Einzelnen: Auch du kannst etwas tun!
Was ist eure Lösung für die Probleme?
In Krisenzeiten ist jeder Mensch gefragt. Wenn wütende Bauern rufen, dass die Regierung wegmüsse, dann könnte man sie fragen: Was wünscht ihr euch stattdessen? Was ist eure Lösung für die Probleme, die ihr seht?
Wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland fürchten müssen, auf der Straße attackiert, beleidigt oder bedroht zu werden, dann sollten wir Christen ihnen zur Seite stehen, Solidarität zeigen und sie verteidigen. Und wenn wir in Gesprächen antisemitische Vorurteile hören, sollten wir nicht die Konfrontation scheuen, sondern entschlossen widersprechen.
Es gibt viele Wege, den Frieden bei mir beginnen zu lassen. Manchmal reicht dafür schon eine Geste im Alltag: ein gutes Wort, ein freundliches Lächeln, eine schnelle Hilfe. „Jeder kann einen Beitrag zum Frieden leisten“, sagt Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa: „Am Ende kann es nur gemeinsam gelingen. Frieden braucht ein solidarisches Wir.“